Als Academy-Tainer zurück beim EVZ: Björn Kinding

«Als Head Coach drehst du dich mit der Zeit im Kreis»

Trainer Bjoern Kinding beim Spiel vom 18. Dezember in Winterthur. In der Eishockey NLB spielte der EHC Winterthur gegen die EVZ Academy und gewann 4:3.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

2017 feiert der EV Zug seinen 50. Geburtstag. Viele Spieler, Trainer und Manager haben die Entwicklung des EVZ zum Spitzenverein geprägt. Einer davon ist letzten Sommer nach über 20 Jahren zurückgekehrt und ist nun dafür verantwortlich, dass die Hockey-Academy den gewünschten Erfolg bringt: Björn Kinding.

Kinding betreute die erste Mannschaft des EVZ von 1991 bis 1994 und formte sie in dieser Zeit zum Spitzenteam. Diesen Sommer kehrte er nach Zug zurück, um als Ausbildungschef des Nachwuchses und Trainer des neuen NLB-Teams EVZ Academy das Fundament zu legen, damit zukünftig noch mehr eigene Junioren den Sprung in die erste Mannschaft schaffen.

Seine Rückkehr markiert das vorläufige Ende einer langen Odyssee durch die Hockey-Welt, während der sich nicht nur der EVZ, sondern der Sport insgesamt gewaltig entwickelt hat. «Heute gibt es viel mehr Spiele und deswegen weniger Zeit für Trainings. Dennoch darf die Erholung nicht verkleinert werden», betont der schwedisch-kanadische Doppelbürger die Veränderungen seit seinem ersten Engagement beim EVZ.

Um heute kompetitiv zu sein, brauche es viel professionellere Arbeit neben dem Eis. Ausserdem spielten die meisten Teams mit vier produktiven Linien, was zu einer höheren Intensität und höherem Tempo führe als noch vor 25 Jahren, als die Schweizer Mannschaften vor allem auf eine Toplinie vertrauten und maximal zwei weitere Linien einsetzten.

Mehr Distanz zu den Spielern

Nicht nur die Spielweise, sondern auch der Umgang mit den Spielern hat sich verändert. Diesen erklärt er sich mit dem Altersunterschied und dem veränderten sozialen Netzwerk. «Früher war ich gleich alt wie die Spieler, heute bin ich dreimal so alt wie sie», so der 59-Jährige schmunzelnd. Ausserdem gäbe es heute viel mehr Trainer, welche für spezielle Aufgaben zuständig seien, wie Konditions-, Skating- und Mental-Coaches, weshalb die Spieler etwas mehr Distanz zum Cheftrainer hätten.

Doch der Coaching-Job bei der Academy ist noch aus einem anderen Grund ganz speziell. Im Gegensatz zu den meisten Trainern wird Kindings Erfolg nicht am Ergebnis des nächsten Spiels gemessen, sondern an der mittelfristigen Entwicklung der einzelnen Spieler.

NLB-Spiel EHC Winterthur gegen EVZ Academy vom 18. Dezember: Adis Alagic (Zug) jubelt nach dem Tor zum 0:1.

NLB-Spiel EHC Winterthur gegen EVZ Academy vom 18. Dezember: Adis Alagic (Zug) jubelt nach dem Tor zum 0:1.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Erweiterung des Horizonts

Aufgrund der besonderen Aufgabe kann sich der EVZ glücklich schätzen, dass er Kinding, der seine Tätigkeit beim EVZ als «Rückkehr nach Hause» bezeichnet, wieder in seinen Reihen hat. Denn kaum ein anderer Coach hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten mit dem Hockey-Sport aus derart unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt.

Spieldaten der Academy

In den nächsten Wochen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die junge Mannschaft live zu sehen. Dienstag, 27. Dezember, ab 16 Uhr, EVZ Academy – HC La Chaux-de-Fonds. Ort: EH Sursee. Freitag, 30. Dezember, 17.00 Uhr, EVZ Academy – HC Red Ice. Ort: Bossard Arena. Donnerstag, 5. Januar, 19.45 Uhr, EVZ Academy – GCK Lions. Ort: Academy Arena. Dienstag, 10. Januar, 19.45 Uhr, EVZ Academy – HC Ajoie. Ort: Academy Arena. Sonntag, 15. Januar, 17.45 Uhr, EVZ Academy – SC Rapperswil-Jona Lakers. Ort: Bossard Arena. Dienstag, 17. Januar, 19.45 Uhr, EVZ Academy – Hockey Thurgau. Ort: Academy Arena. Sonntag, 22. Januar, 17.45 Uhr, EVZ Academy – HCB Ticino Rockets. Ort: Bossard Arena.

Der gebürtige Göteborger hat seit seinem ersten Aufenthalt beim EVZ während sieben Saisons Teams in Frankreich, Deutschland, Dänemark und nordamerikanischen Juniorenligen trainiert. Zudem kehrte er für eine Saison nach Biel zurück, wo er 2007 den Meistertitel in der NLB gewinnen konnte. Daneben war er während zwölf Jahren als Berater für verschiedene Verbände tätig, für die er Ausbildungsmaterial verfasst hat, und schloss ein Universitätsstudium in Sportwissenschaften ab.

Seine exotischste Aufgabe übernahm er direkt nach seiner Zeit beim EVZ, als er versuchte, die japanische Nationalmannschaft, damals ein Hockey-Entwicklungsland, im Hinblick auf die Heim-Olympiade 1998 konkurrenzfähig zu machen. Seine Engagements hätten Kindings Horizont erweitert. «Du erhältst eine andere Perspektive auf den Sport und beschäftigst dich mit grösseren Fragen wie ‹Was hat Hockey für eine Bedeutung in der Gesellschaft?›», sagt er.

«Das Wichtigste im Umgang mit den Spielern – und Menschen allgemein – ist die Kommunikation, damit sie mit Hingabe den Weg zum Ziel verfolgen.»
Björn Kinding

Hockey als Lebensschule

Weshalb hat sich Kinding nach seiner Zeit in Zug entschieden, sich auf andere Engagements fernab des Coaching-Metiers einzulassen? «Mit 36 Jahren war ich bereits 15 Jahre im Coaching tätig. Als Head Coach drehst du dich mit der Zeit im Kreis, da immer wieder dieselben Ideen vermittelt werden. Die Engagements gaben mir die Möglichkeit, um neue Erfahrungen zu sammeln und als Coach zu wachsen.»

Wie lässt er diese Erkenntnisse in sein Coaching einfliessen? «Das Wichtigste im Umgang mit den Spielern – und Menschen allgemein – ist die Kommunikation, damit sie mit Hingabe den Weg zum Ziel verfolgen.» Dieses Zitat bringt Kindings Philosophie für die tägliche Arbeit auf den Punkt. Entscheidend ist der mittelfristige Prozess. Stimmen Vorbereitung und Einstellung der Spieler, werden die Resultate kommen.

Academy als Lebensschule

Zudem verdeutlicht es die Rollenverteilung von Coach und Spielern. Kinding sieht sich weniger als Diktator an der Bande, sondern als Unterstützer, der seinen Schützlingen auf ihrem Weg zur Seite steht, sodass sie täglich Fortschritte erzielen. Die Academy sei für jeden Spieler eine Lebensschule. «Das Ziel ist, dass jeder Spieler besser wird. Jeder einzelne Spieler ist ein Mensch, der eine Zukunft hat und Verantwortung für sich übernehmen muss. Wir tun das ebenfalls für ihn, denn er hat uns das Vertrauen geschenkt, dass wir ihn ideal auf die Zukunft vorbereiten.»

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