Einführung im Schuljahr 2017/2018

Luzern ist bereit für den Lernplan 21

«Das ist eine Evolution und keine Revolution», sagt Reto Wyss zum Lehrplan 21. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der Lehrplan 21 – die erste gemeinsame inhaltliche Grundlage für die Volksschulen der Deutschschweizer Kantone – soll im Kanton Luzern auf das Schuljahr 2017/18 eingeführt werden. Der neue Lehrplan bringt für die Luzerner Volksschulen neben bereits Bekanntem auch Neuerungen, besonders im Bereich der Medien und Informatik.

Der Regierungsrat hat beschlossen, den Lehrplan 21 im Kanton Luzern auf das Schuljahr 2017/18 einzuführen. Bereits liegen auch die entsprechenden Wochenstundentafeln sowie das Aus- und Weiterbildungskonzept für die Lehrpersonen vor. «Der Lehrplan 21 stellt für den Kanton Luzern eine Evolution und keine Revolution dar», erklärte Bildungsdirektor Reto Wyss an einer Medienkonferenz. Bereits bekannt ist den Luzerner Schulen die Kompetenzorientierung des Unterrichts. Diese wird im Projekt «Schulen mit Zukunft» seit Jahren thematisiert. Ebenfalls bekannt sind viele Fachbereiche wie «Natur, Mensch und Gesellschaft» (bisher Mensch und Umwelt) in der Primarschule oder «Natur und Technik» (bisher Naturlehre) in der Sekundarschule.

Neu sind zwei Fächer in der Sekundarschule: «Räume, Zeiten und Gesellschaften», welches Geschichte und Geografie zusammengeführt sowie «Wirtschaft, Arbeit und Haushalt», welches den bisherigen Hauswirtschaftsunterricht um wichtige Themen erweitert. Eine besondere Herausforderung wird der Fachbereich «Medien und Informatik» darstellen, denn dieser stellt eine inhaltliche Erweiterung als Antwort auf die rasante gesellschaftliche Entwicklung dar.

Anpassungen bei den Fächern

Nachdem im Kantonsrat im Juni und Dezember 2014 mehrere Vorstösse deutlich abgelehnt worden sind, welche die Kompetenz zur Einführung dem Kantonsrat geben wollten, respektive eine Verschiebung der Einführung um mehrere Jahre forderten, hat der Regierungsrat über die Einführung entscheiden können. Aufgrund der umfangreichen Vorarbeiten hat hat gleichzeitig mit dem Einführungsbeschluss auch die neuen Wochenstundentafeln beschlossen. Diese sehen in der Primarschule zusätzliche Lektionen in den Fächern Deutsch, Mathematik und «Natur, Mensch und Gesellschaft» (NMG) vor. Auch die Fächer Musik und Französisch erhalten je zwei Lektionen mehr.

Mehrjährige Einführung

Die Umsetzungsarbeiten für den neuen Lehrplan starten im März 2015 mit der Information der Schulleitungen. Anschliessend werden die Lehrpersonen regional mit dem Lehrplan vertraut gemacht. Ab dem Schuljahr 2015/16 stehen im Rahmen des Weiterbildungsprogrammes über mehrere Jahre umfangreiche Angebote zur Verfügung.

Die Einführung wird im Schuljahr 2021/22 mit den dritten Sekundarschulklassen abgeschlossen.

In der Sekundarschule erhalten ebenfalls Deutsch und Mathematik mehr Lektionen. Daneben gibt es kleinere Anpassungen bei einzelnen Fachbereichen wie «Natur und Technik» sowie «Wirtschaft, Arbeit und Haushalt». In Übereinstimmung mit dem Lehrplan werden in der dritten Klasse der Sekundarschule die Wahlpflichtfächer gegenüber den Pflichtfächern reduziert. Dadurch können Kosten eingespart werden, da Wahlfachgruppen kleiner und damit teurer sind als der Unterricht in ganzen Klassen. So wird auch die vom Kantonsrat verlangte Kostenneutralität bei der Einführung möglich, denn damit können die zusätzlichen Lektionen der Primarschule kompensiert werden.

Einführungskonzept für Lehrpersonen und Gemeinden

Die Vorarbeiten für die Einführung des Lehrplans 21 im Kanton Luzern begannen bereits 2012 nach der Vernehmlassung der ersten Lehrplanfassung. Neben einem Einführungskonzept wurden Wochenstundentafeln für den neuen Lehrplan erarbeitet und gemeinsam mit diesem im Sommer 2013 in eine breite kantonsinterne Vernehmlassung gegeben.

Zudem überprüften Arbeitsgruppen die Auswirkungen des Lehrplans auf die Beurteilung der Lernenden sowie die Übertrittsverfahren. «Wir haben bewusst alle involvierten Beteiligten schon früh in die Vorarbeiten dieses wichtigen Vorhabens miteinbezogen», betont Reto Wyss vor den Medien. Viele Forderungen aus der Luzerner Vernehmlassung fanden Eingang in die überarbeitete Vorlage, die von der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz Ende Oktober 2014 für die Einführung in den Kantonen freigegeben wurde.

Lange Entwicklung

Die Arbeiten für den ersten gemeinsamen sprachregionalen Lehrplan starteten im Jahr 2006 mit der Entwicklung eines Grundlageninstruments. Im März 2010 wurde diese Grundlage nach einer breiten Vernehmlassung bei den Kantonen als Basis für das eigentliche Lehrplanprojekt genehmigt und der definitive Auftrag erteilt. Bis Sommer 2012 wurde die erste Lehrplanversion erstellt, zu der die Kantone Stellung nehmen konnten. Nach einer Überarbeitung wurde der Lehrplan im Juni 2013 in eine breite Vernehmlassung gegeben. Im Kanton Luzern gingen 186 Stellungnahmen dazu ein. Die meisten unterstützten den Lehrplanentwurf als wichtiges und zeitgemässes Koordinationsinstrument.

Nach der Auswertung der Vernehmlassungen auf Deutschschweizer Ebene wurde eine umfangreiche Überarbeitung vorgenommen. Insbesondere wurden die Anzahl der Kompetenzen deutlich reduziert sowie die in einzelnen Fachbereichen zu behandelnden Inhalte namentlich bezeichnet. Mit der Kompetenzorientierung im Lehrplan 21 wird signalisiert, dass der Lehrplan nicht bereits erfüllt ist, wenn der im Lehrplan aufgelistete Stoff im Unterricht behandelt wurde, sondern erst dann, wenn die Kinder und Jugendlichen über das nötige Wissen verfügen und dieses auch anwenden können.

Am 31. Oktober 2014 hat die Plenarversammlung der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz den Lehrplan 21 ohne Gegenstimme beschlossen und den Kantonen zur Einführung übergeben.

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