Forskolin wächst im Luzerner Keinraum

Kunst, die zum Mitnehmen einlädt

In der Ausstellung «Forskolin ist gut fürs Herz» lässt der Künstler Noah Krummenacher Nesselpflanzen wachsen. (Bild: Neubad)

Am Donnerstagabend wurde im Keinraum die Ausstellung «Forskolin ist gut fürs Herz» eröffnet. Wer eine Ausstellung in einer grossen Galerie oder einem Museum erwartet, liegt falsch. Keinraum ist wohl der kleinste Ausstellungsort der Stadt Luzern.

Ganz unauffällig ist an der Fassade des Neubads eine kleine Vitrine angebracht. Wer den Keinraum nicht kennt, könnte daran vorbeigehen, ohne ihn zu bemerken. Schliesslich handelt es sich, wie es der Name schon vermuten lässt, auch nicht um einen Raum oder jedenfalls nicht um das, was man sich unter einem Raum vorstellt. Das macht es vielleicht umso spannender, den kleinsten Kunstraum der Stadt zu entdecken.

Etwas versteckt an der Fassade des Neubads befindet sich der Keinraum
Etwas versteckt an der Fassade des Neubads befindet sich der Keinraum. (Bild: Joke Lustenberger)

Kleinster Ausstellungsraum der Stadt seit 2016

Keinraum ist die Idee von Milena Bonderer und Mirjam Steffen. 2016 gründeten sie damit eine Ausstellungsplattform für junge Kunstschaffende. Heute wird Keinraum von einem Kollektiv, bestehend aus Stefanie Julia Janssen, Gianna Rovere, Isabelle Weber und Seline Durrer kuratiert. Jährlich finden im Keinraum vier Ausstellungen statt.

Aktuell zeigt der Künstler Noah Krummenacher im Keinraum die Installation «Forskolin ist gut fürs Herz». Der Künstler setzt sich in seiner gesamten Arbeit, bei welcher er sich mit Performances, Videokunst, Fotografie und Installationen künstlerisch ausdrückt, mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur auseinander.

Zärtlichkeit in verschiedenen Formen

Diese Beziehung steht auch in der Ausstellung «Forskolin ist gut fürs Herz» im Zentrum. Damit schliesst sich Noah Krummenacher dem Jahresmotto des Keinraums an. «New message: your tenderness has fully charged» will Zärtlichkeit in allen Dimensionen thematisieren. Der Künstler schafft es in seiner Arbeit, in der Begegnung zwischen Mensch und Pflanze Zärtlichkeit entstehen zu lassen, wobei Zärtlichkeit in einem erweiterten Sinn zu verstehen ist.

In der Vitrine wachsen kleine Pflänzchen. Es handelt sich um eine Buntnessel, die sich durch ihre dunkelroten Blätter auszeichnet. In der Pflanze ist die chemische Verbindung Forskolin enthalten. Forskolin soll auf den menschlichen Körper blutdrucksenkend wirken, es fördert die Verbrennung von Körperfett, lindert Beschwerden bei Asthma und wird – wie es der Ausstellungstitel bereits verspricht – gegen Herzleiden eingesetzt. Noah Krummenacher findet in der Wirkung von Forskolin in der Interaktion zwischen Pflanze und Mensch eine Form der Zärtlichkeit, die in erweitertem Sinne als gegenseitige Fürsorge verstanden werden kann.

Pflanze nach Hause nehmen und weiterverschenken

Bedeckt ist die Vitrine mit einer Scheibe, in die der Künstler Löcher geschnitten hat. Aus einigen Löchern ragen die Pflänzchen bereits heraus. Noah Krummenacher will Zärtlichkeit nicht nur zwischen Mensch und Pflanze entstehen lassen. Er motiviert die Besucher der Ausstellung in einem kurzen Text, der neben der Vitrine angebracht ist, dazu, die Pflanze mit nach Hause zu nehmen, zum Wachsen zu bringen und weiterzuverschenken. Dadurch können auch Menschen untereinander Zärtlichkeit zeigen.

Die Blätter, welche aus den Löchern ragen, dürfen abgeschnitten und mit nach Hause genommen werden
Die Blätter, die aus den Löchern ragen, dürfen abgeschnitten und mit nach Hause genommen werden. (Bild: Joke Lustenberger)

Zu jeder Zeit frei zugänglich

Der Ausstellungsraum Keinraum schränkt die Kunstschaffenden durch seine Grösse einerseits ein, hat andererseits aber auch den Vorteil, dass er zu jeder Zeit besucht werden kann. «Forskolin ist gut fürs Herz» ist bis zum 16. Juni 2022 jederzeit zugänglich.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 29.04.2022, 16:32 Uhr

    1970 porträtierte sich Urs Lürhi unter dem Titel „Lüthi weint auch für Sie“ selber mit Tränentröpfchen und persiflierte damit auch die neue Weinerlichkeit der Müsli- und Flower-Generation. Die neuneue Weinerlichkeit der neuen Müslis und Flowers und Wokelis ist flächendeckende Selbstverständlichkeit und durch den Shitstorm-Wall vor jeder Kritik oder Persiflage geschützt. Keinraum? Keinkunst!

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