Bundesrat eröffnet Untersuchung

Zuger Firma soll der CIA Tür und Tor geöffnet haben

Die Firma Crypto AG soll manipulierte Chiffriergeräte vekauft haben. (Bild: woz)

Die Zuger Firma Crypto AG soll jahrzehntelang Chiffriergeräte an verschiedenste Länder geliefert haben, die eine Hintertür für den amerikanischen Geheimdienst eingebaut hatten.

Die CIA konnte immer mitlesen, wenn ausländische Regierungen, Militärs und Diplomaten miteinander kommunizierten. Die im Kanton Zug beheimatete Crypto AG soll bereits vor einem halben Jahrhundert damit begonnen haben, manipulierte Chiffriergeräte zu verkaufen. In 130 Länder lieferten sie ihre Geräte. Die Firma wurde 2018 aufgelöst.

Enthüllt wurden die Machenschaften von dem freien Journalisten Peter F. Müller, der für das ZDF arbeitet. Er hat gemäss eigenen Angaben letztes Jahr rund 280 Seiten Akten zum Fall Crypto zugespielt bekommen. Er teilte die Dokumente unter anderem mit der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens, welches am Mittwoch um 20.05 Uhr eine Sondersendung zum Thema ausstrahlen wird.

Niklaus Oberholzer mit der Untersuchung beauftragt.

Der Bundesrat stoppt vorerst den Verkauf ähnlicher Geräte durch die Nachfolgefirma ins Ausland. Das Schweizer Verteidigungsdepartement (VBS) schreibt gemäss «Tages-Anzeiger», dass die Ereignisse um die Crypto AG «heute schwierig zu rekonstruieren und zu interpretieren» seien. Der Bundesrat habe am 15. Januar den ehemaligen Bundesrichter Niklaus Oberholzer eingesetzt, um «das Thema zu untersuchen und die Faktenlage zu klären». Oberholzer soll bis Ende Juni dem VBS Bericht erstatten.

Crypto International distanziert sich

Die schwedische Nachfolgefirma Crypto International hat inzwischen mit einer Stellungnahme auf die Berichterstattung reagiert. Sie betont, 2018 lediglich den Markennamen von der Firma Crypto Ag übernommen zu haben. Man sei aber ein völlig anderes Unternehmen. mit einem anderen Management und einer anderen Strategie.

Man habe keine Verbinundungen zur CIA oder dem Bundesnachrichtendienst (BND) – und habe auch nie solche gehabt, betont Crypto International. Die aktuelle mediale Berichterstattung empfinde man als äusserst unangenehm. Man werde die Situation nun analysieren und zu gegebener Zeit ausführlicher Stellung nehmen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Ulriko
    Ulriko, 12.02.2020, 13:05 Uhr

    Aber das ist doch seit 25 Jahren bekannt. 1995 hat erstmals The Baltimore Sun darüber berichtet, 1996 hat Der Spiegel einen Artikel dazu veröffentlicht. Natürlich hat das Unternehmen alles dementiert, auch als 2013 ein Mitarbeiter alles ausgeplaudert hat. 2014 hat die NSA selbst dann Dokumente veröffentlicht, die das bestätigen, 2015 ging es nochmal durch die weltweite Presse und die Nachrichtenportale (Frank Garbely berichtete am 30.9.15, siehe infosperber.ch). Mir unerklärlich, wie dieses Unternehmen weiterhin Kunden haben konnte. Und dass jetzt etliche Medien das als Neuigkeit bringen, weil Recherche heutzutage offenbar aus der Mode gekommen ist.

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 12.02.2020, 15:18 Uhr

      «Bekannt» versteht sich immer relativ. Solange keine stichfesten Beweise vorgelegt werden, kann ein Bericht als Sensationshascherei, Verschwörungstheorie oder linke Agitation disqualifiziert werden. Nun liegt offenbar eine grosse Menge von geleakten Daten vor. Das bedeutet, dass jetzt der sprichwörtliche Eisberg ein bisschen mehr als seine Spitze zeigt und die gewaltige Dimension erahnen lässt, die noch unter Wasser liegt. Doch darf man nicht den Fehler machen, die Crypto-Geschichte als kalten Kaffee zu taxieren. Die Geschichte ist sehr heiß und die noch folgenden politischen Implikationen sind unabsehbar

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