IG Sport Luzern äussert sich zur Corona-Krise

Urs Dickerhof: «Es geht auch um die kleinen Sportvereine»

Blick aufs Wasser – oder in eine Kameralinse: Die Läufer am Rotseelauf. (Bild: Anna Steiner)

Luzerner Stadtlauf: abgesagt. Die Ruderevents auf dem Rotsee: abgesagt. Fussball, Volleyball, Landhockey ruhen. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf Sportvereine sind riesig. Urs Dickerhof, Präsident der IG Sport Luzern kündigt politische Vorstösse an.

Die IG Sport Luzern als Dachverband der Luzerner Sportorganisationen äussert sich am Freitag zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Luzerner Spitzen- und Breitensport. Präsident Urs Dickerhof und sein Team wollen sich «vehement dafür einsetzen, dass ein Teil der Unterstützungsgelder, die der Bundesrat dem Sport als Soforthilfe zugesprochen hat, auch den Luzerner Veranstaltern, Sportanlagenbetreibern und Organisationen zukommt.»

Dickerhof will im Gespräch mit dem Luzerner Regierungsrat und Sportdirektor Guido Graf das Thema auf politischer Ebene angehen. Dabei sei auch das Mittel politischer Vorstösse vorgesehen, heisst es in der Mitteilung. Da der Politbetrieb aber zurzeit ruht, ist dies wohl frühestens ab Mai wieder möglich (zentralplus berichtete).

Es gehe dabei nicht in erster Linie darum, die Spitzenvereine und ligen zu vertreten. Diese hätten durch ihre grossen Verbände bereits Support erhalten, sagt der SVP-Kantonsrat im Videointerview, das von der IG Sport Luzern veröffentlicht wurde. Prekär ist die Lage auch für viele kleinere Vereine und Veranstalter.

Ein Beispiel: Bei kleineren Veranstaltungen wie dem abgesagten Rotseelauf Ebikon mit rund 900 Teilnehmern wirken meistens ehrenamtliche Organisationskomitees im Hintergrund, die sich mit der Laufveranstaltung eine Einnahmequelle für das jährliche Vereinsleben sichern. «Der Ausfall dieser Einnahmen gefährdet in der Folge das gesamte Vereinsleben.»

Kleine Vereine kommen rasch an die Grenze

Auch der eingestellte Meisterschafts- und Trainingsbetrieb bringen die Vereine in Nöte. Ein weiteres Beispiel: Alleine die Landhockeyabteilung des Luzerner SC rechnet angesichts des gestoppten Sportbetriebs mit ungedeckten Kosten von 9’000 Franken pro Monat.

SC Kriens beschliesst Ausgabenstopp

Auch SC-Kriens-Präsident Werner Baumgartner äusserte sich am Freitag: «Fakt ist, dass kein einziger Franken mehr in die Kasse kommt.» Da man keine Mäzene habe, sei man bei der Bezahlung von laufenden Ausgaben wie Löhnen und Mieten auf sich alleine gestellt. «Als ersten Schritt haben wir deshalb einen kompletten Ausgabenstopp beschlossen», so Baumgartner. Der Betrieb sei bereits auf das Notwendigste heruntergefahren, Kurzarbeit wurde beantragt. Während die Liga gerade die Hilfe organisiert, will der SC Kriens sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. «Da wird sicher noch das eine oder andere möglich sein», so Baumgartner kämpferisch.

Der Spitzenverein auf Schweizer Ebene in einer olympischen Sportart leistet sich qualitativ ausgewiesene Fachkräfte als Trainer oder Coaches, um seinem erfolgreichen Nachwuchs die bestmögliche Ausbildung zu bieten. «Mehrmonatige Fehlbeträge von 9’000 Franken wegen des Coronavirus führen im schlimmsten Fall dazu, die Lohnkosten zu senken und Trainerverträge aufzulösen», teilt der Verein mit.

Stadtlauf kann sich finanziell über Wasser halten

Derweil musste der Verein Luzerner Stadtlauf vier Mitarbeiter auf Kurzarbeit setzen. Mit der Absage des jährlichen Laufevents muss er mit 150’000 Franken Verlust rechnen. Dank Reserven aus den Vorjahren dürfte das Schlimmste verhindert werden, «auch weil die Absage gerade noch rechtzeitig erfolgt ist», wie die Organisatoren mitteilen.

Bei vielen Vereinen und Veranstaltern sind die Konsequenzen der Corona-Krise aber noch offen. Es komme auch darauf an, wie lange keine Veranstaltungen mehr stattfinden könnten, sagt Dickerhof im Interview. Die Absage der Olympischen Qualifikationsregatten und des Weltcupfinals auf dem Rotsee hätten schliesslich nicht nur für die Vereine selbst, sondern auch für Hotellerie und Gastronomie in der Stadt Luzern und Umgebung negative Folgen.

Millionenschaden bei Aus des Leichtathletikmeetings

Zurzeit nicht auszuschliessen sei zudem eine Absage des Luzerner Leichtathletikmeetings vom 1. Juli. «Entgehende TV-, Sponsoren- und Zuschauereinnahmen überschreiten womöglich die Millionengrenze», befürchtet die IG Sport Luzern. Der Ticketverkauf sei bereits in Vorbereitung, die Engagements der Stars längstens getätigt. Auch hier müsste die Hotellerie und Gastronomie der Stadt Luzern mit hohen verpassten Einnahmen rechnen, wenn ihre Betriebe bis dahin wieder hochgefahren wären.

Auch die regionalen Sportanlagenbetreiber wie Tennis-, Badminton- und Squashcenter, Hallenbäder, Eishallen oder Sporthallen kämpfen zum Teil bereits jetzt ums Überleben. Dickerhof sagt, dass es dabei aber nicht nur um die finanziellen Folgen gehe, sondern auch das soziale und schliesslich die Gesundheit, die leiden, wenn das Sport- und Vereinsleben zum erliegen kommt. «Je länger dieser Zustand andauert, desto grösser sind die Auswirkungen.»

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