Wissenschaftliche Aufarbeitung

Luzern will Richard Wagners Antisemitismus genauer beleuchten

Richard Wagner lebte mit seiner Familie einige Jahre in Luzern. (Bild: zvg)

Das «Richard Wagner Museum» in Luzern thematisiert das Leben des deutschen Komponisten in historischem Kontext. Nun soll dessen Antisemitismus noch genauer beleuchtet werden.

Der deutsche Opernkomponist Richard Wagner lebte von 1866 bis 1872 mit seiner Familie in Tribschen, wo er wichtige Werke schuf. Die Stadt Luzern erwarb den Landsitz 1931, zwei Jahre später eröffnete sie das «Richard Wagner Museum». Im vergangenen Winter errichteten die Verantwortlichen eine neue Dauerausstellung, die schliesslich im April eröffnet wurde (zentralplus berichtete).

Kurz darauf forderten die Luzerner SP und Grünen mittels Postulat, dass die antisemitische Haltung Wagners im Museum stärker berücksichtigt wird. Der Luzerner Stadtrat will diesem Wunsch nachkommen. Er erachte es zwar als «nicht zielführend», ausschliesslich die aktuelle Ausstellung unter historischer und museumspädagogischer Perspektive zu untersuchen. Zudem sei Wagners antisemitische Haltung Bestandteil des Museums. Jedoch erkenne die Stadtregierung die Chance, die Geschichte des Hauses, Richard Wagners und die Rolle der Stadt Luzern durch eine unabhängige Person untersuchen zu lassen.

Bis zu 70'000 Franken für Untersuchung

Der wissenschaftliche Ansatz und eine zeitgeschichtliche Aufarbeitung seien unter anderem Meilensteine der neuen Museumsstrategie 2030 und Bestandteil der Kulturagenda 2030. Ziele der Aufarbeitung seien eine Sonderausstellung zu Wagners Antisemitismus und seinen Folgen, eine Publikation sowie museumspädagogische Vermittlungsangebote für verschiedene Zielgruppen.

Die Stadt geht für die Untersuchung von Kosten zwischen 50'000 und 70'000 Franken aus. Der Stadtrat beantragt dem Parlament die Entgegennahme des Postulats.

Verwendete Quellen
  • Postulat der SP/Grünen und die Antwort des Stadtrats dazu
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4 Kommentare
  • Profilfoto von LD
    LD, 21.10.2023, 01:14 Uhr

    Der Abbruch des Museums «gäbe einen suuuper Parkplatz», wie der ehem. deutsche Minister Niebel in ähnlicher Sache geraten hat.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 20.10.2023, 20:18 Uhr

    Über keinen Komponisten gibt es so viel Literatur wie über Wagner. Kein Aspekt seines Lebens wurde dabei so häufig und so tief untersucht wie sein sogenannter „Antisemitismus“. Das geschieht seit nunmehr über 140 Jahren. Somit ist nichts, wirklich nichts überflüssiger als eine weitere Untersuchung zu diesem vollständig abgegrasten Thema. Die beiden postulierenden Beamtenparteien stellen mit ihrer Forderung nichts Anderes unter Beweis als ihre komplette Ahnungslosigkeit in der Sache. Dies, obwohl ja die Tatsache, dass sie etwas von Antisemitismus haben läuten hören, sie auf die Idee bringen könnte, dass da etwas längst bekannt ist, da es sonst ja nicht bis zu ihnen durchgedrungen wäre. Wenn der Stadtrat so was auch noch entgegennimmt, schmeisst er das ihm anvertraute Geld zum Fenster hinaus.

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 21.10.2023, 16:39 Uhr

      Ganz abgegrast erscheint mir dieses Thema noch nicht. Interessant sind die sechs Jahre Wagners in Luzern. Was oder wer trieb ihn dannzumal zur Verfassung der Hetzschrift «Das Judentum in der Musik»? Mit welchen einheimischen Politikern und Geldgebern schmückte er seinen Freundeskreis? Die Schweiz hat leider die Beziehungen vieler Politiker, Industrieller, Offiziere, etc. zum Nationalsozialismus nie richtig aufarbeiten wollen. Was unter den Teppich gekehrt wird, kommt eines Tages wieder an die Oberfläche.

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  • Profilfoto von Raffael
    Raffael, 20.10.2023, 15:07 Uhr

    Wollen wir noch ein paar andere Personen beleuchten bitte? Ich hätte da ein paar Beispiele:
    Ist das Land, in dem wir wohnen, schon immer «uns» gewesen? Oder wie sind wir dazu gekommen?
    Was haben wir in der Schweiz im 1. und/oder 2. Weltkrieg gemacht, bzw. wie haben «wir» uns verhalten?
    Haben «wir» evtl. noch ein paar Fränkli in «unseren» Banken, von denen wir nicht wissen, woher sie kommen und warum?
    Usw. usw., gmerksch öppis? Und, wer kriegt dann den Auftrag der «Aufarbeitung»…?

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