Nächtliche Tempobegrenzung in der ganzen Stadt?

Tempo 30 für einen tieferen Schlaf in Luzern

Tempo 30 auf nächtlichen Strassen? Diese Idee wird in Luzern bald diskutiert. (Bild: Emanuel Ammon/Montage zentralplus)

Abbremsen in der Nacht: Linksgrün fordert auf dem ganzen Stadtgebiet nächtliches Tempo 30. Vorbilder gibt’s genug – doch lässt der Kanton das überhaupt zu?

Flächendeckend Tempo 30 zwischen 22 und 6 Uhr: Das verlangen SP, Grüne und GLP in einem gemeinsamen Vorstoss für die Stadt Luzern. Vorbild ist die Westschweizer Metropole Lausanne, die Tempo 30 in der Nacht gemeinsam mit dem Kanton Waadt auf einzelnen Strassen bereits 2017 als Versuch eingeführt hat. Nun soll die Massnahme auf nächsten März definitiv gelten, allerdings könnte es noch ein Referendum geben.

«Moins de vitesse et de bruit, plus de bien-être et de mobilité» bringen die Verantwortlichen die Vorzüge auf einer eigenen Website auf den Punkt.

Lausanne macht es vor – und Luzern soll also folgen, wenn es nach den linksgrünen Parteien geht. Damit stehen die Chancen im Stadtparlament nicht schlecht. Auf den Gemeindestrassen könnte die Massnahme also umgesetzt werden, nur herrscht dort heute schon meist Tempo 30 – auch tagsüber.

Sperrt sich der Kanton?

Anders sieht die Sache auf den Kantonsstrassen aus, dort herrscht Tempo 50. Immerhin sperrt sich der Kanton nicht mehr grundsätzlich gegen Tempo 30 auf Kantonsstrassen in der Stadt (zentralplus berichtete). Zumindest gegen eine Testphase würde also nichts sprechen.

«Sollte die Stadt dem Kanton einen entsprechenden Antrag stellen, werden wir das Anliegen prüfen.»

Judith Setz, Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement

Auf Anfrage sagt Judith Setz, Fachspezialistin Kommunikation beim Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement, zum neuen Vorstoss: «Tempo 30 in der Nacht als Lärmschutzmassnahme ist nicht neu, es wurden in verschiedenen Städten bereits Pilotversuche durchgeführt.» Im Kanton Luzern hingegen sei die flächendeckende Einführung von Tempo 30 in der Nacht bislang nicht vertieft diskutiert worden.

Wie der Kanton inhaltlich auf den Vorstoss reagieren würde, ist offen. «Sollte die Stadt dem Kanton nach der politischen Diskussion im Grossen Stadtrat einen entsprechenden Antrag stellen, werden wir das Anliegen prüfen», sagt Judith Setz. Zurzeit sei aber noch keine Kontaktaufnahme erfolgt.

Weniger Lärm, bessere Gesundheit

Die Postulanten nennen vor allem die Reduktion von Lärm und eine Verbesserung der Volksgesundheit als Argumente für Tempo 30. In Lausanne sei das Fazit aus dem Test äusserst erfreulich: Über 33’000 Anwohnerinnen und Anwohner würden von weniger Lärm profitierten, zudem sei die Massnahme sehr kostengünstig.

Nico van der Heiden und Yannick Gauch (SP), Mirjam Landwehr und Martin Abelel (Grüne) sowie Daniel Lütolf und Jules Gut (GLO) fordern den Stadtrat auf, sich mit dem Kanton über Tempo 30 nachts auf dem gesamten Stadtgebiet auszutauschen. Sogar ein Einbezug der K5-Gemeinden sei anzustreben, also neben der Stadt Luzern die Gemeinden Kriens, Emmen, Ebikon und Horw.

Bereits 2012 gefordert

In der Tat ist die Idee nicht ganz neu – allerdings ist sie noch nirgends so weit gereift wie in Lausanne. Bereits 2012 forderten SP und Grüne in der Stadt Luzern ein nächtliches Tempo 30. Das städtische Tiefbauamt hat den Vorschlag zwar aufgenommen und für prüfenswert befunden, jedoch hatte das damals noch bürgerlich dominierte Parlament die Idee abgeschmettert. Auch der Kanton sperrte sich: Tempo 30 in der Nacht sei keine Option und kaum umsetzbar, hiess es.

Auch die Stadt Zürich hat Tempo 30 in der Nacht bereits getestet – allerdings nur auf einzelnen überkommunalen Strassenabschnitten. Fazit: Die Massnahme sei wirksam, «um den Strassenlärm und besonders die störenden Lärmspitzen zu reduzieren». Auf den Verkehrsfluss hatte die Massnahme keine negativen Auswirkungen. Ob Tempo 30 nachts definitiv eingeführt wird, ist in Zürich jetzt Gegenstand politischer Prozesse.

In vielen deutschen Städten gilt grossflächig Tempo 30 in der Nacht auf Hauptstrassen bereits heute. Etwa in Berlin, wo man so die Häufigkeit von Lärmspitzenspegel halbieren konnte. Umstritten ist die Massnahme nach anfänglicher Kritik kaum mehr.

Hinweis: In einem zweiten Beitrag liest Du, welche Erfahrungen Lausanne mit «30 km/h de nuit» gemacht hat.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Anton
    Anton, 12.11.2019, 19:28 Uhr

    Ich wohne in der Luzerner Neustadt, in einer 30er Zone. Erfahrungsgeprägt bin ich der Meinung, dass 30 nicht viel bringt. Es sind die einzelnen Störenfriede, mit entsprechenden Auspuffanlagen, welche den eigentlichen Lärm verursachen. Wenn diese nicht wären… Denn sie machen (absichtlich) Lärm mit ihrer Fahrweise, auch mit nur 30Km/h. Und um es vorweg zu nehmen; es sind auch die Schweizer, beispielsweise mit kleinen gelben Fahrzeugen der Marke Abarth. Ok, der eine oder andere … mit seinem BMW kreist auch mal durchs Quartier.

    Wenn es um Ruhe geht hätte ich auch Wünsche an die Stadt, welche Sonntag Morgens um 06:00 oder 07:00 die öffentlichen Abfalleimer leeren lässt. Oder die Polizei welche Nachts bei Einsätzen unnötigerweise immer wieder die Fahrzeugtüren zuknallt. Und weil man ja noch was vergessen hat, nochmals und nochmals und nochmals zuknallt, auch wenn der Einsatz eigentlich sonst ruhig verlaufen könnte.
    Naja, diese Liste könnte endlos sein.

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  • Profilfoto von transit
    transit, 11.11.2019, 15:25 Uhr

    Ohje… diese Thema hat schon die Zuger beschäftigt…
    Ob mit 30 oder 50 km/h bringt null Lärmeinsparung. Viel schlimmer sind die heulenden Motoren von einigen Sportwagen deren Lenker kindliche Freude daran haben die Motoren ihrer Boliden aufheulen zu lassen. Die Luft wird auch icht besser wenn mit Tempo 30 gefahren wird.

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  • Profilfoto von Sarastro
    Sarastro, 11.11.2019, 14:51 Uhr

    Ob Tempo 30 uns bessere Luft und einen ungestörten Schlaf bringen würde, ist zu bezweifeln, denn mit Tempo 30 vereilen die Autos noch länger in der Stadt und produzierzen mehr Lärm und Abgase. Was uns aber besser schlafen liesse, wäre ein Verbot der nervenden Sirenen von Polizei und Sanität zu nachtschlafener Zeit. Dieses Geheul bei verkehrsfreien Strassen morgen um drei Uhr ist weder nötig noch anständig und belastet Mensch und Tier!

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  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 11.11.2019, 07:34 Uhr

    Ui. Da braucht es aber dann aber eine massive Polizeipräsenz, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Sonst – und das ist absehbar und aus mannigfaltiger Erfahrung gespiesen – hält sie niemand daran. Die Forderung alleine ist also noch nicht viel wert.

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