Gesundheitskampagne mit Wahlplakaten verwechselt?

Sensation: DJ Bobo hat bei den Wahlen tausende Stimmen geholt

Die Ursache für die Fast-Wahl: DJ Bobo lachte von unzähligen Plakatwänden. Viele hielten es für Polit-Werbung.

(Bild: sah)

Es war am Sonntagabend das Gesprächsthema im Regierungsgebäude: Lange sah es aus, als könnte DJ Bobo in die Luzerner Regierung gewählt werden. Nach der Überraschung die Erklärung: Guido Graf dürfte dafür verantwortlich sein.

22’621: So viele Stimmen hat nicht ein Politiker oder offizieller Kandidat erhalten, sondern René Baumann, besser bekannt als DJ Bobo. Damit hat er fünf Mal so viele Stimmen geholt wie der offizielle Anwärter Ruedi Schweizer (parteilos). Und ganze 22’620 Stimmen mehr als der Luzerner BDP-Präsident Denis Kläfiger.

Um ein Haar hätte der Sänger und Tänzer, der in Kastanienbaum wohnt, noch den GLP-Kandidaten Roland Fischer überholt. Eine solche Überraschung hatte niemand auf dem Schirm: Weder wurde René Baumann von irgendeiner Partei unterstützt, noch ist er bisher durch sein politisches Engagement aufgefallen.

Jux oder Verwechslung?

Für die Regierung ist jede und jeder Stimmberechtigte im Kanton Luzern wählbar. Es kommt immer wieder vor, dass vereinzelt Stimmen auf Promis entfallen. So erhielt Roger Federer in seinem früheren Wohnkanton Schwyz regelmässig ein paar Dutzend Stimmen. Nicht anders ergeht es Kuno Lauener in Bern oder Sina im Wallis.

«Irgendwann glaubte ich tatsächlich: DJ Bobo wird gewählt.»

Stimmenzähler

Aber in dieser Grössenordnung wie bei Bobo im Kanton Luzern ist das noch nie vorgekommen. Schnell machte im Regierungsgebäude die Sensation die Runde.

«Bei den ersten Wahlzetteln fand ich das noch lustig, aber irgendwann glaubte ich tatsächlich: DJ Bobo wird gewählt», sagte Stimmenzähler Thomas Villiger am Sonntagabend. Halb belustigt, halb konsterniert mahnte er die Wähler sogleich: «Wählen ist ein demokratisches Privileg, es geht um unsere Zukunft, deshalb sollten Wahlzettel nicht als Jux missbraucht werden.»

Zum Beweils: Ein DJ-Bobo-Stimmzettel gelangte zu uns.

Zum Beweis: Ein DJ-Bobo-Stimmzettel gelangte zu uns.

(Bild: zvg)

Gesundheits- vs. Wahlkampagne

Nach der ersten Belustigung und Verwunderung war schnell eine Erklärung zur Hand: Die Sensation ist weniger einem Jux als vielmehr der Verwirrung geschuldet. Im Februar hat der Kanton Luzern eine aufwendige Gesundheitskampagne mit dem Gesicht des Promis lanciert: «Gehen Sie nicht wegen jedem Bobo zum Arzt», stand auf tausenden Plakaten im Kanton (zentralplus berichtete).

«Dass ich meine eigene Wiederwahl gefährden würde, konnte ich nicht erahnen.»

Guido Graf, Regierungsrat

Zeitgleich säumten all die zum Verwechseln ähnlichen Wahlplakate die Strassen. Viele Wähler machten anscheinend keinen Unterschied mehr zwischen Gesundheits- und Wahlkampagne. Und so landete DJ Bobo ungewollt, befeuert durch gut gemeinte Ratschläge von Guido Graf, auf tausenden Wahlzetteln. Dieser nahm’s mit Humor: «Dass ich mit dieser Kampagne meine eigene Wiederwahl gefährden würde, konnte ich nicht erahnen.»

Damit eine Stimme zählt, muss man den Namen auf dem Wahlzettel eindeutig zuordnen können. So wurde nicht nur René Baumann gezählt, sondern auch DJ Bobo. Auch die vielen Herzchen, Smileys und Kussmünder auf den Stimmzetteln machten die Stimmen für Bobo nicht ungültig.

Wo steht Bobo politisch?

So absurd es klingt: Wieso kein Regierungsrat Bobo? René Baumann hat die 50 überschritten und wird nicht mehr ewig seine Riesenshows zelebrieren können. Er hat in seiner über 25-jährigen Karriere über 15 Millionen Alben verkauft und könnte es im Luzerner Regierungsrat gemütlicher angehen.

«Das wäre nichts für mich.»

DJ Bobo

Andererseits wäre seine Wahl eine Wundertüte: Wo dieser politisch verortet ist, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Unter SVP-Verdacht geriet er, als sein langjähriger Freund und Geschäftsführer Oliver Imfeld Vizepräsident der SVP Luzern wurde. Doch Bobo hat eine soziale Ader, er engagiert sich für humanitäre Angelegenheiten.

Politische Kommentare von Bobo gab es bisher kaum. Vor zwei Jahren wurde er zu einer möglichen Nationalratskandidatur befragt: «Das wäre nichts für mich», sagt er nur. Politisch wolle er sich nicht engagieren.

Kanton will strengeres Verfahren

Ob Bobo eine allfällige Wahl angenommen hätte, war am Sonntag leider nicht zu erfahren. «Sich selber hat er jedenfalls nicht gewählt», kommentierte das Management knapp. Und: Für den zweiten Wahlgang im Mai stehe DJ Bobo nicht zur Verfügung, weil er momentan für seine anstehende Deutschlandtour probe.

Das politische Malheur bleibt nicht ohne Folgen: Ersten Reaktionen zufolge will der Kanton für die Regierungsratswahl ein strengeres Regime einführen. Wählbar wäre nur noch, wer vorgängig von einer Partei nominiert würde. «Wir wollen nicht ernst gemeinte Vorschläge und Verwechslungen unbedingt vermeiden», heisst es bei der Staatskanzlei.

Und in seltener Harmonie fordern sämtliche Parteien von links bis rechts ein Verbot von Kampagnen mit Promis während Wahlkämpfen. Der Fall Bobo – er darf sich nicht wiederholen.

Hinweis: Wie die meisten Leser bemerkt haben, handelt es sich bei diesem Artikel um einen 1.-April-Scherz

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 01.04.2019, 20:21 Uhr

    April, April!!

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