Projekt im alten Posttunnel verzögert sich

Luzerner Durchgangsbahnhof stellt neuen Velotunnel in Frage

Die bereits bestehenden Veloparkplätze im Innern des Luzerner Bahnhofs. (Bild: jal)

Die Stadt Luzern plant am Bahnhof zwei neue Veloparkhäuser. Dem Vorhaben kommen aber die aktuellsten Ideen für den Durchgangsbahnhof in die Quere. Die Empfehlung der Planer-Teams für den Velotunnel lautet: abwarten. Damit erhält eine alte Sorge der SVP wieder Auftrieb.

Das Gebiet um den Luzerner Bahnhof wird sich in den nächsten 20 Jahren markant verändern. Mit dem Durchgangsbahnhof erhält die Stadt nicht nur bessere Zugverbindungen, sondern auch ein stadtplanerisch neues Zentrum. Wie das aussehen könnte, zeigten kürzlich drei verschiedene Planerteams (zentralplus berichtete).

Eine wichtige Rolle am Bahnhof spielt zukünftig die bestehende Unterführung der Gleise: Sie verbindet die Neustadt mit dem Gleis 14 beziehungsweise der Universität. Und soll bald viel mehr Menschen auf die Perrons bringen. Geht es nach den Ideen der Planer, muss sie dafür grösser, attraktiver und breiter werden.

Das hat Folgen für das geplante Veloparking im alten Posttunnel parallel zur heutigen Fussgängerunterführung. Wo es heute bereits Platz gibt für 420 Drahtesel, will die Stadt Luzern bis 2024 einen Veloraum für 800 Fahrräder bauen – inklusive einer Zufahrtsrampe bei der Habsburgerstrasse. Die Stadtluzerner Stimmbevölkerung hat 2019 dem Projektierungskredit zugestimmt (zentralplus berichtete).

Planer warnen vor voreiligen Bauten

Doch nun heisst es: Geduld haben. Im Schlussbericht zur Testplanung für den Durchgangsbahnhof wird der Stadt explizit empfohlen, beim Projekt Velotunnel vorerst abzuwarten. Denn einerseits laufen Überlegungen, bei der Zentralstrasse einen neuen Bahnhofplatz West zu bauen – also in der Nähe der geplanten Velorampe. Anderseits ist eine Studie zu neuen Veloverbindungen vorgesehen.

Diesen beiden Prozessen solle die Stadt Luzern nicht vorgreifen, raten die Planer. Ansonsten drohe die Gefahr, dass die Zufahrtsrampe an der Habsburgerstrasse «innert kurzer Zeit ihre Funktion verliert».

Hier sollte anstelle der Wendeltreppe dereinst eine befahrbare Rampe als Zugang zur Unterführung stehen. (Bild: jwy)

Das ist insofern pikant, als genau diese Sorge bereits im Abstimmungskampf 2019 geäussert wurde. Die SVP ergriff damals das Referendum gegen den Velotunnel: Für sie waren die geschätzten Kosten von 7,5 Millionen Franken angesichts der beschränkten Lebensdauer zu hoch.

Denn der Velotunnel wird nur eine temporäre Einrichtung. Bereits heute ist klar: Sobald der Baustart für den Durchgangsbahnhof fällt, können die geplanten Veloabstellplätze nicht mehr gebraucht werden. Die gesamte Unterführung wird in dieser Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.

Studie soll Klarheit schaffen

Was bedeuten diese Fakten nun für den Velotunnel? Steht der Velotunnel samt Rampe dem neuen Bahnhofplatz im Weg? Und beteiligt sich die SBB angesichts dessen noch an den Kosten?

Bei der Stadt Luzern kann man diese Fragen noch nicht definitiv beantworten. «Die Auswirkungen und Synergien zum Velotunnel können zum jetzigen Planungsstand noch nicht eruiert werden», sagt Daniel Nussbaumer vom städtischen Tiefbauamt. Mehr Gewissheit sollen die weiteren Abklärungen zur Personenunterführung bringen.

So könnte der neue Bahnhofplatz bei der Zentralstrasse aussehen. Dazu wäre ein Rückbau der Gleise 1 und 2 nötig. (Visualisierung: Team Güller Güller, Atelier Brunecky, Zürich)

Insbesondere aber auch die erwähnte Studie zu den Veloverbindungen. Die Planerteams haben bereits etliche Ideen auf den Tisch gebracht, wie die Zweiräder künftig von der Neustadt auf die Seeseite kommen sollen: Ein unterirdischer Veloweg als Teil der Passerelle, ein separater Velotunnel oder eine oberirdische Velo- und Fussgängerbrücke.

Eine Studie soll die Varianten nun vertieft analysieren. Derzeit laufen dazu Gespräche mit den SBB, sagt Daniel Nussbaumer. «Ziel ist, dass im Frühling 2021 eine entsprechende Studie durch die Stadt ausgelöst werden kann. Resultate sollten bis Ende 2021 vorliegen.»

Zwei Jahre später als geplant

Klar ist bereits jetzt: Das neue Veloparking unter den Gleisen kommt später als erwartet. Das Bauprojekt werde frühestens im Winter 2023 dem Stadtparlament vorgelegt. Selbst bei «optimalsten Projektverlauf und sehr sportlicher Planung» rechnet man bei der Stadt Luzern frühestens in der zweiten Hälfte 2023 mit dem Baustart. Die Bauarbeiten dauern rund 1,5 Jahre. Das heisst: Statt wie geplant 2024 dürfte die Velostation also sicher erst 2025 bereit sein. Stand heute – beim Durchgangsbahnhof soll es 2030 losgehen – wäre sie also nur gerade fünf Jahre in Betrieb.

Lohnt es sich dann überhaupt noch, den Velotunnel zu bauen? Oder ist das Risiko zu gross, dass die millionenteure Rampe nach kurzer Zeit wieder überflüssig wird? «Es ist aktuell zu früh, um die Frage zu beantworten», heisst es bei der Stadt Luzern. Umso länger es bis zu einer Antwort dauert, desto klarer dürfte sie ausfallen.

Die zweite Velostation kommt schneller in die Gänge

Nicht von solchen Schwierigkeiten betroffen ist die zweite geplante Velostation an der Bahnhofstrasse. Dafür hat die Stimmbevölkerung 2019 ebenfalls ihren Segen gegeben. «Die Velostation war von Anfang an so geplant, dass sie mit dem Durchgangsbahnhof kompatibel ist», sagt Daniel Nussbaumer vom städtischen Tiefbauamt. Dies zeigten auch alle drei Konzepte der Testplanung zum Durchgangsbahnhof (DBL) – eines nennt sogar eine Erweiterung des Fahrrad-Parkings Richtung Bahnhofplatz als realistische Möglichkeit.

«Die Velostation ist auch für den DBL und die rund zehnjährige Bauphase wichtig, sodass der Bahnhof während dieser Zeit gut und attraktiv erreichbar bleibt», so Nussbaumer. Neben den Oberflächenparkplätzen werden nämlich auch die Parkplätze in der Velostation am Inseli und im Velotunnel ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung stehen.

Beim Projekt an der Bahnhofstrasse macht die Stadt Luzern entsprechend vorwärts: Die Planauflage soll genauso wie der Kreditantrag im Parlament noch dieses Jahr über die Bühne gehen. Der Baustart für die Velostation – und die damit verbundene Neugestaltung der Bahnhofstrasse – ist laut Daniel Nussbaumer aktuell ab Mitte 2022 realistisch. 

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Hermann Heise
    Hermann Heise, 18.02.2021, 08:25 Uhr

    Könntet ihr bitte die Visualisierung dieser Schönwetterarchitekten nicht mehr verbreiten? Es ist beschämend für die Akteure, dass so etwas überhaupt als Resultat einer Testplanung herauskommt. Die Medien und die Stadt sollten das dann nicht noch breittreten. Man sieht auch ohne Studium in Bauingenieurwissenschaften, dass so ein Dach bei leichtestem Wind und Regen schlicht unnütz und zudem nicht gerade stabil ist.

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    • Profilfoto von Pjotr Wullschleger
      Pjotr Wullschleger, 18.02.2021, 08:47 Uhr

      Ach, das ist doch zweitrangig, ob ein Dach seiner elementaren Funktion zugeführt wird oder nicht. Viel wichtiger ist, dass teuer gebaut, sehr teuer gebaut werden kann. Die Zahltöpfchen sind reich gefüllt und niemals leer! Am besten in einer Art geplanten Obsoleszenz, damit man zyklisch noch teurere Instandstellungsarbeiten verrechnen kann. Blaupause dafür in der Stadt Luzern: das KKL.

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  • Profilfoto von D.K.
    D.K., 18.02.2021, 08:07 Uhr

    Der Tiefbahnhof ist eine Vision, die aus ökonomischen wie auch verkehrstechnischen Überlegungen so nie umgesetzt werden wird.

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    • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
      Samuel Kneubuehler, 19.03.2021, 16:56 Uhr

      Und auf welche Daten stützen Sie sich? Wir wissen es im Herbst 2026. Der DBL wird kommen. So wie er in Zürich kam und in Bern kommt. Lange genug mussten wir uns mit einem Zufahrtssystem von 1899 herumschlagen!

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  • Profilfoto von paul
    paul, 18.02.2021, 07:12 Uhr

    start durchgangsbahnhof 2030.
    wers glaubt. da fängt die planung an.
    inseli ist ja bis heute bichts gegangen….. velostation schon zwei jahre verzögerung…. eichwäldli noch immer bewohnt

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