Zu Besuch bei Montana-Direktor Fritz Erni

Mit weiblichem Polterabend und digitaler Küche zum Hotelüberflieger

Fritz Erni auf der Terrasse des Restaurants Scala.

(Bild: giw)

Für seine Arbeit im Hotel Montana wird Fritz Erni von Presse und Gästen gefeiert – nun wurde der Art-Déco-Palast gar zum besten Viersterne-Stadthotel der Welt gekürt. Der 62-jährige Fritz Erni sagt, wie ein sexy Butler, eine volldigitale Küche und eine Gewerkschaft zum Erfolg beitragen.

Mit der kürzesten Standseilbahn der Schweiz gelangen die Gäste direkt in die Reception des Hotel Montana. Der Palast thront nicht nur über der Leuchtenstadt, er liegt auch im übertragenen Sinne an der Spitze. Zumindest, wenn man dem Urteil des alljährlichen Hotelratings von «Bilanz» und «Sonntagsblick» glaubt. Seit über 16 Jahren küren die Gastrojournalisten das Traditionshaus zum besten städtischen Viersternehotel der Schweiz, in diesem Jahr war man gar das beste Viersternehotel weltweit.

Seit 21 Jahren dabei

Kaum jemand verkörpert diese Konstanz so gut wie Direktor Fritz Erni. Seit 21 Jahren führt er den Betrieb. Doch der 62-Jährige bleibt bescheiden: «Diese Ratings, das sind Superlative.» Den Grund für den Erfolg sieht der Patron einerseits in der Unabhängigkeit des Betriebs: «Wir sind eines der wenigen Hotels in Schweizer Besitz und gehören im Gegensatz zu den meisten auf der Rangliste nicht zu einer grossen Kette.» Andererseits entwickle man sich ständig weiter: «Wir halten unsere Nasen ständig in den Wind.» Obwohl er in einem historischen Gebäude mit Baujahr 1910 wirkt, gehört die ständige Erneuerung zum Konzept.

Stillstand ist nicht Ernis Sache. Gerade eben führte er die Schulung von 19 neuen Mitarbeitern, denen er die Unternehmenswerte erklärte: «Das wichtigste Kapital in der Gastronomie sind die Mitarbeiter.» Am späten Nachmittag nimmt er am Geschäftsmeeting in Zürich teil. Dazwischen erklärt er im Rauchersalon der Hotelbar entspannt und ausführlich seine Welt.

Ein Gespür für Trends

Wichtig sind Erni und seinem 80-köpfigen Team die lokalen Gäste. Das Angebot des Montanas soll auch Luzernern zur Verfügung stehen. Beispiele sind die inzwischen wohl legendären Jam-Sessions sowie die monatlichen Gratiskonzerte in der «Louis Bar». «Die Dinge einfach machen», nach diesem Credo führt Erni das Montana. Beispielsweise, als er 2014 zwei Tonnen feinen Sand und gegen 30 Palmen auf das Dach des Hotels hieven liess.

Tatsächlich spart er nicht mit Ideen und investiert konstant in den Betrieb. Dabei ist die ständige Neuerfindung des eigenen Betriebs kein Zufall – die Hotelführung trifft sich regelmässig zu Ideen-Workshops. Da wäre beispielsweise der «Kitchen Club», in dem die Gäste während des Aperitifs und des Essens der Küchencrew über die Schulter schauen.

Bei der Führung durch das relativ neue Restaurant schwingt auch Stolz in Ernis Stimme mit: «Wir sind das erste Restaurant, das die Küche vollständig digitalisiert hat.» Statt mit lauten Rufen könne die Brigade mit leisen Tönen arbeiten. Im gesamten Raum wurden grosse Bildschirme installiert, über die Bestellungen eingehen und abgewickelt werden.

Ein edler Tropfen: Fritz Erni mit seinem Lieblingswhiskey.

Ein edler Tropfen: Fritz Erni mit seinem Lieblingswhisky.

(Bild: giw)

Grosse Räume, höhere Preise

Ein anderes Beispiel das «Spa and the City», laut Erni das erste Angebot für einen weiblichen Polterabend in der Schweiz: «Wir haben uns umgeschaut und erkannt, dass es sich hier um eine Marktlücke handelt.» Die Nachfrage nach dem Angebot sei enorm, es kämen Frauengruppen aus dem ganzen Land. Trotz stolzer Preise zwischen 257 bis 469 Franken. Pro Person, notabene. Inklusive Übernachtung sowie weiteren Ingredienzen wie etwa Massagen, sexy Butler oder privater Sauna.

Wenn der Gastronom über die zahlreichen kleinen und grossen Innovationen im Palasthotel spricht, ist sein Feuer spürbar. Der marketingbewusste Erni lässt sich von seiner Umgebung inspirieren. Begonnen hatte er seine Karriere für Hilton International. In Kanada arbeitete der gelernte Hotelfachmann sechs Jahre. «Aus dieser Zeit habe ich den Way of Life der Amerikaner mit nach Hause gebracht. Das heisst: grosse Betten und grosse Zimmer. Ausserdem die Haltung, dass man gewisse Dinge einfach anpacken soll und manchmal auch Risiken eingehen muss.»

«Die Eigentümer erwarten keine Dividende.»

Fritz Erni, Direktor Art Déco Hotel Montana

Als Erstes habe er im Montana kleine Räume zusammengelegt. «Zu Beginn wurde ich kritisiert, weil ich damit die Kapazität des Hotels verringere.» Tatsächlich habe es sich ausbezahlt: «Die Gäste waren bereit, mehr für die Übernachtung zu bezahlen.»

Hohe Löhne, hohe Produktivität

Das Montana ist seit 1944 im Besitz der Hotel & Gastro Union – sozusagen die Gewerkschaft der Gastronomiebranche. Doch ein Gewerkschaftshotel sei es «überhaupt nicht». Im Gegenteil, die Inhaberin zeige sich grosszügig: «Die Eigentümer erwarten keine Dividende. Das heisst, wir können die Erträge wieder in das Hotel investieren.» Ein wertvoller Vorteil in einer hart umkämpften Branche.

Nur eine Vorgabe gäbe es, erklärt Erni: «Wir müssen den Gesamtarbeitsvertrag der Branche zu 100 Prozent einhalten.» Dass es Erni überhaupt feststellen muss, zeigt die Probleme der Branche: Die Arbeitsbedingungen sind nicht einfach, gefordert wird enorm viel für bescheidene Löhne. Rund ein Drittel aller Lehrlinge brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Diese Sorgen kennt der Montana-Direktor nicht: «Wir müssen jedes Jahr selektionieren bei den Lehrstellen.»

Das Montana plagen Platzprobleme

Den Spielraum verdankt der Hoteldirektor den für die Luzerner Hotellandschaft aussergewöhnlichen Besitzverhältnissen. Doch wird das so bleiben? Nur wenige Schritte entfernt, im Hotel Palace, kommt das Geld aus China – rund 100 Millionen werden dort investiert (zentralplus berichtete). Eine Übernahme aus dem Ausland kommt für Erni nicht infrage – doch er kämpft mit Platzproblemen.

Denn im gleichen Haus sind neben dem Montana auch die Hotelfachschule sowie die Hotel & Gastro Union untergebracht. «Damit das Montana gut wirtschaften kann, müssen wir ausbauen können. Ich brauche mehr Parkplätze, mehr Zimmer und zusätzliche Seminarräume.» Doch im Gegensatz zur Konkurrenz harzt es laut Erni bei den Baubewilligungen für seine Ausbaupläne.

Bürgenstock ist willkommen

Beirren lässt er sich nicht. In Luzern hat er in jungen Jahren bereits seine Ausbildung absolviert – und er ist immer noch da: «Luzern ist für mich eine fantastische Destination, sie hat so viel zu bieten.» Das sei ihm erst richtig bewusst geworden, als er im Ausland arbeitete.

«Diese Flasche hat einen Wert von rund 100’000 Franken.»

Dass der Massentourismus am Vierwaldstättersee zunimmt, sieht er grundsätzlich nicht als Problem. «Entscheidend ist, dass die Einheimischen den Tourismus als eine positive Sache empfinden. Das Ziel muss es deshalb sein, eine hohe Wertschöpfung zu generieren.» Da sei man auf einem guten Weg in Luzern, das Bürgenstock-Resort sei eine wertvolle Ergänzung zum bestehenden Marktangebot.

Das Art Déco Hotel Montana in Luzern.

Das Art Déco Hotel Montana in Luzern.

(Bild: zvg)

Flüssiges Gold aus der Flasche

Bevor Erni nach Zürich eilt, präsentiert er noch einen besonderen Schatz: die mit Panzerglas geschützte Glasvitrine mit exklusiven Whiskys. Sein Liebling ist der schottische Single Malt «Black Bowmore», Jahrgang 1964 – und er hat nicht irgendeine Ausgabe, sondern die Nummer eins der Serie.

Liebhaber Erni kaufte die Flasche vor vielen Jahren – doch probiert hat er sie noch nicht. Aus gutem Grund, denn der Inhalt ist flüssiges Gold: «Diese Flasche hat einen Wert von rund 100’000 Franken.»

Der Mann hat ein Gespür fürs Geschäft und einen sehr langen Atem. Vielleicht sind das die Kernzutaten für den Erfolg des Traditionshauses, das ebenso stoisch seine Unabhängigkeit wahrt, wie es Preise abräumt.

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