Unser Autor auf einer «Mission Impossible»

Wer Zuger Zwetschgen kaufen will, hat ein Problem

Zwetschgenkuchen: Machen wir lieber mit Früchten aus der Region als mit Importware. (Bild: Adobe Stock)

Wo gibt’s Zwetschgen? Im Supermarkt! Mit dieser Antwort geben wir uns nicht zufrieden und suchen für unsere Wähe nach Zwetschgen aus dem Kanton Zug. Väterchen Frost macht das Abenteuer zum Albtraum.

Die Suche begann vor mehreren Wochen – die Suche nach der Königin. Die Königin der Zwetschgen in diesem Fall, die den Namen Fellenberg trägt und unvergleichlich köstlich schmeckt.

Wie jedes Jahr fuhren wir übers Land und suchten in den Hofläden des Kantons Zug nach ihr – vergebens. Zwetschgen fanden wir höchstens in gebrannter Form. Im Laden unseres Vertrauens, jenem im Rüschenhof in Zug, hatten wir beim Vorbeifahren blaue Früchte in der Auslage gesehen. Als wir einen Tag später vorbei gehen, finden wir dort nur noch Himbeeren und Äpfel. «Die letzten Zwetschgen aus der Region haben wir schon vergangene Woche verkauft», heisst es.

Viele Blüten sind erfroren

Immerhin gab es dort vorübergehend welche. Denn der Frost im Frühjahr hat der frühen Frucht zugesetzt – viele Blüten sind erfroren, viele Bäume trugen kaum. «Die Ernte war in der ganzen Zentralschweiz ausgesprochen schlecht», sagt Aurelia Jud, vom Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung in Hohenrain, die auch am Landwirtschaftlichen Berufsbildungszentrum Schluechthof in Cham für die Spezialkulturen verantwortlich ist. Es wurde nur etwa 30 Prozent der sonst üblichen Menge geerntet.

In der Metalli treffen wir samstags auf den Stand des «Buuregarte» der Familie Boog aus Hünenberg. Die Auslage ist üppig – nur eine Kiste ist so gut wie leer. Aber hallo, es hat noch einige Handvoll Zwetschgen – und es sind sogar Fellenberg-Früchte. «Sie sind aber schon nicht mehr aus der Zentralschweiz», sagt Edgar Boog. Die Obstbauern im Thurgau und im Baselbiet hat der Frost nicht gar so arg getroffen, wie jene in der Zentralschweiz. Sie konnten einen Teil der Nachfrage nach lokalen Früchten ersetzen.

Frostkerzen retteten die Ernte

«Wir hatten in Luzern und Zug aber mehrere Wochen lang Fellenberg-Zwetschgen aus Hünenberg im Verkauf», erzählt Edgar Boog. «Unser Nachbar ist Obstbauer aus Leidenschaft und hat seine Pflanzung in den Frostnächten beheizt.»

Mitte September hatte der Buuregarte der Familie Boog noch Fellenberg-Zwetschgen im Angebot – aber keine aus der Region. (Bild: mam)

Da die Beute für einen ganzen Kuchen nicht reicht, müssen wir den Rest der benötigten Menge bei einem Detailhändler besorgen. In der Migros gibt’s Mitte September Zwetschgen zuhauf. Aber sie kommen alle aus Deutschland und der Namen der Sorte ist nirgends angeschrieben. Daher kaufen wir im Spar ein. Hier kommen die Zwetschgen aus Österreich – aber es handelt sich immerhin um Fellenberg.

Anfällig gegen Pilz

«In diesem Jahr waren die Zwetschgen aus der näheren Region wirklich sehr rar», sagt Edgar Boog. «Bei den alten Sorten wie Fellenberg kommt noch ein anderes Problem hinzu.» Die Bäume seien wie Aprikosen anfällig gegen eine grassierende Pilzkrankheit und sterben. «Daher wird es auch immer anspruchsvoller, Fellenberg zu finden», sagt Boog. «Das ist schade, denn es bleibt die beste Sorte für die Wähen.»

Unser Zwetschgenkuchen ist schnell verschlungen, also setzen wir unsere Suche nach Zwetschen aus dem Kanton Zug fort. Roger Iten in der Letzi in Zug hat nicht nur eine Plantage mit 140 Niederstamm-Zwetschgenbäumen, sondern auch einen gut sortierten Hofladen. Tatsächlich lachen uns volle Kistchen mit prallen, ziemlich hellen Zwetschgen entgegen, die süss schmecken. Es ist eine neue Sorte, die von einem Bauer aus Oberwil bei Zug geerntet wurde.

Itens Hofladen in Zug: Hier gibts eine Pflanzung mit 140 Zwetschgenbäumen, die heuer aber schlecht trugen. (Bild: mam)

Die letzten regionalen Zwetschgen geerntet 

Iten selbst hat auch noch einige Bäumchen, die Zwetschgen tragen. Daher versuchen wir es einige Tage später erneut. «Mittlerweile haben wir die letzten Zwetschgen abgelesen», sagt Roger Iten. «Aber Fellenberg sind schon lange vorbei» macht er unsere Hoffungen zunichte. Also bleibt die neue Sorte, welche wir für unsere Wähe einkaufen.

Und so wird’s gemacht: Kuchenteig in runder Form auslegen, Boden mit einer Gabel einstechen. Bei stark saftenden Sorten zwei Esslöffel gemahlene Haselnüsse verteilen, alternativ eignen sich auch Mandeln. Dann die Fruchthälften kreisförmig anordnen. Für ein 33-cm-Blech brauchts gegen 1,5 Kilo Früchte, je nachdem wie eng man sie anordnet. Für den Guss Nature-Joghurt mit Eiern vermischen, nach Belieben süssen, gern auch mit Vanille-Zucker. Dann ab in den bei 220 Grad vorgeheizten Ofen. Nach 40 Minuten ist der Kuchen fertig und wird nochmals mit Zucker und Zimt bestreut. Wer es weniger süss mag und den Zucker weglässt, mischt den Zimt am Anfang des Zubereitungsprozesses unter die Haselnüsse. Wohl bekomms!

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