Pharma-Gigant Roche prescht vor

So stehen Zuger Konzerne zum Impfnachweis am Arbeitsplatz

Covid-Zertifikat. (Bild: ber)

Ob ein Laborant bei Novartis oder eine Ingenieurin bei Siemens ein Covid-Zertifikat besitzt, geht deren Vorgesetzte nichts an. Das möchte Roche-Chef Severin Schwan aber ändern. Ein Impfnachweis am Arbeitsplatz soll Hürden abbauen, um ins Büro zurückzukehren. Das sehen andere Grosskonzerne im Kanton Zug anders.

Ohne Maske ins Büro – aber nur mit dem Covid-Zertifikat. Das schwebt Roche-Chef Severin Schwan vor. An einer Medienkonferenz des Pharma-Riesen liebäugelte Schwan mit der Erlaubnis, Mitarbeiterinnen somit indirekt nach ihrem Impfstatus zu befragen. In den USA sei dies bereits erlaubt, bekräftigte der CEO gemäss dem «Tagesanzeiger» seine Idee. «Ich würde es begrüssen, wenn wir wüssten, wer geimpft ist», so Schwan. Denn dadurch könne man Geimpften erlauben, ohne Auflagen wieder ins Büro zurückzukehren. Der Roche-Chef ist überzeugt, dass etwa die Maskenpflicht viele Mitarbeiter davon abhält, zurück ins Büro zu gehen.

So praktiziert wird das gemäss der Zeitung bereits in einigen Firmen in der Schweiz. Geimpfte müssen dort keine Schutzmassnahmen mehr befolgen. Und auch der Schweizer Arbeitgeberverband plädiert dafür, dass Chefs bei steigenden Fallzahlen von den Angestellten ein Covid-Zertifikat verlangen dürfen. Im reichen Wirtschaftskanton Zug stösst diese Idee auf wenig Begeisterung, wie die Umfrage von zentralplus zeigt.

Zuger Wirtschaftsmultis setzen weiterhin auf Masken

Die grossen Arbeitgeber winken ab: «Solche Pläne bestehen bei Johnson & Johnson nicht», so Sprecher Philipp Kämpf. Der Schutz «jeglicher persönlicher Daten» der Mitarbeiterinnen gewichtet das Pharmaunternehmen, welches selber Covid-Impfdosen herstellt, höher. Umso strenger sind die Auflagen: Auf dem ganzen Campus und somit auch an den Arbeitsplätzen gilt weiterhin die Maskenpflicht.

Bei Johnson & Johnson in Zug gilt auf dem ganzen Areal weiterhin die Maskentragpflicht. (Bild: woz)

Auch Glencore-Sprecherin Sarah Antenore hält fest: «Wir halten uns seit Pandemie-Beginn an die Empfehlungen des BAG.» Da dieses keine Zertifikatspflicht für das Arbeiten im Büro vorsieht, ist dies dementsprechend auch kein Thema beim Rohstoffgiganten. Derzeit arbeitet maximal die Hälfte der rund 900 Mitarbeiter in den Räumlichkeiten des Zuger Standorts. Wo nicht genügend Abstand eingehalten werden kann, sowie in den Verpflegungsräumlichkeiten, gilt: Maske auf.

Der Industrie-Konzern Siemens, der in der Zentralschweiz rund 2'000 Personen beschäftigt, klammert sich ebenfalls an die behördlichen Vorgaben. «Solange das Covid-Zertifikat im betrieblichen Umfeld nicht zum Einsatz kommen muss, verzichten wir auf den entsprechenden Nachweis», hält Sprecher Benno Estermann fest. Sowieso würden die Mitarbeiterinnen «wenn immer möglich» in Absprache mit der Führungskraft weiterhin im Homeoffice arbeiten. Dafür wurde die Maskenpflicht am Arbeitsplatz und in Sitzungszimmern aufgehoben, sofern der Mindestabstand eingehalten werden kann. Im Foyer, Lift oder in Pausenzonen gilt weiterhin die Tragpflicht.

Mitarbeiter von Siemens arbeiten weiterhin «wenn immer möglich» im Homeoffice. (Bild: mbe.)

Pharma-Gigant Novartis spricht auf Anfrage von zentralplus Klartext: «Wir werden keine Nachweise für Impfungen oder negative Testresultate als Bedingung für den Zugang zum Standort verlangen.» Man vertraue darauf, dass die Mitarbeitenden die Regeln in den Büros befolgen würden, so Sprecherin Anna Schäfers. Den rund 11'900 Mitarbeitenden in der Schweiz empfiehlt Novartis, weiterhin im Homeoffice zu bleiben. Nur rund 15 bis 20 Prozent arbeiten momentan in den Räumen der Firma. Die Maskenpflicht wurde ausserhalb der Cafés und Läden aufgehoben, sofern der Abstand eingehalten wird.

Aufgeschlossener gegenüber dem Wunsch des Roche-Chefs ist die Zuger Wirtschaftskammer. Grundsätzlich sollen Firmen selber entscheiden, ob sie derlei Informationen über ihre Angestellten verlangen wollen, so Geschäftsführerin Karin Kofler. «Das Wissen um ein Covid-Zertifikat ist allenfalls dann hilfreich, wenn Firmen ihre Mitarbeitenden regelmässig testen lassen – die Tests können dann fokussierter durchgeführt werden.»

Novartis motiviert zum Pieksen, Impfstoff-Hersteller Johnson & Johnson hält sich raus

Was jedoch das Motivieren der Mitarbeitenden angeht, sich gegen Corona impfen zu lassen, gehen die Konzerne unterschiedliche Wege. Während Impfstoff-Hersteller Johnson & Johnson sagt, man respektiere die persönliche Entscheidung jedes Mitarbeitenden, hat Novartis eine «starke Empfehlung» zum Impfen an die Mitarbeitenden abgegeben. «Auch in der Öffentlichkeit haben wir verschiedentlich deutlich kommuniziert, dass wir die Covid-Impfung empfehlen», betont Schäfers.

Siemens Schweiz hingegen formuliert es vage: Man unterstütze die Test- und Impfstrategie des Bundes und kommuniziere diese Haltung «intern und extern».

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 24.07.2021, 12:32 Uhr

    Zum Glück arbeite ich nicht in so einem Konzern.
    Ich finde es Naiv zu meinen,Geimpfte übertragen das Covit 19
    nicht.Die geimpfen denken,Sie hätten einen Freibrief und müssten sich nicht auf Hygiene und Abstand halten.
    Diese Einstellung liebt der Virus und vermehrt sich Dadurch,was ungeimpfte aus Angst sich anzustecken noch Praktikzieren.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 25.07.2021, 10:45 Uhr

      Bitte was?

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