Kunstausstellung «Whitening Out» beim Löwendenkmal

Dieses tote Korallenriff soll uns zum Nachdenken bringen

Das tote Korallenriff wird in der Nacht beleuchtet. (Bild: Bild: Claudia Schildknecht/Biotop der Relevanz)

Derzeit können wir im Teich vor dem Löwendenkmal das grösste tote Korallenriff der Schweiz bestaunen. Für einen Monat strahlen nun jede Nacht knapp 500 Keramikkorallen. Das Ganze soll aber nicht nur schön aussehen – sondern uns zum Nachdenken bringen.

Mit der Kunstinstallation «Whitening Out», die im Rahmen des Projektes Löwendenkmal 21 entstanden ist, macht das Bildungs- und Künstlerinnen- und Künstlerkollektiv Biotop der Relevanz auf den Klimawandel aufmerksam. Sie lassen vor dem Löwendenkmal das grösste tote Korallenriff der Schweiz entstehen.

Viele, vor allem junge Leute kamen am Freitagabend an die Vernissage der Ausstellung. Eine schöne und zugleich melancholische Stimmung breitete sich rund um den schlafenden Löwen aus. Flurina Häberli spielt einige sanfte Töne auf dem Keyboard, später kommt Dominique Dörflinger mit der Violine dazu. Auf dem Boden des Brunnens vor dem Denkmal ruhen 466 weisse Korallen. Sie symbolisieren ein totes Korallenriff.

Bewegende Worte an der Vernissage

Neben Dr. Pedro Frade, einem Portugiesen, der auf berührende Weise davon erzählt, wie er selbst das Sterben der Korallen im Great Barrier Reef an der Nordostküste Australiens erlebt hat, halten an der Vernissage die künstlerische Leiterin der Ausstellung Claudia Schildknecht und Fabian Takacs, der Kurator, eine Rede.

Die Korallen werden in das Gewässer vor dem Löwendenkmal gestellt. (Bild: Claudia Schildknecht/Biotop der Relevanz)

Claudia Schildknecht und Fabian Takacs, die den Kern des Kollektivs Biotop der Relevanz bilden, sprechen über ihre persönliche Motivation für das Projekt. Mehr als über den künstlerischen Prozess und das entstandene Produkt geht es darum, was sie mit ihrer Installation erreichen wollen.

Mit einer ästhetischen Erfahrung, die durch die Betrachtung der aus Ton angefertigten Korallen ausgelöst wird, soll in jedem Individuum, das die Ausstellung besucht, etwas bewegt werden.

Fast 500 Korallen aus Ton sind entstanden. (Bild: Claudia Schildknecht/Biotop der Relevanz)

Kunst und wissenschaftliche Fakten

Nicht nur die 466 Korallen im Wasser, jede anders als die andere, regen zur Auseinandersetzung mit dem Problem des Klimawandels an. Auf verschiedenen Plakaten werden Fakten über Korallenriffe, die Korallenbleiche, die Ursachen des Klimawandels, des Treibhauseffekts und die Folgen für die Natur anschaulich dargestellt. Damit werden den Besuchenden Ursachen und Folgen des Problems deutlich gemacht und gezeigt, wie wir Teil der Lösung sein können.

Doch warum macht das Kollektiv mit einem toten Korallenriff in der Schweiz, wo es weder ein Meer noch die klimatischen Bedingungen für das Wachstum von Korallen gibt, auf den menschgemachten Klimawandel aufmerksam? Verschiedenste natürliche Ökosysteme werden durch die Klimaerhitzung zerstört. Während bei uns langsam die Gletscher schmelzen, sterben in tropischen Regionen der Erde ganze Korallenriffe ab. Seit Beginn der Industrialisierung sind bereits 50 Prozent der Korallen weltweit der Erderwärmung zum Opfer gefallen.

Auch die Schweiz trägt einen Teil der Verantwortung

Auch wir tragen einen Teil der Verantwortung für diese dramatische Veränderung der Natur. Die Produktion von Gütern, die hier konsumiert werden, hinterlassen Emissionen im Ausland. Zusätzlich stossen internationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz ausserhalb der Landesgrenze grosse Mengen an Treibhausgasen aus und beschleunigen dadurch die Klimaerwärmung. Das tote Korallenriff beim Löwendenkmal führt uns vor Augen, welche Folgen unser Verhalten für die Natur auf der anderen Seite der Welt hat.

Die geographische Distanz zu diesen Orten lässt uns unsere Verantwortung für die ökologische Katastrophe ausblenden. Das Projekt rückt das Problem des Klimawandels und unsere Mitschuld in unser Bewusstsein. «Whitening Out» zeigt, wie Kunst mit ästhetischem Engagement einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Klimaerwärmung leisten kann, indem sie nicht nur das Problem, sondern auch Lösungsansätze aufzeigt.

Leuchtende Korallen in der Nacht

Die Installation beim Löwendenkmal ist vom 21. August bis 20. September 2020 frei zugänglich. Ein Besuch lohnt sich besonders, wenn es zu dämmern beginnt. Dann werden die Korallen im Wasser beleuchtet und erinnern mit ihrer Schönheit daran, dass es noch Hoffnung gibt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andreas Peter
    Andreas Peter, 23.08.2020, 11:34 Uhr

    OK, ich habe nachgedacht und bin zu den Schluss gekommen, dass wir zu viele Menschen auf diesem Planeten sind.
    Die Bevölkerungsexplosion ist aber kein europäisches Problem, im Gegenteil.

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