«Wandzeich(n)en» in der Kunsthalle Luzern

Eine Wand für Luzerns Illustratorinnen und Illustratoren

Der Löwe in Jolanda Epprechts Arbeit ist müde auf dem Sofa eingeschlafen. (Bild: Joke Lustenberger)

Die Ausstellung «Wandzeich(n)en» ist am Freitag in der Kunsthalle Luzern eröffnet worden. Sie hebt Luzern als Hotspot für Illustration und Grafik hervor. Und die Künstlerinnen beweisen, dass dieser Ruf der Stadt gerechtfertigt ist.

In Luzern ist im Jahr 1877 die erste Kunsthochschule der Schweiz gegründet worden. Auch wenn sich das Netz der Hochschulen bis heute stark erweitert, macht Luzern immer wieder mit begabten Zeichnern aus dem Bereich Grafik, Illustration oder Comic auf sich aufmerksam.

Die Absolventinnen der Studiengänge Illustration Fiction und Illustration Nonfiction erwerben im Studium an der Hochschule Design & Kunst Kompetenzen, die sie später als Freischaffende unter Beweis stellen.

Oft bleiben die Ehemaligen der Kunsthochschule der Stadt Luzern treu. Deshalb begegnet man immer wieder spannenden und überraschenden Grafiken auf Veranstaltungsplakaten lokaler Kulturhäuser oder Illustrationen in lokalen Magazinen wie dem «041 - Das Kulturmagazin». Auch das Fumetto, das Festival, das Luzern jeweils für eine Woche in eine Welt voller Comic verwandelt, beweist immer wieder die besonderen zeichnerischen Fähigkeiten in der Region.

Sieben Künstler, eine Aufgabe

Doch wer sind die Menschen hinter den Illustrationen, Grafiken, Comics oder anderen Zeichnungen, denen man überall in Luzern begegnet? Die Kunsthalle Luzern gibt sieben Künstlerinnen und Künstlern, die an der Hochschule Design & Kunst einen Abschluss in unterschiedlichen Studiengängen gemacht haben, eine Plattform für ihr künstlerisches Schaffen. Sie dürfen eine 4 x 6 Meter grosse Fläche gestalten, in welcher ihre persönliche Handschrift zur Geltung kommen soll. Neben der per Los zugeteilten Fläche ist die einzige Vorgabe, sich auf ein lokales Thema zu beziehen.

Parolen rufende Blumen, eine gemütliche Stube und ein verschwindender Löwe

Unter den Ausstellern ist der aus Aarau stammende Claudio Näf, der seit 2014 in Luzern lebt und arbeitet. Die ihm zur Verfügung stehende Fläche hat er komplett mit einer in Schwarz-Weiss gehaltenen Blumenwiese bemalt. Die Blumen grinsen einem, teils psychedelisch dreinschauend, entgegen. Die Sprechblasen, welche von einigen Blumen ausgehen, sind mit politischen Slogans versehen, die der Künstler an verschiedenen Demos des letzten Jahres in der Stadt Luzern gesammelt hat.

Eine weitere Wandfläche hat Jolanda Epprecht gestaltet, die in Luzern Kunst & Vermittlung studiert hat. Sie lässt die Betrachtenden in eine Stube blicken, dekoriert mit bunten Mustern an Wand und Teppich und vollgestellt mit exotischen Pflanzen. Mittendrin ruht – erinnernd an das Löwendenkmal – ein Löwe, der wohl beim Arbeiten im Homeoffice auf einer Coach eingeschlafen ist.

Auch die Zugerin Malin Widén, die ebenfalls in Luzern lebt und arbeitet, hat den Löwen in ihre Malerei integriert und so Bezug zur Stadt Luzern geschaffen. In ihrer Wandmalerei komprimiert sie die Eindrücke, die sie zuvor im Alltag gesammelt und zeichnerisch in ihrem Skizzenbuch festgehalten hat. Entstanden ist eine Verdichtung aus architektonischen und organischen Elementen. Darin sieht man gerade noch den Schwanz des Löwen durch eine offene Türe verschwinden. Mit der Türe integriert die Künstlerin gleich die Notausgangstüre der Kunsthalle in ihr Werk. So schafft sie eine Illusion, die Realität und Zeichnung ineinanderfliessen lässt.

Zeichnen mit Zeichen

Der Ausstellungstitel «Wandzeich(n)en» verweist nicht nur auf den Prozess des Zeichnens, sondern auch auf das Hinterlassen von Zeichen in Form von Text, Symbolen oder anderer bedeutungstragender Elemente, die von Betrachtenden gelesen werden müssen. Die sieben Künstler sprechen alle eine individuelle Sprache des Zeichnens.

Trotzdem lassen sich auch Verbindungen zwischen den einzelnen Werken machen, zum Beispiel durch die Wahl der Farbe, die Formensprache oder vor allem auch durch den Bezug zu Luzern. So erzielen die Malereien als einzelne Werke, aber auch als ganze Wandfläche der Kunsthalle füllende Wandmalerei eine harmonische, erheiternde Wirkung.

Bachelor-Diplom-Ausstellung im Kabinett

Zusätzlich zu den Werken der sieben Illustratorinnen und Illustratoren erwartet die Besuchenden im Kabinett die Bachelor-Diplom-Ausstellung des Kunst&Vermittlung-Studenten Serafin Krieger. Mit seiner Bachelor-Arbeit «Der Schimmel im Nacken» setzte er sich gegen die anderen Studierenden, die sich auf eine Ausstellung im Kabinett beworben hatten, durch. Seine Arbeit erzeugt mit den dreidimensionalen Objekten einen Kontrast zu den auf die zweidimensionale Fläche reduzierten Wandmalereien der anderen Künstlerinnen und Künstler.

Die Ausstellung dauert vom 19. Juni bis 8. August 2021. An der Finissage findet ein Talk mit den Künstlerinnen und Künstlern statt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 19.06.2021, 15:37 Uhr

    Der Löwe da auf dem Sofa ist ja wirklich ungeheuer schlecht gezeichnet. Es kann und muss ja nun nicht jeder ein Thorwaldsen sein. Aber der Abstand wird halt schmerzlichst deutlich.

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