Luzerner Polizei gibt Schuss ab

Verfolgungsjagd: «Der Mann fuhr wirklich sehr, sehr schnell»

Die Luzerner Polizei verfolgte am Montagnachmittag einen flüchtenden Autofahrer, der mehrere Unfälle verursachte.

Die Luzerner Polizei hat sich am Montag eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit einem Autofahrer quer durch die Innenstadt geliefert. Sie versuchte den Flüchtigen mit einem gezielten Reifenschuss zu stoppen – vergeblich.

Dramatische Szenen mitten in der Stadt Luzern. Am Montagnachmittag knapp vor 17 Uhr wollte die Luzerner Polizei die Personalien von einem 31-jährigen Schweizer in der Stadt Luzern kontrollieren. Die Polizei signalisierte dem Mann auf der Seebrücke, dass er sein Auto anhalten solle. Aus unbekannten Gründen passte das dem Mann ganz und gar nicht. Er trat aufs Gas und brauste in seinem Auto davon. Er flüchtete in Richtung Pilatusplatz.

Beim Viktoriaplatz überholte er ein anderes Auto und bog nach rechts ab in die Hirschmattstrasse. Dabei kam es erst zu einer Streifkollision mit dem überholten Fahrzeug. Kurz darauf prallte das Fluchtauto frontal in einen weiteren Wagen, der ihm korrekt entgegenkam. Doch auch davon liess sich der Autofahrer nicht aufhalten. Er setzte seine rasante Flucht fort.

Polizei schiesst mitten in Luzern

Die Luzerner Polizei griff letztlich zu einem drastischen Mittel. Sie feuerte einen Schuss auf das Auto ab. Der Plan war, das Auto fahruntauglich zu machen und die Flucht des Mannes zu stoppen. Dies gelang jedoch nicht. Der Mann fuhr sogar gegen ein Auto der Polizei und setzte seine Flucht in Richtung Hirschengraben fort. Verletzt wurde bei der wilden Aktion niemand.

Anschliessend fuhr der Mann auf die Autobahn und raste in Richtung Zug. Die Luzerner Polizei verständigte umgehend die Zuger Kollegen und setzte die Verfolgungsjagd in den Nachbarkanton fort. Dies bestätigt Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage. Die Luzerner Polizei verlor das Fluchtauto auf der Autobahn jedoch aus den Augen. «Der Mann fuhr wirklich sehr, sehr schnell», ergänzt Simon Kopp.

Flucht nach Zürich

Der Autofahrer konnte erst in Zürich gestoppt werden. Respektive stoppte er sich selbst. In Obfelden verursachte der Mann noch einen Unfall und beschädigte dabei zwei weitere Autos. Der Flüchtige sowie eine weitere Person wurden dabei leicht verletzt. Der Sachschaden liegt bei mehreren zehntausend Franken.

Die Kantonspolizei Zürich nahm den Mann vor Ort fest und überführte ihn am Montagabend zurück nach Luzern. Dort nahm ihm die Polizei eine Blut- und Urinprobe ab. Ob der Mann während seiner chaotischen Flucht unter Alkohol- oder Drogeneineinfluss stand, ist noch nicht bekannt. Die Untersuchung führt nun die Staatsanwaltschaft Luzern.

Der Mann befindet sich gemäss Angabe von Simon Kopp noch immer in polizeilichem Gewahrsam. Am Mittwoch erfolgt die Befragung durch die Staatsanwaltschaft. Danach wird entschieden, ob der Mann weiterhin in U-Haft bleibt oder freigelassen wird.

Polizei klärt Schussabgabe extern

Untersucht wird nebst dem Fluchtmotiv des Autofahrers auch die Reaktion der Polizei, insbesondere der abgegebene Schuss. Allerdings erfolgt diese Untersuchung nicht intern. Wie es bei Schussabgaben durch die Polizei üblich ist, untersucht eine externe Kantonspolizei den Fall. Dies erlaubt eine neutrale Prüfung des Vorfalls. Darum hat die Staatsanwaltschaft Luzern die Kantonspolizei Aargau damit beauftragt, die Schussabgabe zu untersuchen.

Dabei prüft die Aargauer Polizei einerseits, ob und wo die Kugel das Auto getroffen hat. Zudem untersucht sie die Verhältnismässigkeit des Schusses, also ob die Schussabgabe gerechtfertigt war. Zu diesem Zweck wird die Aargauer Polizei den verantwortlichen Luzerner Polizisten befragen.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


5 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 01.02.2022, 18:53 Uhr

    Der Fahrer verursacht mehrere Unfälle, gefährdet akut mehrere Menschenleben, und der Polizist, der mit einem Schuss das Auto stoppen wollte, wird untersucht? Das ist für mich eine komplett verkehrte Welt. Wo ist hier noch der gesunde Menschenverstand? Den scheinen wir jetzt ganz verloren zu haben. Deshalb ist die Kriminalität auch auf so einem hohen Niveau. Siehe der Raubüberfall mitten im Dorf Kriens am frühen Samstagabend, im Bellpark. Wenn wir dem weiter teilnahmslos zuschauen, mit unterschwelliger Sympathie für die kriminelle Energie, werden wir keine gute Zukunft haben. Aber so wollen es heute leider gewisse Kreise in unserer Politik. Ein Armutszeugnis.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
    • Profilfoto von Theodor M
      Theodor M, 01.02.2022, 21:12 Uhr

      Der Fahrer und die Schussabgabe werden „untersucht“. Alles gut so.
      Der Polizist hat nichts zu befürchten.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
      • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
        Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 01.02.2022, 21:32 Uhr

        Siehe Artikel: «Die Reaktion der Polizei, insbesondere der abgegebene Schuss» wird untersucht. Für den betreffenden Polizisten nicht angenehm, wenn er von einer ausserkantonalen Polizeibehörde, in diesem Fall die des Kantons Aargau, zu seiner Schussabgabe verhört wird. Das hat auch eine abschreckende Wirkung auf das ganze Polizeikorps. Wehe dem, der die Pistole zückt und einen Schuss abgibt. Die Kriminellen lachen sich ins Fäustchen. Und eben gerade das ist von gewissen Kreisen in der Politik so gewollt. Das ist es was ich bemängle. Mangels hartem Durchgreifen wird der Kriminalität Tür und Tor geöffnet. Wir sehen es ja regelmässig. Am Samstagabend mitten in Kriens, aber auch nach dem Fussballmatch FCB-FCL, mit der massiven Zerstörung von VBL-Bussen. Am Schluss zahlt das alles der ehrliche Steuerzahler, auch der kleine, nicht nur die grossen.

        👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Polizist Wäckerli
      Polizist Wäckerli, 02.02.2022, 09:09 Uhr

      Mit den heutigen technischen Mitteln, kannst Du so einen flüchtigen Autofahrer, ganz einfach später einkassieren, mit einer gut vorbereiteten Strassensperre oder einem Nagelbelag. Es gilt die Regel die Verfolgung abzubrechen, sobald andere Menschen gefährdet werden, was ihn diesem Fall absolut zu trifft. Mit viel Glück gab es keine Toten. Eine Schussabgabe ist meines Erachtens völlig übertrieben, man stelle sich vor ein Querschläger hätte einen Menschen getroffen, um diese Uhrzeit (Rush Hour) absolut im Bereich des Möglichen. Ich schätze die Arbeit unserer Polizei meistens sehr, aber in diesem Fall gehört dem Schiessende die Waffe entzogen. Er hat wohl zu viele Actionfilme gesehen….und es handelte sich ja nicht um einen bewaffneten Amokläufer, den es sofort zu stoppen gilt, sondern um einen durchgeknallten in Panik geratenen Autoposer. Mit einem Helikopter und den Verkehrsüberwachungskameras hätte man den spätestens auf der Autobahn ganz leicht gestoppt. Ich bin dankbar das es keine Toten gab und hoffe der Täter wird hart bestraft.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von César Alpenbrödel
    César Alpenbrödel, 01.02.2022, 15:13 Uhr

    Montagnachmittag knapp vor 5 Uhr? Post meridiem, oder was?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon