Schifffahrer blicken in die Zukunft

Klein, aber fein – so will die Zuger Schifffahrt sein

Benjamin Schacht (links) und Philipp Hofmann an der neuen Theke auf dem zweiten Deck der «Rigi». (Bild: naf)

Nach dem Verkauf der beiden Schiffe MS Schwyz und die MS Yellow fragt sich, wohin die Reise auf den Zuger Seen gehen soll. Zukünftig will man bei den Schifffahrtsgesellschaften auf eine Nische setzen. Diese liegt nicht zuletzt in der gehobenen Gastronomie.

Auf den Zuger Seen ist derzeit einiges los, die Schifffahrt wandelt sich: Das MS Schwyz trat im vergangenen Oktober ihre spektakuläre Reise Richtung Walensee an (zentralplus berichtete). Das MS Ägerisee erhält nächsten Winter einen Elektroantrieb. Der Innenraum des MS Rigi wurde in den vergangenen Monaten renoviert. Und das MS Yellow ist seit wenigen Wochen auf dem Bielersee zu Hause (zentralplus berichtete). Alle diese Veränderungen in kurzer Zeit legen eine Frage nahe: Wie sieht die Zuger Schifffahrt in Zukunft aus?

Philipp Hofmann ist im Schuss. Es ist Tag der offenen Tür auf dem frisch zurechtgemachten Motorschiff Rigi. Es liegt in Zug am Bahnhofsteg. Hofmann ist sowohl Geschäftsleiter der Zugersee Schifffahrt AG wie auch der Ägerisee Schifffahrt AG. Sie sind eigenständige AGs, werden aber beide durch die Zugerland Verkehrsbetriebe betrieben.

Hofmann führt beim Besuch von zentralplus auf der «Rigi» an der neuen Bar vorbei zu einer Ecke mit Sofas, Sesseln und elektrischen Kerzen. Alles ist auf Hochglanz poliert. Die Bar, so Hofmann im Vorbeigehen, sei natürlich vor allem mit einheimischen Digestifs ausgestattet. Der Blick durch die Fenster am Backbord fällt auf unzählige gedeckte Tische. Sie stehen in dem direkt anliegenden MS Zug. Am Abend sei Krimidinner, 90 Gäste würden erwartet.

So präsentiert sich der frisch rennovierte Innenraum des Motorschiffs Rigi. (Bild: Nathan Affentranger)

Die eigene Nische gefunden

Nach dem Rundgang auf dem ersten Deck geht es hoch auf das Zweite. Dort ist es etwas ruhiger. Benjamin Schacht, Leiter Betrieb Schifffahrt und Kapitän, gesellt sich zur Runde.

«Da die Region Zug nicht über einen grossen Tourismus verfügt und auch das Einzugsgebiet deutlich kleiner ist als Zürich oder Luzern, hat sich die Zugersee Schifffahrt eine eigene Nische erarbeitet», erklärt Hofmann.

Die beiden Motorschiffe Rigi und Zug am Bahnhofsteg in Zug. (Bild: Nathan Affentranger)

Diese Nische sei eine gehobene Gastronomie und hochwertige Erlebnisangebote, ist sich der Geschäftsführer sicher. Qualität, nicht Quantität. Oder, wie Schacht es ausdrückt: «Klein, aber fein wollen wir sein.» Bei der Kulinarik auf dem See arbeiten die Schifffahrtsgesellschaften mit der Gastronautic AG zusammen. Diese ist für Essen und Trinken auf den Schiffen verantwortlich. Bei den 58 Angeboten, die die Gesellschaften auf dem Zugersee und dem Ägerisee dieses Jahr bieten, steht denn auch oftmals das Schlemmen im Vordergrund.

Das Gleichgewicht gefunden

Bei den Nachrichten über den Verkauf der beiden Schiffe MS Schwyz und die MS Yellow sei es verständlich, dass sich die Leute fragten, wie sich die Flotten auf den Zuger Seen entwickelten, gibt Schacht zu. Das MS Schwyz wurde vergangenen Oktober mit einem Sattelschlepper in die Ostschweiz verfrachtet. Doch die Schifffahrtsgesellschaften hätten für die nahe Zukunft keine weiteren Veränderungen in der Flottenstärke mehr geplant. Zwei Schiffe auf dem Ägerisee, zwei Schiffe auf dem Zugersee – so soll es jetzt bleiben. Obwohl man natürlich beachten müsse, dass das MS Yellow nicht zur Schifffahrtsgesellschaft Zugersee gehört habe, sondern einer gemeinnützigen Organisation.

Hofmann ergänzt: «Mit je zwei Schiffen haben wir eine Balance gefunden, die sowohl zum Angebot passt, das wir bieten wollen, als auch zur Nachfrage, die uns entgegenkommt.» Auf dem Zugersee werden jährlich 100'000 Gäste befördert, auf dem Ägerisee 20'000. Zum Vergleich: die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees transportierte 2022 mit ihren 19 Schiffen etwas mehr als 2,7 Millionen Passagiere.

Warten auf die Technologie

Was CO2-neutrale Schifffahrt anbelangt, schlägt die Ägerisee Schifffahrt AG mit dem Motorschiff Ägerisee einen neuen Kurs ein. Das Kursschiff soll ab nächstem Jahr mit einem elektrischen Antrieb fahren. Kleinere Schiffe, die geringere Strecken zurücklegen müssen, seien für einen solchen Umbau prädestiniert, sagt Schacht. Bei grösseren Schiffen seien die Herausforderungen gerade wegen der Reichweite grösser. Das zeigt auch ein Blick auf die technischen Daten der geplanten Neuerung. Die Batterien, die die vergleichsweise kleine, 24 Meter lange «Ägerisee» ab 2025 antreiben sollen, wiegen allein 2,5 Tonnen.

Noch ist auf dem Zugersee nicht viel los. Das ändert sich aber schon bald wieder. (Bild: Nathan Affentranger)

Weitere Projekte hin zu einer emissionsfreien Schifffahrt seien zum jetztigen Zeitpunkt nicht geplant, erklärt Hofmann. Man studiere natürlich die Entwicklungen auf den anderen Schweizer Gewässern. Gerade Wasserstoffantriebe, wie ihn die «Saphir» auf dem Vierwaldstättersee erhalten soll, seien äusserst interessant, sagt Schacht. Die «Saphir» wird im Winter 2025 einen solchen Antrieb erhalten (zentralplus berichtete). Doch diese Technologie verlange auch eine geeignete Infrastruktur, mit welcher der Wasserstoff zum Schiff gelangen kann. Eine solche Infrastruktur sei rund um die Zuger Seen momentan noch nicht gegeben.

Ab dem 14. April fahren die Schiffe auf dem Zugersee wieder fahrplanmässig. Die Saison geht bis Oktober. (Bild: Nathan Affentranger)

Letztlich sei die Schifffahrt, wenn sie CO2-neutral werden will, auch angewiesen auf die Entwicklung neuer Technologien. «Wir beobachten die Lage, aber die Wissenschaft muss noch Fortschritte machen», erklärt Schacht.

Der Saisonstart steht bevor

In zwei Wochen werden die Taue am Bahnhofsteg in Zug gelöst. Dann beginnt der reguläre Betrieb. Bis dahin sei noch einiges zu tun, meint Schacht. Die Renovationsarbeiten an der «Rigi» seien noch nicht gänzlich abgeschlossen. Kleinere Nachbesserungen stünden noch an. Zudem gelte es, die Mechanik zu prüfen und Sicherheitschecks zu machen. Und am Schluss würden alle Schiffe noch geputzt. «Dann werden sie strahlen vor Weiss», lacht Schacht. Am 14. April geht es los auf dem Zugersee, am 28. April wird es auf dem Ägerisee so weit sein.

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