041-Crew wird erwachsen

Luzern wird wieder zur Schweizer Rap-Hauptstadt

David Largier ist in Luzern bekannt als 3Fach Redaktionsleiter und Rapper. (Bild: zvg)

Einer nach dem anderen veröffentlicht Single, Album, Musikvideo oder Playlist. Luzerner Hip-Hop-Künstler scheinen zu neuem Leben erwacht und dabei ihre eigenen Wege zu gehen. Musiker wie LCone oder Davey6000 wachsen aus dem 041-Korsett. Zumindest fast.

Ob LCone, Visu, GeilerAsDu, Davey6000, Marash oder Emm – Luzerner Hip-Hop-Musiker veröffentlichen neue Musik. Fast wie aus dem Nichts scheinen die Luzerner simultan wieder zu neuem Leben erwacht. «Luzern wird durch die aktuellen Veröffentlichungen wieder zu einer Rap-Hauptstadt», meint Livio Carlin aka LCone. Ein Status, der bereits vor einigen Jahren der Szene Luzerns zugeschrieben wurde.

Den Startschuss für den damaligen «041-Hype» lieferte wohl Mimiks mit seinem 2014 veröffentlichten Album «VodkaZombieRambogang». Für Angel Egli, wie Mimiks zum bürgerlichen Namen heisst, folgte eine Erfolgswelle: Der erste Platz in den Schweizer Albumcharts, unzählige Konzerte. «041» wurde zur Marke für Luzerner Rap.

Seit dem letzten Album «Jong & Hässig Reloaded» vor rund zwei Jahren ist es bis auf den kürzlich veröffentlichten Song «A-Team» ruhig geworden um Mimiks. «A-Team» produzierte er vor wenigen Wochen gemeinsam mit LCone und Heezy Lee in Paris. «Mimiks war sicher das Zugpferd. Und auch heute noch hat er die grösste Reichweite, wovon wir anderen natürlich profitieren», resümiert Carlin, der während den Aufnahmen in Paris kurzerhand den Titel des Songs auf seinem Allerwertesten verewigt hat.

LCone. Livio Carlin. 041. Hip Hop.

Auch Livio Carlin, aka LCone, veröffentlichte vor wenigen Tagen seine neue Single «Sie dreiht».

(Bild: sah)

041: Mehr als nur Mimiks

Dennoch ist die Luzerner Hip-Hop-Szene längst nicht nur auf Mimiks zu reduzieren. «Von der 041-Gruppe hat mittlerweile jeder seine eigene Rap-Nische gefunden, die er verfolgt», meint Carlin.

«Alben sind nicht mehr zeitgemäss.»

Livio Carlin aka LCone

Auch er selbst habe seinen «Sound» gefunden. Vergangene Woche veröffentlichte der 24-Jährige, rund ein Jahr nach seinem Album «Aaschiss», die Single «Sie dreiht». Ein neues Album wird so bald aber wahrscheinlich nicht kommen. «Alben sind meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäss. Man steckt extrem viel Arbeit rein, aber schlussendlich sind es doch nur die Singles, die gespielt werden», so Carlin.

Diese Ansicht scheinen auch die drei Künstler hinter GeilerAsDu zu teilen. Auch sie releasten Ende April neue Musik – nicht in Form eines Albums, sondern auf einer Playlist, die in regelmässigen Abständen durch neue Songs ergänzt wird. Statt sich monatelang ins Studio zurückzuziehen, lassen GeilerAsDu die Hörer am laufenden Prozess teilhaben.

«Fyre Festival Diaries» löst sich zwar vom Album-Kontext, bringt aber den gewohnt poetischen Inhalt mit versierten Texten. Wie lange die Playlist mit neuen Liedern gefüttert wird, ist offen. Erst vor wenigen Tagen kam die neue Nummer «Lo-Fi-Love» hinzu und lässt die Sammlung auf insgesamt fünf Tracks wachsen.

 
 
 
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LO-FI-LOVE Out Now (Link ide Bio)

Ein Beitrag geteilt von geilerasdu_official (@geilerasdu_official) amMai 17, 2019 um 12:43 PDT

Visu mit neuem Album am Start

Vincent Suter, besser bekannt als Rapper «Visu», betont ebenfalls den grossen Aufwand, der hinter einem Album steckt. «Man braucht für ein Album bis zu 20’000 Franken», meint Suter. Geld, das er schlichtweg nicht hat und durch die Mitarbeit zweier Kollegen kompensiert.

Ende Mai veröffentlicht der Luzerner sein neues Album «Libra». Ein Album, das ihn durch einige Videodrehs in Spanien auch an seine Grenzen brachte. Denn ihr Auto wurde vor ihren Augen in Spanien von mehreren Männern ausgeräumt. «Ich dachte, ich hätte mein ganzes Hab und Gut samt den Videoaufnahmen der letzten zwei Wochen verloren», erzählt der 23-Jährige. Glücklicherweise konnte die gestohlene Beute nach einer Verfolgungsjagd und durch die Polizei wieder sichergestellt werden.  

Einige Songs des Albums sind bereits vor dem Release veröffentlicht und zeigen den Künstler, so wie wir ihn kennen: mal traurig, mal lustig, mal machohaft, mal verliebt. «Ich verkörpere all das in einem», meint Hip-Hop-Hybrid Suter.

«Man will gut oder sogar besser als die andern sein.»

Vincent Suter aka Visu

Kurz vor der Veröffentlichung heisst es für ihn vor allem eines: Präsenz auf den Social-Media-Kanälen markieren. Arbeit, die Suter nach eigenen Aussagen eher «Aschiss» als Freude bereitet.

Dass auch andere Luzerner gerade mit Musik am Start sind, pusht Suter: «Es macht zwar sicher auch den Druck nicht kleiner. Man will ja schliesslich gut oder sogar besser als die anderen sein.»

«Marash & Dave» gehen vorerst getrennte Wege

Ähnlich sieht dies David Largier. «Wenn einer von uns Erfolge feiert, dann bringt das auch den anderen etwas.» Largier war lange als «Dave» vom Duo «Marash & Dave» bekannt. Jetzt ist er solo als «Davey6000» ordentlich am Raushauen – im musikalischen Sinne. Ende Mai veröffentlicht er seine neue EP «Nashville». «Gerade, weil wir hier in Luzern so eine enge Truppe und gut befreundet sind, pushen wir uns untereinander», so Largier.

Während Marash auf seine albanische Community setzt, bleibt Dave innerhalb seiner Luzerner Domäne (zentralplus berichtete). Mit den zwei jüngst veröffentlichten Songs «Rockstar» und «Dresscode» zieht er jedoch eine eigene Linie durch den 041-Kreis. Largier kritisiert in seinen Tracks die fehlende Authentizität in Zeiten von Social Media und bringt manche Absurdität unseres Alltags zwischen Trap und Melodie auf den Punkt.

«Fröhlichkeit ist für mich keine gute Inspiration.»

David Largier aka Davey6000

Nicht immer ist Largier in der Stimmung zum Texten. «Fröhlichkeit ist für mich keine gute Inspiration. Es sind eher die introvertierten Momente, bei denen mir Ideen für Songs kommen.» Die Songs schreibt er meist im Studio. Dabei gehe es oftmals nur wenige Stunden bis ein Song in den Grundzügen sitzt.

davey6000. David Largier. 041. Hip Hop.

Mit den neuen Songs «Dresscode» und «Rockstar» trifft «Davey6000» den Nerv der Zeit. Ende Mai veröffentlicht der Luzerner ausserdem seine neue EP «Nashville».

(Bild: zvg)

15 Minuten Ruhm

«Im Moment hat mein Soloprojekt Priorität», sagt Largier. Aber zumindest in den Videoclips sind auch wieder seine 041-Kollegen dabei. «Beim Videodreh für ‹Dresscode› habe ich eigentlich einfach eine Stunde lang mit meinen Freunden Prosecco getrunken», erzählt er lachend. Der Dreh für das «Rockstar»-Video habe merklich länger gedauert.

«Wenn man am Montag zurück im Alltag ist, ist der Rockstar-Moment schnell verflogen.»

David Largier aka Davey6000

Doch auf der Bühne steht Largier wohl in Zukunft öfter alleine, so auch am Openair Frauenfeld diesen Sommer. «Früher hatte ich immer Marash an meiner Seite. Alleine auf der Bühne ist es nochmal etwas ganz anderes.»

Von grossen Starallüren sei jedoch, trotz wachsender Bühnen, nicht viel zu spüren, so Largier. «Bei grossen Auftritten hat man schon mal den einen oder anderen Rockstar-Moment. Wenn man aber am Montag wieder zurück im Alltag ist, ist dieser schnell verflogen.»

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