Zug leistet sich zwei Fussballplätze für 4,5 Millionen
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Die Stadt Zug will zwei Naturrasenplätze in den Sportanlagen Herti Nord durch Kunstrasen ersetzen. Sie plant, dafür 4,5 Millionen Franken zu bezahlen. Anderswo waren die Kosten erheblich tiefer.
Fussballspieler rümpfen gerne die Nase, wenn ihnen mitgeteilt wird, dass ihr Spiel auf einem Kunstrasen angesetzt ist. Die oft mit Granulat übersäten künstlichen Felder fühlten sich einfach nicht gleich an wie richtige Grashalme, so klagt so mancher Fussballer.
Doch bekanntlich hält das viele Vereine nicht davon ab, trotzdem auf Kunstrasen zu setzen. Berühmtestes Beispiel in der Schweiz: Meister YB. Seit Jahren spielen die Berner im Wankdorf auf Kunstrasen.
Auch in Zug sind künstliche Grashalme gern gesehen. In den Sportanlagen Herti sind zwei der sechs Fussballfelder aus Kunststoff. Künftig sollen es noch mehr werden, wie einem nun veröffentlichten Bericht und Antrag der Stadt Zug zu entnehmen ist. Das Geschäft kommt demnächst in den Grossen Gemeinderat.
Vier Kunst- und zwei Naturrasen in den Sportanlagen Herti
Die beiden Naturrasen in der Herti Nord – dort gibt es bereits einen Kunstrasen – sollen umgerüstet werden. Wenn es nach dem Stadtrat geht, werden die Sportanlagen Herti künftig also mit vier Kunst- und zwei Naturrasen ausgestattet sein. Die Umrüstung will sich die Stadtregierung einiges kosten lassen. Sie legt dem Grossen Gemeinderat einen Objektkredit von 4,5 Millionen Franken für die Umrüstung der beiden Plätze vor.
Das ist eine schöne Summe Geld: Andernorts scheinen neu verlegte Kunstrasen deutlich günstiger zu haben zu sein. In der Freiämter Gemeinde Waltenschwil beispielsweise soll der Natur- durch einen Kunstrasenplatz ersetzt werden, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Kostenpunkt: knapp 1,2 Millionen Franken.
Der FC Weesen am Walensee rechnet mit 1,35 Millionen Franken, um aus einem natürlichen einen künstlichen Fussballplatz zu machen, wie einem Artikel der «Südostschweiz» zu entnehmen ist.
Pro Spielfeld 2,25 Millionen Franken
Zug will nun zwei Plätze, macht pro Spielfeld 2,25 Millionen Franken. Also gut eine Million mehr als in den erwähnten anderen Gemeinden. Wie kann das sein?
Für den Rückbau der bestehenden Rasenplätze rechnet die Stadt mit einer halben Million Franken. Die Tiefbauarbeiten inklusive Entwässerung sollen gar 1,7 Millionen Franken kosten. Die eigentlichen Plätze zusammen «nur» 1,25 Millionen. Hinzu kommen unter anderem Zaunarbeiten (200’000 Franken), neue Ausstattung wie Tore und eine neue Anzeigetafel (200’000 Franken), Honorare für die Projekt- und Bauleitung (300’000 Franken), eine neue Bewässerungsanlage (150’000 Franken – diese ist gemäss der Stadt notwendig, um die Oberflächentemperatur des Feldes und die statische Aufladung des Feldes zu reduzieren) sowie eine Reserve für Unvorhergesehenes (200’000 Franken).
Trotzdem: Auch andere Gemeinden lassen nicht «nur» den eigentlichen neuen Platz installieren, sondern nehmen auch noch kleine oder grössere Änderungen drumherum vor. Der Mediensprecher der Stadt Zug, Remo Stierli, schreibt auf Anfrage von zentralplus, die Mehrkosten würden aufgrund der Tiefbauarbeiten (defekte Drainage) entstehen. «Diese Kosten würden jedoch auch bei einer Sanierung der Naturrasenplätze anfallen.»
Kunstrasen können deutlich mehr benutzt werden
Die Stadt Zug sieht in den Kunstfeldern, die im kommenden Sommer gebaut werden sollen, mehrere Vorteile. Die heutigen Plätze müssten sowieso dringend saniert werden, schreibt sie im Bericht und Antrag. Zudem würden durch die Umrüstung auf Kunstrasen die effektiven Nutzungsstunden pro Platz um 250 Prozent erhöht – von 561 Stunden auf dem Naturrasenplatz pro Jahr auf 1382 Stunden. Denn Kunstrasen können häufiger benutzt werden als Naturrasen.
Doch weshalb braucht es mehr Kapazitäten? Der Zuger Stadtrat geht davon aus, dass der Bedarf an Trainings- und Spielkapazitäten auf den Fussballplätzen in Zukunft stark ansteigen wird. «Dies aufgrund des Bevölkerungs- und Vereinswachstums und des damit verbundenen steigenden Bedarfs an Trainingsflächen.» Deshalb argumentiert er: «Um dieselben Nutzungsstunden wie für die zwei Kunststoffrasen zu erreichen, wären drei zusätzliche Naturrasenplätze nötig.» Das wiederum hätte gemäss der Stadtregierung zusätzliche Kosten von mehreren Millionen Franken zur Folge.
Zug setzt nicht auf Granulat
Doch wie sieht es mit der Umwelt aus? Denn bekanntlich stehen Kunstrasen nicht nur bei Fussballern in der Kritik. Auch Umweltverbände schlagen immer wieder Alarm. Das auf den Feldern grosszügig verteilte Granulat sei umweltschädlich, heisst es etwa. Immer wieder macht auch die Meldung die Runde, dass der Kunststoff krebserregend ist.
Doch die Stadt Zug setzt nicht auf Granulat, wie dem Bericht und Antrag zu entnehmen ist. Vielmehr setzt sie auf einen sogenannten unverfüllten Kunststoffrasen. Bei einer maximal möglichen Nutzungsdauer verursache ein solches Sportfeld die tiefsten Umweltauswirkungen, heisst es in einer Untersuchung des Instituts für Umwelt und natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die der Stadtrat vorlegt.
Für den Zuger Stadtrat ist also klar: Kunstrasen sind die beste Lösung. Auch wenn das so mancher Fussballer anders sieht.
- Bericht und Antrag des Zuger Stadtrats
- Schriftlicher Austausch mit Remo Stierli, Kommunikationsbeauftragter Stadt Zug
- Artikel in der «Aargauer Zeitung»
- Artikel in der «Südostschweiz»