Neue Leitung des Musik-Events

Geschwisterduo verleiht der Sprungfeder neuen Schwung

Sie sind Geschwister und Geschäftspartnerinnen in Crime: Valentina und Noemi Mahler (Bild: Jan Rucki)

Die Sprungfeder ist die älteste und grösste Plattform für Nachwuchstalente in der Zentralschweizer Musikwelt. Nach vielen Wechseln in der Leitung soll nun mit den Geschwister Noemi und Valentina Mahler wieder Ruhe einkehren.

Sie ist seit 24 Jahren eine der wichtigen Wegweiser für junge Musikerinnen in der Zentralschweiz: Die Sprungfeder, die im November dieses Jahres zum 23. Mal über die Bühne gehen wird. Trotz traditionsreicher Geschichte, vielen Gewinnern, grosszügigen Preisen und spannenden Vorrunden und Finals gab es in den letzten Jahren immer wieder Wechsel in der Leitung des Zentralschweizer Nachwuchsmusikwettbewerbs.

Nun soll Konstanz Einkehr halten – und dennoch viel Raum für Veränderungen und Innovation geschaffen werden. Diese Herausforderung nimmt das Geschwisterduo Valentina (25) und Noemi Mahler (23) in Angriff. Wir treffen sie im Luzerner Vögeligärtli.

Sprungfeder: Alles von A bis Z planen

Noemi Mahler studierte Medienforschung und Kommunikation in Fribourg und wohnt nun in der Bundeshauptstadt. Die Eventbranche kennt sie bereits durch ein einjähriges Praktikum bei einem der grössten Schweizer Veranstalter. In dieser Branche fühle sie sich wohl. Als Valentina sie gefragt hat, ob sie mit ihr die Sprungfeder organisieren möchte, freute sie sich sehr darüber, wie sie erzählt. «Es ist schön, ein eigenes Projekt voranbringen zu können und gezielt alles von A bis Z zu planen».

Bei ihrer Schwester Valentina Mahler ist es ähnlich. Sie zog es nach ihrem Bachelorstudium in Genf in internationalen Beziehungen vorerst coronabedingt wieder nach Luzern, wo sie schliesslich aus verschiedenen Gründen strandete. Hier fasste sie bei der Interessengemeinschaft Kultur Luzern, kurz «IG Kultur», Fuss und rutschte immer weiter in den «Luzerner Kulturkuchen» rein, wie sie die kulturelle Szene in Luzern schmunzelnd selbst nennt. Valentina ist nebst ihrem jetzigen Masterstudium in Kulturwissenschaften auch mit dem DJ-Duo Solé und als Sängerin der Indie-Rock-Band Call Me Clark auf den Bühnen der Schweiz anzutreffen.

«Unter Geschwistern zu arbeiten ist bei uns schon längst nichts Neues mehr. Wir verstehen das gemeinsame Organisieren und ergänzen uns dabei bestens.»

Valentina und Noemi Mahler, Co-Leiterinnen Sprungfeder

Die zwei Mahlers sind bereits ein eingespieltes Team. Denn gemeinsam organisieren sie seit drei Jahren das Grind Stone Festival in Nottwil mit Aussicht über den Sempachersee. «Unter Geschwistern zu arbeiten ist bei uns also schon längst nichts Neues mehr», sagt Valentina. «Wir verstehen das gemeinsame Organisieren und ergänzen uns dabei bestens.» So wirken die beiden auch, während wir uns auf dem Rasen des Vögeligärtli unsere Currys und Quiches Löffel für Löffel verspeisen.

Wettbewerbsgedanke runter, Networking hoch

Bei grossen Zielen ist es essenziell, dass das ganze Team an einem Strang zieht. So ist es auch beim Leitungsduo der Sprungfeder. Die zwei möchten in den kommenden Ausgaben den Wettbewerbsgedanken mit weiteren wichtigen Pfeilern ergänzen. Dies wird mit teils neuen und teils älteren, aber ausgebauten Elementen bewerkstelligt.

«Klar bleibt es ein Battle, doch es sollen nicht nur die Gewinnerinnen etwas mitnehmen können», sagt Valentina. «Dies war schon seit Längerem in Planung und ansatzweise in Umsetzung. Wir möchten diesen Grundgedanken nun festigen und verstärken. Durch den Anspruch, einen inklusiven und diversen Rahmen zu bieten, möchten wir die Sprungfeder von innen zeitgemäss verändern und updaten.»

«Wir möchten vermehrt auf die Stärkung des Netzwerks der jungen Musikerinnen setzen.»

Valentina und Noemi Mahler, Co-Leiterinnen Sprungfeder

Noemi ergänzt: «Zum Beispiel möchten wir vermehrt auf die Stärkung des Netzwerks der jungen Musikerinnen setzen, durch gezieltes Zusammenarbeiten mit Partnerinnen und Vernetzungsanlässen im entspannten Rahmen.» Aus diesem Grund entstehen beispielsweise Gefässe, in denen sich die Musizierenden mit verschiedenen Vertretern von Agenturen, Veranstaltungsorten, Festivals, Labels und Studios austauschen und vernetzen können.

«Der Gedanke, den Sprungfeder-Kandidatinnen solche nützlichen Erfahrungen mit auf den Weg geben zu können, ist uns sehr wichtig», führt Noemi aus. Das Projekt soll durch solch partnerschaftliches Zusammenarbeiten für alle Beteiligten an Wert gewinnen. Bereits bei der kommenden Ausgabe soll der Wind schon in jene Richtung wehen mit dem «Grande Finale Kick-Off Apéro» im Treibhaus.

Innovation und Diversität trotz vieler Kriterien

Konstanz, Modernisierung und Diversität sind Werte, für welche Valentina und Noemi Mahler einstehen. Letzteres lässt sich jedoch – ähnlich wie die zwei anderen – nicht immer einfach umsetzen. «Unsere Bands müssen nämlich einige Kriterien erfüllen. Dazu gehören insbesondere Alter und Wohnort. Schliesslich handelt es sich um einen Nachwuchswettbewerb der Zentralschweiz», so das Geschwisterduo.

«Wir achten uns darauf, dass wir je nach Anzahl Bewerbungen möglichst divers in Sachen Musik, Wohnort, Alter und Gender wählen.»

Valentina und Noemi Mahler, Co-Leiterinnen Sprungfeder

«Wir achten uns aber darauf, dass wir je nach Anzahl Bewerbungen möglichst divers in Sachen Musik, Wohnort, Alter und Gender wählen, sodass wir ein möglichst breites Spektrum der Zentralschweizer Gesellschaft miteinbeziehen können. Nach Möglichkeit helfen wir auch gerne nach bei Vermittlungsanfragen, um eine definitive Teilnahme ermöglichen zu können.»

Gerade punkto Gender kann die diesjährige Sprungfeder punkten. Gemäss eigenen Angaben sind nur sechs von vierzehn Bands reine Männerbands und mehr als die Hälfte der diesjährigen Teilnehmenden zeigen einen sogenannten «Finta»-Anteil auf. Unter dem Begriff Finta versteht man Frauen, Inter-, Nichtbinäre-, Trans- und sich als genderlos identifizierende Menschen. «Dies ist bereits als voller Erfolg zu verbuchen und eine Premiere in der Geschichte der Sprungfeder», so Valentina Mahler, die bereits letztes Jahr den gesamten Prozess als Social-Media-Verantwortliche unterstützen durfte.

Locations all over the Zentralschweiz

Das grosse Finale der Sprungfeder findet, wie eh und je, im Luzerner Konzerthaus Schüür statt. Auf verschiedene Standorte aufgeteilt sind dagegen die Vorrunden. Diese gehen in vier Zentralschweizer Kantonen über die Bühne. So wurden in diesem Jahr der Vogelsang in Uri, die Galvanik in Zug, der Brünigpark in Obwalden und das Treibhaus in Luzern zu Sprungfeder-Locations erkoren. «Die Durchführung der Vorrunde in verschiedenen Zentralschweizer Kantonen ist ein Erbe, welches wir mit Handkuss von der letztjährigen Geschäftsleiterin Lena Brechbühl übernommen haben», erklärt uns Valentina.

«Bisher war sehr viel Administratives und Organisatorisches im Gange, nun können wir schon bald den aktiveren und persönlicheren Teil des Jobs geniessen.»

Valentina und Noemi Mahler, Co-Leiterinnen Sprungfeder

Auf jene Vorrunden freuen sich die beiden beinahe am meisten. «Es wird so vielfältig mit den unterschiedlichen Locations, den verschiedenen Bands und Genres. Bisher war sehr viel Administratives und Organisatorisches im Gange, nun können wir schon bald den aktiveren und persönlicheren Teil des Jobs geniessen.» Bis dahin stehen noch letzte Vorbereitungen an. Logistischer Art – vor allem.

Einige wenige Jurymitglieder fehlen noch. Diese setzen sich aus ehemaligen Teilnehmerinnen, Partnern und Genrespezialistinnen zusammen. Jede Vorrunde ist genremässig eingeteilt, dies vereinfacht die Jurywahl und auch die herausfordernde Aufgabe der Beurteilung und des Vergleichs der antretenden Acts.

«Wollen wir anschliessend gleich nochmals kurz das Budget durchgehen?», fragt Noemi, während sie sich den letzten Löffel des leckeren Currys gönnt. An Engagement und Innovationsideen wird es den beiden wohl zuletzt fehlen.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Noemi und Valentina Mahler
  • Website der Sprungfeder
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