Viktor Meier beliefert Welt mit Kunsteisbahnen

Eishockey in der Wüste – dank einem Luzerner

Diese Eiskunstbahn hat Viktor Meiers Firma in Tansania realisiert. (Bild: www.glicerink.com/de)

Eine BBC-Sendung bescherte ihm eine Eingebung, ein spanischer Forscher wurde sein Partner, ein Kanadier verhalf dem Team zum erfolgreichen Start: Die Geschichte des Kunsteisbahn-Produzenten Viktor Meier aus Luzern ist ungewöhnlich. Meier hat seine Produkte in über 50 Länder verkauft – und es könnte noch viel dicker kommen.

So mancher Angestellte träumt davon, einmal im Leben der eigene Boss zu sein. Auch Viktor Meier (37) verspürte diesen Drang. Im Gegensatz zu vielen anderen hat er seinen Traum vor vier Jahren in die Tat umgesetzt. Und zwar mit einer Geschichte, wie es sich für ein innovatives Start-Up-Unternehmen gehört.

In den USA infiziert

Meier schlug zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn äusserst konventionelle Wege ein. Er studierte in Genf Internationale Beziehungen, arbeitete danach für eine deutsche Marketingfirma. Als er genügend Geld zusammengespart hatte, ging er im Alter von 27 Jahren auf eine Weltreise – 1,5 Jahre lang. Als er schlussendlich in den USA angekommen war, verliebte sich Meier in eine Venezuelanerin und blieb erstmal im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. «In den USA ging mir das Geld aus. Also arbeitete ich in einem kleinen Start-up-Unternehmen», sagt Meier. Dort infizierte er sich mit dem Start-up-Virus, wie er sagt.

«Ich merkte, dass ich nicht einfach ein Angestellter sein möchte. Dass ich was Eigenes auf die Beine stellen will.»

Viktor Meier

Trotzdem: Als Meier nach seinem USA-Abenteuer zurück in der Schweiz war, nahm er eine Arbeitsstelle bei einem grossen Hörgerätehersteller an. «Wenn man lange studiert hat, dann arbeitet man anschliessend in einer grossen Firma. So läuft das halt in der Schweiz», sagt Meier. Trotzdem habe ihn dieses Star-up-Virus nie in Ruhe gelassen. «Ich merkte, dass ich nicht einfach ein Angestellter sein möchte. Dass ich was Eigenes auf die Beine stellen will.»

Dank der BBC zur eigenen Firma

Eines Abends sah Meier in einem Programm des Fernsehsenders BBC einen Bericht über Toni Vera, der in Spanien an einer Kunsteisbahn forschte. «Das hat mich sofort gepackt. Ich interessiere mich sowohl für Sport als auch für Umwelttechnologie», so der 37-Jährige. Also rief er Vera an und fragte, ob er an einer Zusammenarbeit interessiert sei. «Wir waren sofort auf gleicher Wellenlänge.» Also gründete der Jungunternehmer zusammen mit dem Spanier die Firma Glice, die ihren Sitz in Luzern hat.

«In der Schweiz sind wir überall abgeblitzt. Also probierten wir unser Glück im Ausland.»

Viktor Meier

Nun galt es, Eishockeyspieler und andere Eissportinteressierte davon zu überzeugen, dass auf Kunsteis genauso gut gespielt werden kann wie auf natürlichem. «Das Kunsteis hatte einen schlechten Ruf», sagt Meier. So hatte auch Glice zu Beginn Mühe. «In der Schweiz sind wir überall abgeblitzt. Also probierten wir unser Glück im Ausland.»

Anfrage aus Syrien

Durch seine Verbindungen in den USA kam Meier mit der kanadischen Eishockey-Legende Cliff Ronning in Kontakt. «Der fand unsere Kunsteisbahn so genial, dass er gleich ein Feld in sein neues Trainingscenter einbauen liess», erinnert sich Meier. Das sprach sich schnell rum und löste einen Schneeballeffekt aus. Seitdem hat Meier 200 Glice-Eisbahnen schon in über 50 Länder geliefert. Neben klassischen Eishockeynationen wie Russland, Kanada oder den USA hat Meier auch schon an Länder wie Saudi-Arabien, Qatar, China oder Chile Eisbahnen verkauft. Etwa vor einem Jahr bekam Meier sogar eine Anfrage aus Aleppo in Syrien. «Ich habe sofort zurückgeschrieben. Wenn jemand in Aleppo, mitten im Krieg, an eine Eisbahn denkt, dann muss er wirklich ein Optimist sein. Das gefiel mir.» Leider sei schlussendlich nichts aus diesem Auftrag geworden. «Das Schöne an unseren Kunsteisbahnen ist ja, dass es nicht kalt sein muss, damit sie funktionieren.» Denn Glice verwendet einen stark komprimierten Kunststoff. Beim Schlittschuhlaufen schlitzen die Kufen die Moleküle so auf, dass ein Gleitstoff freigesetzt wird. Dabei wird die Reibung so minimiert, dass sich das Gleiten wie auf echtem Eis anfühlt.

Eine der Eiskunstbahnen steht vor dem Hotel Chedi von Samih Sawiris in Andermatt.

Eine der Eiskunstbahnen steht vor dem Hotel Chedi von Samih Sawiris in Andermatt.

(Bild: www.glicerink.com/de)

Gespräche mit Eishockey-Weltverband

Trotz harzigem Start verkauft Meier seine Kunsteisbahnen auch in der Schweiz. Vor dem Hotel Chedi in Andermatt ist eine solche zu finden. Oder bei einigen Privathaushalten. «Manche wünschen sich eine Kunsteisbahn auf dem Vorplatz. Das ist kein Problem», sagt Meier. Eine kleine Eisbahn vor der Garage kostete etwa 1000 Franken. Eine 300 Quadratmeter grosse etwa 100’000 Franken und eine in einer olympischen Grösse eine halbe Million Franken. Gemäss Meier hält eine in Deutschland produzierte und in der Schweiz entwickelte Glice-Kunsteisbahn 20 Jahre. In der Hälfte der Lebenszeit lässt sich die Bahn einfach umkehren. So hat man wieder eine neue.

Diese Eiskunstbahn von Viktor Meier steht beim Schlossberg Thun.

Diese Eiskunstbahn von Viktor Meier steht beim Schlossberg Thun.

(Bild: www.glicerink.com/de)

«Mit unserem System könnte man auch beispielsweise in Afrika Eishockey spielen.»

Viktor Meier

«Zurzeit sind wir mit dem Eishockey-Weltverband in Kontakt. Denn es gibt viel zu wenig Eisflächen auf der Welt. Mit unserem System könnte man auch beispielsweise in Afrika Eishockey spielen», sagt Meier. Zudem seien ihre Felder ökonomischer und auch ökologischer als richtige Eisfelder. «Der Betrieb einer natürlichen Eisbahn braucht viel Strom und Wasser», sagt Meier.

Obwohl Meier Glice seit vier Jahren erfolgreich führt, betrachtet er das Unternehmen noch immer als Start-up. «Sollte einmal der Zeitpunkt kommen, dass ich im Unternehmen nur noch als Verwalter tätig bin, werde ich mich zurückziehen», sagt Meier. Dann helfe er anderen Start-ups, auf die Beine zu kommen. Von diesem Virus werde er wohl nie mehr geheilt werden.

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