Die Analyse zum Super Sunday

Wer die heimlichen Stars der Zuger Wahlen sind

Tabea Estermann (GLP) strahlt: Die Präsidentin der GLP Zug sitzt neu im Kantonsrat. Die Partei gewinnt zudem zwei Sitze und erreicht Fraktionsstärke. (Bild: moc)

In vielerlei Hinsicht veränderte sich in Zug am Wahlsonntag nichts: Der Kanton ist und bleibt bürgerlich. Auf den zweiten Blick wartete der Super Sunday jedoch mit überraschenden Wendungen auf.

Superlative, eine herbe Enttäuschung und zwei heimliche Stars: So lässt sich der Zuger Wahlsonntag kurz und knapp zusammenfassen. Wir blicken zurück auf den Dreiakter.

Erster Akt: Laura Dittlis Sprung in den Polit-Himmel

Viele hatten mit einem Einzug von Laura Dittli (Mitte) in den Regierungsrat gerechnet. Die 31-jährige Rechtsanwältin sitzt seit 2014 im Kantonsrat und ist als Parteipräsidentin der Mitte Kanton Zug bestens vernetzt. Die ambitionierte Oberägererin konnte zudem mit der Unterstützung der wählerstärksten Zuger Partei rechnen.

Dass ihr Sieg trotzdem so deutlich ausfiel und Dittli alle bisherigen Regierungsräte ausser ihren Parteikollegen Martin Pfister überflügelte, sorgte dann doch für Erstaunen im Medienzentrum im kaufmännischen Bildungszentrum.

Dittli holte im ersten Wahlgang 21'013 Stimmen und liess ihre Kontrahentinnen Tabea Zimmermann Gibson (ALG) und Tabea Estermann (GLP) weit hinter sich. Beide schafften es nicht, das absolute Mehr zu erreichen.

Die Zuger Exekutive bleibt damit weiterhin ein rein bürgerliches Gremium – und der freiwillige Proporz endgültig Makulatur (zentralplus berichtete).

Zweiter Akt: Der tiefe Fall der Linken

Des einen Freud, des andern Leid: Während Mitte-Schweiz-Präsident Gerhard Pfister Dittli zur Wahl gratulierte, hiess es bei den Linken, die Scherben aufzuwischen. Die gemeinsame Strategie von ALG und SP, für unterschiedliche Räte anzutreten, um sich damit gegenseitig keine Wählerinnen abzujagen, ging nicht auf. Zumindest nicht im Regierungsrat.

Der Abstand von Tabea Zimmermann Gibson (ALG) auf Stephan Schleiss (SVP) betrug gut 6'500 Stimmen. Das sind dreimal so viele Stimmen Unterschied, wie der Abstand der nicht-gewählten Barbara Gysel (SP) auf den gewählten Florian Weber (FDP) 2018 betrug. Viel deutlicher hätte das bürgerliche Zug linken Ideen in der Regierung keine Abfuhr erteilen können.

Dies zeigte sich auch bei den Parlamentswahlen: Die Sozialdemokraten verloren rund 1,5 Prozent Wähleranteil – gleich viel wie die Mitte. Gezwungenermassen tritt die SP im Kantonsrat (-2 Sitze) und im Grossen Gemeinderat (-1) kürzer.

Dritter Akt: Die heimlichen Stars des Super Sunday

Plus 2,2 Prozent Wählerstimmen, zwei Sitze mehr im Kantonsrat und einen im Stadtparlament, erstmalige Fraktionsstärke und eine Parteipräsidentin, die neu im kantonalen Parlament sitzt: Der GLP gelang am Sonntag so einiges.

Damit reitet die Kantonalpartei auf derselben Erfolgswolle wie ihre Mutterpartei in den letzten Jahren. So erstaunt es auch nicht, dass Tabea Estermann bei den Regierungsratswahlen keine hundert Stimmen hinter Tabea Zimmermann Gibson rangierte.

Ein weiterer Star: SP-Frau Barbara Gysel. Sie zog mit einem beachtlichen Resultat an André Wicki (SVP, bisher) vorbei und in den Zuger Stadtrat ein. Unerwartet hatte Gysel auch beim Rennen um das Stadtpräsidium die Nase vorn. Damit belegt sie mit nur 15 Stimmen vor Wicki die Poleposition beim zweiten Wahlgang vom 27. November.

Für SP-Parteipräsidentin Barbara Gysel nach der herben Niederlage auf kantonaler Ebene eine persönliche Genugtuung: Die langjährige Legislativpolitikerin schaffte zum ersten Mal den Sprung in eine Exekutive, nachdem ihre Kandidatur für den Regierungsrat 2018 gescheitert war.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilungen des Kantons und der Stadt Zug
  • Präsenz im Mediencenter der Zuger Wahlen
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