Kabarettist gastierte «mediengeil» in Hünenberg

Michael Elseners Heimspiel bei seinen Nachbarn

Michael Elsener präsentierte sein Programm «Mediengeil» am Donnerstag in Hünenberg.

«De Michi» setzt zum zweiten Jahr von Mediengeil an. Mit einer überarbeiteten Fassung seines Programmes präsentierte er am Donnerstagabend im vollen Heinrich-von-Hünenberg-Saal ein Potpourri von eingängigen Melodien, Politikermeinungen zu unpolitischen Dingen, den Schokoladenseiten des Altersheims und Ausländerseins und pointierten Wahrheiten über Print, Funk und Fernsehen.

Michael Elsener ist Kabarettist, jung und bereits eine etablierte Grösse auf Schweizer Bühnen. Nach den Programmen copy&paste und Stimmbruch folgte 2015 sein drittes eigenständiges Projekt Mediengeil. Nach einer Generalüberholung startete er damit im Sommer in die zweite Saison und machte damit jüngst in Hünenberg Halt: Der Auftritt dort war für den Zuger mit der Nudelfrisur ein Heimspiel. Spürbar folglich auch die Vertrautheit zwischen Komiker und Publikum, das laut Eigenaussage des Ersteren hauptsächlich aus seinen Nachbarn bestand. Diese kamen dafür aber in Scharen, sorgten für ausverkaufte Reihen und kamen voll auf ihre Kosten.

Zu Gast: Christa Rigozzi, Hausi Leutenegger, Roger Köppel

Die erste Halbzeit beginnt. Elseners Ausstattung ist spärlich: ein Stuhl, einige Kleider und ein grosses E, mal Tisch, mal Bank, mal Stauraum. Er leitet ein mit einem Radiobericht, und sogleich kommt sein grösstes Talent, das im Verlauf seiner letzten Programme zum Markenzeichen avancierte, zum Zuge: die täuschend echte Imitation berühmter Stimmen. So haben im Verlauf des Abends diverse Prominente, Politiker und selbst hochkarätige Schweizer Bildschirmstars wie Pingu ihre Gastauftritte.

Dann begrüsst er seine Heimatgemeinde, gibt Anekdoten von und für Hünenberg zum Besten, und bald wird klar: Der Mann fühlt sich auf der Bühne wohl, er ist locker, leicht und beeindruckend spontan. Mühelos bindet er Publikumsmitglieder in sein Programm ein und beweist damit sowohl sein augenfälliges Gespür für Situationskomik wie auch die Fähigkeit, aus bisweilen spärlicher bis nicht existenter Inputbereitschaft seitens der betroffenen Zuschauer restlos unterhaltsame Gags zu machen. Ein Kunststück.

In Würde altern

Nach einer kurzen Pause und ein paar Worten der Vertreterin des Kulturvereins Hünenberg steigt Elsener mit unvermindertem Elan und ohne Ermüdungserscheinungen wieder ins Programm ein. Er nimmt diverse eigens kreierte Rollen an, so etwa die eines Songer-Singwriters, der sich seinen ganz besonderen Herausforderungen im Leben zu stellen hat, eines Altersheiminsassen, der uns wissen lässt, was wir ausserhalb der Heimmauern alles verpassen, oder die eines osteuropäischen Immigranten, der den Schweizern mit ihren Eigenheiten gnadenlos den Spiegel vorhält.

Bei allem Witz gelingt es dem Kabarettisten immer wieder, den nationalen Medien- und Politikzirkus geistreich und mit grossem Unterhaltungswert zu parodieren und so den Bogen zurück zum Programmthema zu spannen. Es kommen kartellähnliche Strukturen und aussagelose Aussagen zur Sprache; Elseners Observationen lassen durchweg seinen Hintergrund als studierten Politikwissenschaftler durchblicken – er weiss, wovon er spricht und auch wie man darüber spricht.

Für Jung und Alt

Insgesamt präsentierte Michael Elsener am Donnerstag in Hünenberg eine gelungene Mischung aus Sketch- und Musikeinlagen, vermochte das Publikum dank grossem Einfühlungsvermögen und Improvisationstalent abzuholen und einen Abend lang zu unterhalten. Sowohl jüngere als auch ältere Besucher erkannten sich in seinen Situationen wieder, Elsener erntete Lacher von Hünenbergern und Auswärtigen und hängte auf Publikumswunsch gleich zwei Zugaben an sein Programm an. Am eindrücklichsten bleiben seine Stimmimitationen im Gedächtnis, die so überzeugend waren, dass man sich bisweilen bei Die grössten Schweizer Talente mit Sven Epiney, in Kurt Aeschbachers Talkshow oder im Halbschlaf vor dem Fernseher um drei Uhr morgens bei Mike Shiva glaubte.

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