Zug, die beste Gemeinde der Schweiz: ein schiefes Rating?

Erneut gewinnt Zug in einem nationalen Rating den ersten Platz. Doch wie zentralplus-Recherchen zeigen, wird nicht immer so gemessen, wie man es erwartet.

Redaktion

Konstantin Kreibich

Erneut hat Zug beim grossen Gemeinderating der «Handelszeitung» abgeräumt: Platz 1 von 948 Gemeinden. Der Zuger Stadtpräsident André Wicki freute sich und sagte zu Blick TV: «Wir wollen kein Monaco werden.»

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Zuger Stadtregierung über Spitzenplätze in nationalen Ranglisten freut. Zuletzt schaffte es Zug auf Platz 1 beim UBS-Ranking, auf Platz 2 beim «Bilanz»-Ranking und auf Platz 3 bei der «Handelszeitung». Alles im Jahr 2021.

Wie die Rankings zustande kommen, wird vor lauter Freude meistens vernachlässigt. zentralplus hat deswegen genauer hingeschaut (zentralplus berichtete).

Je höher die Immobilienpreise, desto besser die Bewertung

Das Ergebnis? Das Rating der «Handelszeitung» verglich beispielsweise im Jahr 2021 Gemeinden mit über 2000 Einwohnern anhand von 51 Einzelindikatoren. Eingeteilt wurden die Ergebnisse in die Bereiche Wohnen & Immobilien, Arbeitsmarkt, Bevölkerungsstruktur, Steuerbelastung, Mobilität & Verkehr, Versorgung, Sicherheit und Ökologie.

Es handelt sich um das gleiche Verfahren wie dieses Jahr. Nur, dass einige Gemeinde mit über 2000 Einwohnern dazugekommen sind. Nun könnte man erwarten, die acht Bereiche flossen zu gleichen Teilen in das Endergebnis ein. Doch dem war nicht so.

Während die meisten Indikatoren in der «Handelszeitung»-Rangliste von 2021 mit weniger als 1 Prozent in der Gesamtrechnung auftauchten, machten alleine zwei Immobilienindikatoren mehr als 50 Prozent der Gesamtnote aus, erklärte Christof Zöllig Renner gegenüber zentralplus im Juni dieses Jahres. Er war 2021 der verantwortliche Wissenschaftler für das Rating. Zum ganzen Artikel von zentralplus zu diesem Thema geht es hier.

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Dabei galt: Je höher die Immobilienpreise, desto besser die Bewertung. Denn: Die Transaktionspreise für Immobilien würden implizit die Zahlungsbereitschaft für den Standort zeigen, sagte Zöllig Renner.

Er ergänzte: «Man kann das natürlich auch anders sehen, wenn man eine Immobilie erwerben will und sich diese nicht leisten kann.»

Nicht klar, wie berechnet wird

Christof Zöllig Renner arbeitete für das Beratungsunternehmen für Immobilien IAZI AG. Die Firma aus Zürich hat das Rating im Auftrag der «Handelszeitung» erstellt. Auch dieses Jahr.

Ob sich die Berechnungsmethode seit letztem Jahr verändert hat, ist unklar. In ihrem Artikel zur Methodik schreibt die «Handelszeitung», die Immobilienpreise seien «leicht höher» gewichtet worden als die anderen Faktoren.

So lange nicht klar ist, wie die einzelnen Indikatoren in die Gesamtrechnung einfliessen, ist der erste Platz im diesjährigen Rating nicht viel wert. Denn dass Zug die höchsten Immobilienpreise in der Schweiz hat, ist keine Überraschung.

Und nicht Grund genug, Zug zur «besten Gemeinde» des Landes zu küren.