Fritz Erni vom Luzerner Hotel Montana vor Ruhestand

«Man muss doch das Füdle haben, anderen ein Kränzlein zu winden!»

Fritz Erni ist seit 1996 Direktor des Art Deco Hotel Montana in Luzern. (Bild: hae)

Seit 24 Jahren führt Fritz Erni das Luzerner Art Deco Hotel Montana, während Jahren das beste Viersternehaus der Schweiz. Ende März geht er in Rente und übergibt an seine Vizedirektorin Miriam Böger. Der 64-Jährige redet lieber über das «Montana-Virus» statt über den Corona-Erreger.

zentralplus: Fritz Erni, Sie gehen Ende März als Direktor des Luzerner Art Deco Hotels Montana in Pension. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus?

Fritz Erni: Ganz einfach: Ich habe mein Ziel erreicht – mit dem Montana eines der besten Hotels der Schweiz führen zu dürfen. Das ist mir gelungen, weil ich die Mitarbeiter stets formte und förderte. Es war mir ein grosses Anliegen, die Branche voranzubringen. Und im Vorstand verschiedener Gremien durfte ich auch ein Fahnenträger der Tourismusbranche sein. Dafür bin ich dankbar. 

zentralplus: Haben Sie Ihre Karriere (so) geplant?

Erni: Grundsätzlich schon, zuerst wollte ich international Erfahrung sammeln: Ich arbeitete sechs Jahre für die Hilton-Hotels in Nordamerika. So lernte ich die Amerikaner und ihre Sitten kennen – das konnte ich in den letzten Jahren gut nutzen. Als ich das Montana übernahm, bauten wir die vielen kleinen Zimmer in grosse um. Für die Amis sehr wichtig: King-Size-Betten, für grosse Menschen. Ist ja logisch: Die Menschen werden immer grösser. Und die Amis sind uns in vielem immer ein paar Jahre voraus.

zentralplus: Im August 2018 setzten Sie sich für eine Eintrittsgebühr für Touristen ein. Würden Sie das heute auch noch tun?

Erni: Selbstverständlich, denn der Grundgedanke trifft immer noch zu. Ich bin für das Verursacher-Prinzip.

zentralplus: Ihr Haus war jahrelang das beste Viersternehotel des Landes. Was machen Sie anders als andere Hoteliers?

Erni: Wir setzen gute Ideen sofort um, andere tendieren leider oft eher dazu, viel Zeit für Abwägungen zu verlieren. Wir vom Montana sind Macher!

«Von zehn Ideen brachte ich jeweils neun durch.»

zentralplus: Was hat Ihnen das nötige Selbstvertrauen gegeben?

Erni: Eine positive Grundhaltung. Meine Mottos lauten: Spass und Freude haben; Leben und leben lassen. Man muss die Menschen mögen. Ausserdem will ich sie begeistern, und dann einfach machen. Zudem: Die Mitarbeitenden am Erfolg teilhaben lassen. Wichtig ist das Vertrauen in andere. Man muss doch auch das Füdle haben, anderen ein Kränzlein zu winden! Bei Enttäuschungen verlor ich keine Zeit. Das bringt mich ja nicht weiter.

zentralplus: So redet man über Sie in der Stadt: Sie seien sehr nahbar, dynamisch und begeisterungsfähig. Wo sehen Sie selber Ihre Stärken?

Erni: Ich versuche, in allem eine Chance zu sehen. Beispielsweise installierten wir das Buchungs-Regenbarometer in einem «verschifften» Sommer: Wenn es um 12 Uhr mittags 56 Prozent Regenwahrscheinlichkeit gab, dann erhielt der buchende Gast 56 Prozent Rabatt auf die Buchung. Das war riskant, aber wir haben das durchgezogen – und es wurde sehr gut aufgenommen. 

Vom Hilton ins Montana

Fritz Erni (64) ist seit 1996 Direktor des Art Deco Hotels Montana in Luzern. Zuvor war er zwei Jahre Vizedirektor der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern. Nach seiner Ausbildung war Erni nach Kanada gegangen, wo er sechs Jahre für Hilton International tätig gewesen war. Fritz Erni stammt aus dem Aargau, er ist kanadisch-schweizerischer Doppelbürger, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit seiner Frau Maggie lebt er in Meggen.

zentralplus: Was sagen Ihre Mitarbeiter über Sie?

Erni: Da müssen Sie sie selber fragen! (Wir rufen Martina Perren vom Restaurantservice herbei.)

Martina Perren: Fritz Erni ist sehr spontan und hat ein starkes Durchsetzungsvermögen. Da kann er schon mal laut werden – und dann aber ist er auch geradezu ansteckend menschlich.

zentralplus: Ihr Hauptcharakterzug?

Erni: Vertrauen in andere zu haben. Man muss doch auch das Füdle haben, anderen ein Kränzlein zu winden! Bei Enttäuschungen verlor ich jeweils keine Zeit. Das bringt mich ja nicht weiter. Von zehn Ideen brachte ich jeweils neun durch.

zentralplus: Herr Erni, wen bewundern Sie?

Erni: Leute, die etwas erreicht haben wie etwa die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard – die wird bestimmt noch in der Wirtschaft Karriere machen: Derzeit wird sie ja als baldige Coop-Chefin gehandelt. Oder auch Urs Karli, den «Hotel-König» von Luzern.

zentralplus: Karli ist ja ein Mitbewerber von Ihnen gewesen, allerdings hat er immer mehrere Hotels geführt. Man munkelt, Sie übernehmen mit Ihrem Team allenfalls bald schon ein anderes Haus …

Erni: Da wissen Sie aber mehr als wir (schmunzelt).

Miriam Böger folgt auf Fritz Erni. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

zentralplus: Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin Miriam Böger?

Erni: Dass sie Ihre Ideen umsetzen und Erfolge feiern kann. Und dass sie das positive Montana-Virus weiterlebt.

zentralplus: Apropos Virus: Wie schätzen Sie den Corona-Erreger ein? Werden wir noch lange unter diesem leiden müssen?

Erni: Momentan geht es vor allem darum, den bestmöglichen Schutz zu bieten. Wir kommunizieren täglich und stellen sicher, dass neue Anordnungen sofort umgesetzt werden.

zentralplus: Der Massentourismus am Vierwaldstättersee ist derzeit wie blockiert. Leiden Sie darunter?

Erni: Mit nur 2,5 Prozent asiatischen Gästen und nahezu keinem Gruppengeschäft stellt sich diese Frage für uns zum Glück nicht. Hauptsächlich arbeiten wir mit Individualkunden, von denen mehr als die Hälfte unserer Gäste Schweizer sind. Dann Amerikaner, Deutsche und Engländer. 

Das Art Deco Hotel Montana in Luzern gilt seit Jahren als bestes Viersternehaus der Schweiz. (Bild: zvg) (Bild: zvg/Jesus Riande Gonzalez)

zentralplus: Sie wollen bald auf Reisen zu gehen. Wo gehts hin?

Erni: Geplant ist eine Kreuzfahrt im Mittleren Osten über Dubai, Oman, durch den Suezkanal.

zentralplus: Sie werden selber zum Touristen – oft sind die nur geduldet. Wie gehen Sie im Ausland mit dieser Rolle um?

Erni: Ich gehe auf die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes ein und schätze das Erlebte. Wie etwa in Marokko, wo wenig Alkohol ausgeschenkt wird. Ich bin zwar ein Genussmensch und trinke gern Wein oder Whisky – aber in Marokko beispielsweise geniesse ich auch den lokalen Tee.

zentralplus: Sie sind Whisky-Aficionado – welchen mögen Sie am liebsten?

Erni: Momentan geniesse ich den Ardbeg 1974 – das ist ein absoluter Weltklasse-Whisky. Der ist torfig, beflügelnd, schmeckt wie Grossmutters Socken (lacht).

«Die Welt wird schnell lebendiger, auch oberflächlicher – also so richtig amerikanisiert.»

zentralplus: Wird die Welt besser oder schlechter?

Erni: Sie wird schnell lebendiger, auch oberflächlicher – also so richtig amerikanisiert.

zentralplus: Rückblickend, was war bisher das Wichtigste in Ihrem Leben?

Erni: Immer gesund zu sein. Und ein tolles Leben mit meiner Frau Maggie, die ich kenne, seit wir beide 14 Jahre alt waren. Mit ihr möchte ich jetzt noch sehen, was wir noch nicht gesehen haben.  

zentralplus: Wie alt würden Sie gerne werden?

Erni: So alt, wie ich Freude am Leben habe.

zentralplus: Und woran glauben Sie?

Erni: An die Zukunft.

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