Strafverfahren wegen Bestechung

US-Justiz lockt Glencore mit 256 Millionen Strafrabatt

Der Konzern Glencore könnte sich einiges an Strafgeldern sparen, wenn die Bundesanwaltschaft auch genügend schnell ist. (Bild: Erik Tham)

Der Rohstoffkonzern Glencore steht in mehreren Ländern wegen Bestechung vor Gericht. Die USA wollen nun einen Strafrabatt von 256 Millionen Dollar gewähren, wenn Glencore die Verfahren beschleunigt.

Im Mai schaute die Wirtschaftswelt auf Baar. Denn der Rohstoffkonzern Glencore hatte eingestanden, in den USA, in Grossbritannien, Brasilien und einigen afrikanischen Ländern, Bestechungsgelder bezahlt und den Ölpreis manipuliert zu haben (zentralplus berichtete).

Und das hatte Folgen. Glencore muss insgesamt rund 1,5 Milliarden Dollar Strafgelder zahlen. Der grösste Teil der Strafzahlung geht in die USA. Dort ist Glencore 1,1 Milliarden Dollar schuldig. Nun könnte es aber für Glencore zu einem billigeren Ausgang kommen. Denn sollte Glencore innerhalb eines Jahres alle seine Verfahren abschliessen können, würden dem Konzern 256 Millionen Dollar der Strafzahlung erlassen.

Alles hängt vom Tempo der Bundesanwaltschaft ab

Grund für diese mögliche Strafreduktion ist eine Klausel in der Einigung mit der US-Justiz. Dort heisst es nämlich, dass eine Strafzahlung über 256 Millionen Dollar ausgesetzt werden könne. Das unter der Bedingung, dass der Konzern innerhalb eines Jahres mit der Bundesanwaltschaft zu einer Einigung kommt.

So könnte Glencore also einen gewichtigen Betrag an Strafgeld einsparen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Doch die Bundesanwaltschaft ist nicht gerade für ihr Tempo bekannt. Mit Aussagen hält sie sich genauso zurück. Über die Dauer von Strafprozessen könne keine Prognosen angestellt werden können, heisst es vom Mediensprecher.

Konkret handelt es sich um zwei Verfahren, in die Glencore verstrickt ist. Eine Untersuchung von Mai 2019 wegen Verdacht auf Bestechung, die allerdings gegen Unbekannt läuft. Und ein Verfahren aus dem Juni 2020 gegen die Glencore International AG rund um die Frage, ob Glencore genügend Präventionsarbeit geleistet hat, um Bestechung zu verhindern.

Noch immer eine läppische Strafe, denn in afrikanischen Ländern kommt nichts an

Aber auch wenn die Bundesanwaltschaft ihr Verfahren gegen Glencore innerhalb dieser Frist abschliesst, ist das für den Rohstoffkonzern kaum ausschlaggebend. Denn dank der hohen Rohstoffpreise kann der Konzern nicht klagen. Für das Jahr 2022 hat Glencore einen operativen Gewinn von 2,2 bis 3,2 Milliarden Dollar im Handelsgeschäft angepeilt.

Und auch wenn Glencore Schuld eingestand, einen grossen Teil der Unternehmensleitung erneuert und Besserungen versprochen hat, wird sich für die Betroffenen kaum etwas ändern. Laut dem südafrikanischen Onlinemedium «The Continent» geschehe in der Demokratischen Republik Kongo, in Kamerun, der Elfenbeinküste oder Nigeria kaum etwas. Bei ihnen heisst es: «Die am meisten Betroffenen – die Afrikaner – haben wenig Hoffnung auf Wiedergutmachung oder auf Konsequenzen für ihre eigenen Beamten, die mitschuldig an den Geschehnissen waren.»

Einen Trost gibt allein eine Meldung vom Wirtschaftsmagazin «Bloomberg», dass offenbar zwei ehemalige Spitzenkräfte von Glencore ins Visier der US-Justiz geraten sind.

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