Gefühlt an jeder Ecke

Überall entstehen Pumptracks – doch wie kommen sie an?

Beliebte Asphaltpiste: Pumptracks werden in den Kantonen Zug und Luzern rege genutzt. (Bild: zvg)

In der Stadt Zug kann man sich noch nicht auf einen Standort für eine neue Pumptrack-Anlage einigen. Doch wenn sie denn mal steht, wird sie nicht die einzige in der Gegend sein. Denn in Zug und Luzern schiessen Pumptracks wie Pilze aus dem Boden.

Jede Stadt oder Gemeinde, die etwas auf sich hält, betreibt mittlerweile einen Pumptrack, so scheint es. Dabei wirken sie von aussen unscheinbar: ein Rundkurs aus Beton mit wellenförmiger Unterlage, der ein bisschen aussieht wie eine Miniatur-Formel-1-Strecke. In der Schweiz gibt es bereits mehr als 100 dieser Pumptracks – Tendenz klar steigend. Auch in der Stadt Zug ist eine Pumptrack-Anlage geplant (zentralplus berichtete). Doch nach der Tagung der politischen Kommissionen wird die Standortfrage noch einmal aufgeworfen und neu überdacht.

Geplant ist eine fast 2000 Quadratmeter grosse Pumptrack-Anlage mit einer Fahrbahnlänge von über 200 Meter auf der Schützenmattwiese mitten in der Stadt. Das Projekt würde fast eine halbe Million Franken kosten, sofern es denn überhaupt an diesem Standort gebaut wird. Genau das ist die Nuss, die es zu knacken gilt, weiss Raphael Rogenmoser, stellvertretender Leiter Sport der Stadt Zug: «Bezüglich Standort existieren zwei Lager, die sich momentan nicht einigen können. Die einen wollen den Pumptrack auf der Schützenmattwiese – also da, wo es viele Menschen hat. Die anderen präferieren einen Ort, der weniger frequentiert wird.» 

«Das ist kein Votum gegen den Pumptrack oder die Kosten, sondern gegen den Standort.»

Raphael Rogenmoser, stellvertretender Leiter Sport der Stadt Zug

Entscheiden sich die politischen Kräfte für die Schützenmattwiese, die im Eigentum der Stadt Zug ist, kann mit dem Projekt wie geplant gestartet werden. Wird ein anderer Standort ausgewählt, könnten Zusatzkosten in Form von Landerwerb und Verzögerungen von drei bis fünf Jahren hinzukommen.

Das wäre nicht nach dem Geschmack von Raphael Rogenmoser. Doch dieser gibt zu bedenken: «Es ergibt keinen Sinn, eine Anlage für eine halbe Million Franken zu bauen und diese nach ein paar Jahren wieder abzureissen, weil der Standort wechselt.» Es sei das Ziel, den Pumptrack für mindestens 20 Jahre stehenzulassen. «Das ist kein Votum gegen den Pumptrack oder die Kosten, sondern gegen den Standort.»

Nur zwei negative Rückmeldungen

Doch wieso braucht auch die Stadt Zug einen Pumptrack, wenn doch in Cham und Baar bereits solche existieren? Der Zuger Stadtrat Etienne Schumpf (FDP) spricht von einem «langersehnten Bedürfnis der Sportvereine und der Bevölkerung», eine solche Anlage in der Stadt Zug zu realisieren.

«Wir möchten Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Sportmachen animieren. Dafür braucht es eine Anlage vor Ort, wo sich die Bevölkerung bereits aufhält, ohne zusätzliche Wege in Kauf nehmen zu müssen. Ein Pumptrack ist eine Begegnungszone für Familien, und es entstehen wertvolle soziale Kontakte.» Die Stadt Zug habe alle Anwohner über das Projekt mittels persönlichem Schreiben informiert. Bei 70 Empfängern seien nur von zwei Personen negative Rückmeldungen gekommen.

Ähnlich positiv klingt es auch bei anderen Städten und Gemeinden, die bereits im Besitz eines fixen oder mobilen Pumptracks sind.

Kriens: Auf der Langmatt wird nicht nur gepumpt

Einer der ältesten Pumptracks steht in Kriens. Dieser wurde 2015 eröffnet. Der Pumptrack ist Teil der Freizeitanlage Langmatt, auf der es Spielräume, einen grossen Spielplatz, Begegnungsorte, Wasserspielmöglichkeiten und eine grosse Wiese gibt. Das über eine Million teure Gesamtpaket entstand unter der Mitwirkung diverser Bevölkerungsgruppen.

Der Pumptrack in Kriens. (Bild: zvg)

Basierend auf Erfahrungen stehe die Anlage in Sachen Attraktivität hoch in der Gunst der Bevölkerung, sagt Oliver Kehrer, Abteilungsleiter Familien-, Freizeit- und Kulturdienste der Stadt Kriens. «Die Anlage ist ein wichtiger Treffpunkt, der generationenübergreifend genutzt wird. Die Bekanntheit ist über die Jahre stetig gestiegen – nicht nur in Kriens, sondern in der ganzen Region.»

Luzern – Wartegg: ein Begegnungsort zum Verweilen

Der Pumptrack der Stadt Luzern steht gleich bei der Wartegg-Turnhalle im Tribschen-Quartier. Für die seit 2018 bestehende Anlage wird keine Besucherstatistik geführt.

Letizia Ineichen, Leiterin Kultur und Sport der Stadt Luzern, geht jedoch aufgrund der «intensiven Nutzung» davon aus, dass die Anlage gut ankomme und beliebt sei. Allfälligen Kritikerinnen, die lieber einen Spielplatz auf dem Gelände hätten, entgegnet sie: «Ein Pumptrack sollte nicht als Ersatz für einen Spielplatz betrachtet werden, sondern als Ergänzung des Freizeitangebots für Kinder, Familien und Erwachsene.» Das niederschwellige Angebot kombiniere Bewegung, Begegnung und Spass ideal.

Der Pumptrack im Wartegg. (Bild: zvg)

Ein Geräusch wie ein herannahendes Gewitter

Baar hat seit 2021 eine mobile Pumptrack-Anlage, die von Quartier zu Quartier zieht. Momentan steht sie beim Schulhaus Marktgasse. Der Pumptrack werde rege benutzt, und die Nutzerzahlen stiegen tendenziell nach wie vor an, sagt Gemeinderätin Sonja Zeberg-Langenegger.

«Kinder können sich auf dem Pumptrack sportlich betätigen, ohne sich zu überanstrengen. Wichtig ist auch der soziale Austausch unter den Kindern.» Herausfordernd sei vor allem die Lärmproblematik. Zeberg-Langenegger: «Das Fahren auf dem mobilen Pumptrack erzeugt ein Geräusch, ähnlich wie ein herannahendes Gewitter. Dieses dezente Donnern hält kontinuierlich an. Anwohnerinnen und Anwohner empfinden diese Lärmbelastung teilweise als störend.» Aber aufgrund der Mobilität des Pumptracks bestehe bei der Mehrheit der Anwohnerschaft eine hohe Akzeptanz.

Der Pumptrack in Baar. (Bild: zvg)

Schüpfheim: der Grosse vom Land

Auch im Entlebuch ist das Phänomen angekommen. Der 3000 Quadratmeter grosse Rollsportpark Schüpfheim wurde 2019 eröffnet und kostete 650’000 Franken. Wegen seiner Grösse wird er auch von ambitionierten Pumptrack-Fahrern benutzt. Projektleiter Bruno Schnider hat festgestellt, dass der Pumptrack im Vergleich zum ersten Eröffnungsjahr heute weniger benutzt wird: «Das hat aber nichts mit der Beliebtheit zu tun, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass in der Zwischenzeit viele weitere Pumptracks gebaut wurden.»

Vor der Eröffnung seien Stimmen laut geworden, die sich daran gestört hätten, dass eine Wiese mit weidenden Schafen überbaut wurde. «Aber auch diese Stimmen verstummten, als sie sahen, welche Vorteile diese Anlage mit sich bringt. In der Zwischenzeit ist der Pumptrack nicht mehr aus Schüpfheim wegzudenken.»

Der Pumptrack in Schüpfheim. (Bild: zvg)

Lärmbelästigung und Sprayereien

Grundsätzlich stossen Pumptracks also sowohl bei den Erschaffern als auch bei Benutzern auf gute Kritik. Trotz der positiven Resonanz auf die Pumptracks aus der Bevölkerung sehen sich die Städte und Gemeinden aber auch mit Herausforderungen konfrontiert.

Neben Vandalismus, Sprayereien und Lärmbelästigungen klagen einige über ein Littering-Problem. Mit gezielten Massnahmen, wie etwa einem öffentlich ersichtlichen Parkreglement mit Öffnungszeiten, wirken sie aber der Problematik von zurückgelassenem Abfall entgegen. Ansonsten seien die Pumptracks im Unterhalt wartungsarm.

Weitere Anlagen – so ist anzunehmen – werden also folgen. Auch in der Stadt Zug, wenn man sich denn auf einen Standort einigen kann.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Raphael Rogenmoser, stellvertretender Leiter Sport der Stadt Zug
  • Mailverkehr mit dem Zuger Stadtrat Etienne Schumpf
  • Mailverkehr mit Letizia Ineichen, Leiterin Kultur und Sport der Stadt Luzern
  • Mailverkehr mit Silja Studer-Husar, Bereichsleiterin Kommunikation der Gemeinde Cham
  • Mailverkehr mit Igor Trninic, Leiter Bereich Sport der Gemeinde Emmen
  • Mailverkehr mit der Baarer Gemeinderätin Sonja Zeberg-Langenegger
  • Mailverkehr mit Bruno Schnider, Projektleiter Rollsportpark Schüpfheim
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