Abstimmung Krienser Pilatus-Arena

Wie problemlos kann ein 80-Meter-Tower gebaut werden?

Einschnitte ins Landschaftsbild: Auf dem Krienser Mattenhof ist ein 80-Meter-Hochhaus vorgesehen. (Bild: Montage, bra)

In gut einer Woche entscheiden die Luzerner Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über den Verkauf des Mattenhofareals II. Dabei gilt: ohne Hochhaus keine Sporthalle. Aber das Ding wird wohl 80 Meter hoch werden. Geht das einfach so im Nullkommanichts durch? Offenbar schon – und alles wird rechtskräftig.

Wenn das Luzerner Stimmvolk am 28. Februar Ja zum Landverkauf für die Pilatus-Arena sagt, dann sagt es auch Ja zu einem 80-Meter-Turm. Warum? «Analog zur Sportarena Allmend sollen ein oder mehrere Hochhäuser entstehen.»

So steht es trocken und emotionslos in den Abstimmungsbroschüren. Zum Vergleich: Die Hochhäuser beim FCL-Stadion ragen 88 und 77 Meter in die Höhe. Es sind die höchsten in der Zentralschweiz. Nur so nebenbei.

«Für die Luzerner ist das Projekt zu weit weg.»

Urs Steiger, LSVV

Die Frage sei deshalb erlaubt. Ein 80 Meter-Turm? So ganz alleine in der Krienser Pampa? Normalerweise werden solch gross dimensionierte Eingriffe ins Landschaftsbild von Politikern, Anwohnern und Interessenverbänden hart bekämpft. Aber beim Projekt Pilatus-Arena sieht das womöglich anders aus.

Hier wird «nur» das Baurecht für eine Stadtluzerner Parzelle, die auf Krienser Boden liegt, verkauft. Urs Steiger, Präsident des Landschaftsschutzverbandes Vierwaldstättersee (LSVV), meint: «Das Hochhaus liegt an der äussersten Peripherie von Luzern, Kriens und letztlich auch Horw. In einem Gebiet, mit dem sich die Leute noch nicht wirklich befasst haben.» Für die Luzerner sei das Projekt zu weit weg. «Die kennen sich da hinten nicht aus.»

Wird dieses Jahr im Juni nicht rocken: Die Swissporarena im Rahmen des Festivals «Allmend Rockt».

Die zwei Türme neben dem Stadion Allmend: 88 und 77 Meter hoch.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Aber dass das Gebäude für die Pilatus-Arena schliesslich 80 Meter hoch wird, ist so gut wie sicher – das muss sogar sein. Denn: Finanzieren lässt sich die Saalsporthalle für die Investorin Eberli Sarnen nur, wenn dazu das Hochhaus gebaut wird. Mit diesem Mehrwert fallen 20 Millionen für die Halle ab. Mit allem, was über 45 Meter in die Höhe ragt. Die zonenrechtliche Obergrenze für das Gebäude wird also dem Vernehmen nach – und nach Einschätzung verschiedener Experten – ausgeschöpft.

«Hochhaus und Saalsporthalle sind in diesem Projekt untrennbar verknüpft.»

Toni Bucher, VRP Eberli Sarnen AG

So deutlich wollen es die Verantwortlichen aber noch nicht sagen. «Hochhaus und Saalsporthalle sind in diesem Projekt untrennbar verknüpft», sagt Toni Bucher, Verwaltungsratspräsident der Eberli Sarnen AG. Die kommerzielle Nutzung bringt der Firma einen Teil der nötigen Einnahmen, um die 30-Millionen-Franken-Halle zu finanzieren. Den Rest zahlen Private, Kanton und Bund. Auf dem Areal plant die Eberli Sarnen AG Wohnungen, Büros und Gewerbeflächen. Insgesamt werden rund 200 Millionen Franken investiert, falls man denn grünes Licht bekommt.

«Dass es bei einem derart grossen Projekt Einsprachen geben wird, gehört zum rechtsstaatlichen Prozess», sagt Bucher. Aber vom 80-Meter-Hochhaus gibt es noch keine Pläne, keine Visualisierungen, gar nichts. Warum? «Wir sind noch nicht so weit. Ein Architekturwettbewerb findet erst nach einem Ja der Luzerner Bevölkerung statt.»

Auf der grossen braunen Brache rechts zwischen Brändi Horw und dem Kreisel soll die Grossüberbauung samt Eventhalle realisiert werden.

Auf der grossen braunen Brache rechts zwischen Brändi Horw und dem Kreisel soll die Grossüberbauung samt Eventhalle realisiert werden.

(Bild: zVg)

Die Höhe ist fix

4000 Sitzplätze

Das 13’000 Quadratmeter grosse städtische Mattenhof-II-Areal auf Krienser Boden soll für 18 Millionen Franken an die Eberli Sarnen AG verkauft werden, die dort eine Saalsporthalle (Pilatus-Arena) realisieren will. Dabei plant man eine multifunktionale Sport- und Eventhalle «Pilatus-Arena» mit 4000 Sitzplätzen. Zudem sollen dort Events wie Konzerte oder Tagungen durchgeführt werden können.

Kommt schliesslich der Verkauf beim Stadtluzerner Stimmvolk durch, sind Einsprachen der Krienser Anwohner zur Höhe der Gebäude hinfällig. Denn grundsätzlich hat der Luzerner Stimmbürger mit dem Landverkauf auch das Jawort zum 80-Meter-Turm gegeben. Andere Einsprachen werden dann zwar akzeptiert, haben aber – wenn die baupolizeilichen Auflagen nicht verletzt werden – laut Experten wenig Chancen.

Das Krienser Parlament hat 2013 einen Artikel ins Bau- und Zonenreglement aufgenommen, wonach auf dem Areal Mattenhof II ein 80-Meter-Hochhaus gebaut werden kann, wenn auf dieser Parzelle eine öffentliche Einrichtung von regionalem Interesse gebaut wird. Während der öffentlichen Auflage mit der Zonenbestimmung für das 80-Meter-Hochhaus gab es keine einzige Einsprache.
 
Der Krienser Bauvorsteher Matthias Senn: «Selbstverständlich könnte im weiteren Planungsverfahren, beim Bebauungsplan oder beim Baugesuch, eine Person aus der Nachbarschaft gegen das Hochhaus Einsprache halten, die Höhe kann dann allerdings nicht mehr kritisiert werden, weil diese dann rechtskräftig sein wird.»

Was sagt das Quartier?

Ein 80-Meter-Hochhaus sei beim Krienser Quartierverein Kuonimatt noch nicht thematisiert worden, sagt deren Präsident Ralph Ummel. «Ich persönlich finde es aber wichtig, dass rund um ein solches Hochhaus noch Grünflachen gebaut werden. Eine reine Betonwüste fände ich gar nicht schön.»

Das Projekt stösst bei den bürgerlichen Parteien auf breite Akzeptanz. Geht es nach dem Willen von Stadtrat und Stadtparlament, wird das Grundstück an die Eberli Sarnen AG verkauft. Die Grünen und Teile der SP sind gegen den Verkauf; er sei zu riskant. Sie wollen das Land im Eigentum der Stadt behalten und nur im Baurecht zur Verfügung stellen. Während die Linken in der Stadt die Pilatus-Arena bekämpfen, sieht die Situation bei den Krienser Linken entspannter aus.

Wichtig ist dies, weil die Linken in Kriens das Referendum gegen den Bebauungsplan ergreifen und so eine weitere Volksabstimmung erzwingen könnten. «Das 80-Meter-Hochhaus gibt es nur, wenn daraus etwas für die Allgemeinheit entsteht. Und das ist hier der Fall», sagt der SP-Fraktionsschef im Krienser Einwohnerrat, Peter Fässler.

Auf dem Areal Mattenhof II soll bis 2018 eine grosse Sport- und Eventhalle entstehen. 30 Millionen Franken kostet das Projekt.

Auf dem Areal Mattenhof II soll bis 2018 eine grosse Sport- und Eventhalle entstehen. 30 Millionen Franken kostet das Projekt.

(Bild: zvg)

Wenn dann alles nach den Plänen der Initianten verläuft, wird die Pilatus-Arena im Jahre 2019 eröffnet. Im Herbst 2016 soll der Gewinner des Architekturwettbewerbs feststehen, bis im Frühling 2017 die baurechtlichen Voraussetzungen geklärt sein, im Herbst 2017 die Baubewilligung erteilt werden – und im Herbst 2019 die Eröffnung der Pilatus-Arena gefeiert werden – sehr wahrscheinlich mit einem hohen, sehr hohen Gebäude nebenan.

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