Tanz mit Leidenschaft

Junge Luzerner Choreografen beweisen, wie weit sie bereits sind

Lisa Gareis setzt sich in dem Stück «Ladytron» mit dem weiblichen Körper auseinander. (Bild: Winkel)

Während vier Jahren bot der Kulturkeller Winkel in Luzern jungen Kulturschaffenden einen Raum, um sich in verschiedenen Bereichen künstlerisch auszudrücken. Bevor das Kollektiv die Räumlichkeiten Ende Monat verlassen wird, bieten sie nochmals ein Programm, das viel Diversität verspricht. Am Samstagabend gehörte die Bühne dem Tanz.

Es ist ein junges Publikum, das den Kulturkeller Winkel, gleich um die Ecke des Luzerner Theaters, besucht. Der kleine Raum scheint fast zu wenig Platz zu haben für die Besucherinnen und Besucher, die die choreografische Arbeit zweier junger Menschen aus der Tanzkompanie des Luzerner Theaters sehen möchten. Es sind ihre ersten Choreografien, die Mathew Prichard und Lisa Gareis im Kulturkeller Winkel dem Publikum zeigen dürfen.

Vor vier Jahren hat sich aus der Jungintendanz des Luzerner Theaters der autonom geführte Kulturkeller Winkel entwickelt. Acht Kulturschaffende haben sich im ehemaligen UG des Luzerner Theaters eingerichtet und dort eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte junger Künstlerinnen und Künstler unterstützt und gefördert. Ihr Ziel ist es, Jungen eine Plattform zu geben, Neues zu wagen und zu experimentieren.

Mit verschiedenen Veranstaltungen im Bereich Tanz, Theater, Musik, Film, Wort, aber auch spartenübergreifenden Kunstformen wie dem Streitfestival, haben die jungen Menschen gezeigt, dass Kreativität und Engagement in ihnen steckt, die Grosses bewirken können. Dass das Kollektiv Ende Juni die Räumlichkeiten im Zentrum Luzerns verlässt, bedeutet nicht das Ende des Projekts, sondern den Beginn von etwas Neuem.

Stück aus persönlicher Erfahrung

Zu den letzten Aufführungen im Winkel gehören die zwei Tanzprojekte «A String Telephone» und «Ladytron», die am Samstagabend gezeigt wurden. Im ersten Stück «A String Telephone» setzt sich der Choreograph Mathew Prichard mit der akustischen Kommunikation auseinander. In seinem Stück haben die persönlichen Erfahrungen des Choreografen, der taub geboren wurde und den Hörsinn erst nach einer Operation erlangte, eine zentrale Bedeutung.

Das «String Telephone» oder Kettentelefon, bestehend aus einer Schnur, die zwei Dosen miteinander verbindet und so auf spielerische Weise als Kommunikationsmittel dient, steht sinnbildlich für die Zerbrechlichkeit der akustischen Kommunikation als eine Verbindung zwischen Kommunizierenden.

In «A String Telephone» lässt der Choreograph Mathew Prichard Erfahrungen seiner Kindheit einfliessen. (Bild: Winkel)

Mit einer abstrakten Geräuschkulisse wird eine Atmosphäre geschaffen, in welche der Choreograph Mathew Prichard und der Tänzer Flavio Quisiano eintauchen. Sie werden zu Schall-reflektierenden Körpern, zu kleinsten Teilchen, die Schall aufnehmen und Schall erzeugen. Sie versuchen, miteinander zu kommunizieren und aufeinander zu reagieren. Dabei bringen sie zum Ausdruck, wie schwierig gelingende Kommunikation ist.

Mit Idealvorstellungen brechen

In «Ladytron», das nach dem gleichnamigen Song der britischen Band Roxy Music benannt ist, beschäftigt sich die Choreographin Lisa Gareis mit dem Körper der Frau. Es geht um Idealvorstellungen, gesellschaftliche Erwartungen und das Bedürfnis, damit zu brechen. Hin- und hergerissen zwischen Normen, in welche sich die Frau zwängen muss, um Erwartungen zu erfüllen, und dem Ruf nach Emanzipation und Freiheit, gerät die Frau in einen Kampf, der fast in der Entfremdung ihres Körpers endet.

Das sehr aktuelle Thema interpretiert Lisa Gareis auf witzige und gleichzeitig ergreifende und ernste Weise. Dafür engagiert sie die Tänzerinnen Terra Kell, Ilaria Rabagliati und Andrea Thompson. Die jungen Frauen überzeugen nicht nur mit den Bewegungen ihrer Körper, sondern auch mit ausdrucksstarker Mimik.

Auffallend ist die Freude und Leidenschaft, die alle Tänzerinnen und Tänzer, die an diesem Abend auf der Bühne stehen, in der Bewegung und dem Spiel mit dem Körper finden. Es ist offensichtlich, dass die jungen Menschen Spass daran haben, auf der Bühne zu stehen und dem Publikum zeigen zu dürfen, wie viel junge Energie und Professionalität in ihnen steckt. Aus diesem Grund schaffen es die Tänzerinnen und Tänzer, dass das Publikum nach den beiden Tänzen, die viel zu schnell vorbei waren, noch mehr sehen möchte.

Abschluss bleibt noch eine Überraschung

Das Programm des Kulturkellers Winkel hält bis Ende Monat noch drei weitere Projekte bereit. Darunter ist ein Workshop zum Thema sexuelle Belästigung, ein Bewegungs- und Tanzprojekt in Kooperation zwischen HelloWelcome und dem Kulturkeller Winkel und eine Video-Opera.

Wie das Kollektiv Winkel den Saisonabschluss, der vom 19. bis 26. Juni 2021 stattfindet, gestalten wird, bleibt noch eine Überraschung. Mehr Informationen zum restlichen Programm sind unter www.winkel.lu abrufbar.

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