Reichen 500'000 Franken als Hilfe?

Regierung verteidigt die strengen Corona-Regeln für Skigebiete in Luzern

In Sörenberg fahren die Lifte seit dem 8. Januar von Donnerstag bis Sonntag. (Bild: zvg)

Die Luzerner Skigebiete wie Sörenberg dürfen nun während vier Tagen in der Woche offen haben. Doch weiterhin besteht eine Ungleichbehandlung gegenüber den Winteranlagen in den Nachbarkantonen. Der Regierungsrat erklärt diese mit der Funktion des Kantonsspitals.

Nach zähem Ringen durfte auch Sörenberg am 8. Januar endlich die Lifte starten (zentralplus berichtete). Zumindest von Donnerstag bis Sonntag und mit weiteren Einschränkungen verbunden. Die Gespräche zwischen Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) und Theo Schnider, Präsident der Sörenberg-Bahnen dürften intensiv gewesen sein.

Auf der einen Seite kämpfte Theo Schnider dafür, dass die Luzerner Skigebiete gleich behandelt werden wie die Unternehmen ennet der Kantonsgrenze. Guido Graf hingegen hielt dagegen, indem er die Herausforderungen des Luzerner Kantonsspitals betonte.

Auch Politikerinnen, namentlich aus dem Entlebuch, wollten nun von der Regierung wissen, wie sie die Spezialregeln für die Luzerner Skigebiete erklärt. Sowohl Sabine Wermelinger (FDP) als auch Vroni Thalmann Bieri (SVP) aus Flühli reichten Anfragen dazu ein. Denn der Entscheid habe im Entlebuch «grosse Entrüstung» ausgelöst.

Luks ist bereits ohne Fälle aus anderen Kantonen stark ausgelastet

Davon zeugte auch die Diskussion im Parlament am Dienstag. Es waren besonders die Kantonsräte aus der Region, die ihrem Ärger Ausdruck verliehen. «Wenn man zwei bis drei Entlebucher aufzählen kann, die den Entscheid gut finden, sind das wirklich viele», sagte zum Beispiel Hans Lipp (CVP), der von einer «Schreibtischlösung» sprach. 

Der Regierungsrat begründete den Entscheid besonders mit der Zentrumsfunktion des Luzerner Kantonsspitals (Luks). Also solches ist es verpflichtet, auch Personen aus anderen Kantonen zu behandeln, teils mit hoch spezialisierten Eingriffen, die in der Region nur in Luzern angeboten würden.

«Einige brennende Fragen sind schlicht nicht oder zu wenig überzeugend beantwortet worden.»

Sabine Wermelinger, FDP

Die Luzerner Skigebiete hätten aber nicht zugunsten anderer Kantone zurückstehen müssen, auch wenn sie erst später und mit zusätzlichen Einschränkungen öffnen durften. Bereits ohne Zuweisung von Patientinnen und Patienten aus anderen Kantonen sei die epidemiologische Lage im Kanton Luzern zu wenig gut gewesen, um eine Betriebsbewilligung vor dem 8. Januar zu erteilen, schreibt die Regierung.

Den Ernst der Situation verdeutlichte der Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) mit einem Beispiel aus dem Spital Sursee. Dort mussten laut Graf die Intensivpflegeplätze kürzlich für zwei Wochen halbiert werden, weil die Gefahr bestanden habe, dass das pflegerische und ärztliche Personal aufgrund der hohen Belastung über längere Zeit ausfallen könnte.

Häufung an Covid-Fällen im Entlebuch

Die Regierung zeigt sich aber überzeugt, dass die Massnahmen wirkten. Es habe diese Saison bedeutend weniger Skiunfälle gegeben. Vergleiche seien jedoch schwierig, weil die Spitäler den Unfallort nicht erfassen würden. Deshalb könne auch die Belastung der Intensivbetten durch verunfallte Skifahrer nicht ausgewiesen werden.

Genau eine solche Darstellung vermisste FDP-Kantonsrätin Sabine Wermelinger. Sie kritisierte, dass die Antwort der Regierung kaum mehr Verständnis schaffe. «Einige brennende Fragen sind schlicht nicht oder zu wenig überzeugend beantwortet worden.» 

«Ich habe die traurige Feststellung gemacht, dass im Wahlkreis Entlebuch ziemlich genau dreimal mehr Personen mit oder an Covid gestorben sind als in anderen Wahlkreisen. Dreimal mehr Tote.»

Gesundheitsdirektor Guido Graf

Fragwürdige Entscheide sollten nochmals überdacht werden, so Wermelinger. Sie forderte konkret einheitliche Lösungen und einen Sieben-Tage-Betrieb. Die Regierung antwortete darauf kurz und knapp, dass die Beschränkung der Betriebsdauer und die Kapazitätsbeschränkung auf zwei Drittel ihrer Ansicht nach sowohl zu weniger Covid-19-Ansteckungen als auch zu weniger Unfällen führten. Ob diese Einschränkung auch ab dem 7. Februar noch gilt, soll geprüft werden.

Auch Zuspruch für Graf

Für den Regierungsrat setzt es aber nicht nur Kritik ab, sondern auch Unterstützung. SP-Kantonsrätin Melanie Setz etwa, die selbst im Gesundheitswesen tätig ist, zeigte sich angesichts der alarmierenden Aussagen von Ärzten und Pflegerinnen entrüstet über die Vorstösse. «Die Antworten der Regierung sind nicht mutlos, sondern ehrlich.» Auch Stephan Schärli (CVP), Leiter der Notfallstation am Spital Wolhusen, wand der Leistung des Personal in der belastenden Zeit ein Kränzchen. «Aus unserer Sicht hat die Luzerner Regierung Anfang Jahr verantwortungsvoll agiert», bekräftigte Claudia Huser (GLP) – und stellte in Frage, ob sich das auch über die Nachbarkantone sagen lasse.

Guido Graf (CVP) zeigte ein Stück weit Verständnis für die Kritik aus dem Entlebuch. Die Region sei aber nicht unschuldig daran, dass Luzern im Vergleich mit anderen Kantonen Anfang Jahr eine schlechtere epidemiologische Lage aufgewiesen habe. «Ich habe die traurige Feststellung gemacht, dass im Wahlkreis Entlebuch ziemlich genau dreimal mehr Personen mit oder an Covid gestorben sind als in anderen Wahlkreisen. Dreimal mehr Tote», bekräftigte Graf, der betonte, das seien nicht nur Menschen in Alters- und Pflegeheimen gewesen.

Kanton stellt Hilfe in Aussicht

Der Regierungsrat versicherte, dass ihm die besondere wirtschaftliche Bedeutung des Wintersports für das Entlebuch bewusst sei. «Er berücksichtigt diesen Aspekt bei seinen Entscheiden. Bei der Erteilung der Bewilligungen für Skigebiete müssen jedoch vorab die vom Bund formulierten Bewilligungsvoraussetzungen erfüllt sein.»

Der Kanton Luzern unterstütze die Bergbahnen Sörenberg AG bereits seit über 10 Jahren bei der Finanzierung ihrer Infrastrukturen. Insgesamt seien in dieser Zeit 6’700’000 Franken Darlehen gesprochen worden, wovon die Hälfte vom Bund getragen würde. Zudem beantragt die Luzerner Regierung beim Kantonsparlament einen Kostenrahmen von 900’000 Franken, um besonders hart getroffene touristische Transportunternehmen wie etwa Bergbahnen zu unterstützen. «Ein Gesuch zur Unterstützung der Bergbahnen Sörenberg AG über knapp 500’000 Franken ist beim Kanton dazu eingegangen und wird zu prüfen sein», heisst es schliesslich.

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