Nach der ersten Hälfte der Qualifikation haben sich der EVZ, die ZSC Lions und der SC Bern als Spitzentrio vom Rest der Liga abgesetzt. Zu den Erfolgsfaktoren gehören die äusserst stabile Defensive und der ausgeglichene Sturm; eine mögliche Folge davon, dass der EVZ erstmals mit drei ausländischen Centern spielt. Insbesondere der neue Kanadier David McIntyre hat sich als besonders geschickter Transfer erwiesen.
McIntyre steht wie kaum ein anderer für den Unterschied zwischen dem konstanten, gut organisierten EVZ von Coach Kreis und der spektakulären, aber unberechenbaren EVZ-Ausgabe unter Doug Shedden. Entsprechend der neuen Spielphilosophie haben sich auch die Anforderungen an die ausländischen Spieler geändert. McIntyre scort zwar auf konstant hohem Niveau und hat sich in den Top Ten der Scorerliste etabliert, spielt aber längst nicht so spektakulär wie Metropolit, Omark oder Bouchard. Stattdessen zeichnet ihn sein komplettes Spiel in allen drei Zonen und der Fokus auf die Details aus.
Dennoch bilanziert der Kanadier nach der ersten Hälfte der Quali sehr selbstkritisch: «Mein Spiel ist noch nicht dort, wo ich es haben möchte. Das hat nichts mit Punkten zu tun, sondern damit, ein kompletter Spieler zu sein. Manchmal spiele ich offensiv sehr gut, verliere aber einige Bullys, was uns defensiv in Schwierigkeiten bringen könnte.»
In allen Situationen wichtig
Insgesamt macht der Center jedoch einen glücklichen Eindruck, was verschiedene Gründe hat. Einerseits gefalle es ihm sehr in der Mannschaft, anderseits behage es ihm, wie das Team momentan spiele. An diesen Leistungen hat McIntyre, der auf Empfehlung des langjährigen EVZ-Torhüters und ehemaligen Teamkollegen Jussi Markkanen aus Finnland nach Zug gekommen ist, wesentlichen Anteil. Wenn er nicht selber Tore schiesst oder mit seiner herausragenden Übersicht die Mitspieler freispielt, überzeugt er mit seinem soliden Stellungsspiel und starken Zweikampfverhalten in der eigenen Zone. Entsprechend stolz ist er auf seine Plus-Minus-Bilanz von aktuell +14: der beste Wert aller Zuger.
«David ist keiner, der laut herumschreit, aber er trifft es immer auf den Punkt.»
Dominic Lammer, Stürmer beim EVZ
Zudem ist das Power-Play wesentlich effizienter, seit der Kanadier wieder in der ersten Formation mit Diaz, Martschini, Holden und Immonen spielen darf. Dass man starkes Defensivverhalten und offensive Produktion – sogenanntes two-way game – im selben Einsatz miteinander kombinieren kann, hat der 29-Jährige kürzlich im Heimspiel gegen Genève-Servette eindrücklich bewiesen. Gleich zwei Treffer gelangen ihm in Unterzahl. «Ich kann mich nicht erinnern, wann mir das letztmals gelungen ist. Definitiv noch nie im professionellen Eishockey.»
Ein geborener Leader
Ausserdem hat sich McIntyre innert kürzester Zeit nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine als Führungsspieler etabliert. Bereits in seiner ersten Saison gehört er, der bereits in seiner College-Zeit als Kapitän amtete, zu einem der vier Assistenzkapitäne Holdens. Eine logische Entscheidung, wie Linienkollege Dominic Lammer findet: «Er hat sich das ‹A› mit seinen Leistungen sofort verdient und findet immer die richtigen Worte. David ist keiner, der laut herumschreit, aber er trifft es immer auf den Punkt.»
Der Kanadier selbst erachtet das Amt als «riesige Ehre». Wann hat er sich denn letztmals die Mitspieler zu Brust genommen? «Im Spiel gegen Lugano Ende November zwischen dem zweiten und dritten Drittel.» Offenbar hat sein Statement die Wirkung nicht verfehlt, konnte der EVZ doch einen 1:3-Rückstand noch drehen und zwei weitere Punkte einheimsen. Gleichwohl möchte er lieber mit seinen Leistungen und seiner Arbeitsmoral als mit Weckrufen ein Vorbild sein, wie er erklärt.
Zug hat seine Erwartungen voll erfüllt
Ein wichtiger Grund, weshalb es McIntyre auf dem Eis so gut läuft, hängt mit seinem Leben abseits des Hockeys zusammen. Seit Juli lebt er mit seiner Frau und Tochter hier und sie «lieben es. Es gibt viele Dinge zu tun und ich bin jeden Abend zuhause. Die Leute, die Fans und die Mitspieler sind grossartig. Das geniesse ich.» Somit hätten sich auch seine Erwartungen, den Aufenthalt hier zu geniessen, bisher vollends erfüllt.
«Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt und mache, was ich momentan beeinflussen kann.»
David McIntyre, EVZ-Center
Nach dem Aufenthalt im finnischen Lappeenranta, wo er die letzten zwei Jahre gespielt hat, ist Zug seine zweite Station in Europa. Als bisher einziger Ausländer verfügt McIntyre über einen Vertrag für die nächste Saison. Kann er sich einen längeren Aufenthalt in Zug nach dem Vorbild von Holden vorstellen? «Das wäre grossartig. Vielleicht ergibt es sich, vielleicht nicht. Ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt und mache, was ich momentan beeinflussen kann.» Zunächst heisst das, «auf der ersten Hälfte der Qualifikation aufzubauen, damit die zweite ähnlich gut wird».
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