Schlussstrich unters Zuger Software-Debakel?

Kanton hat IT reorganisiert und Leiter ausgewechselt

Symbolbild Informatik

(Bild: zentralplus)

Fünf Jahre nach dem IT-Debakel legt der Zuger Regierungsrat einen überarbeiteten Bericht und Antrag vor und schildert darin, mit welchen konkreten Massnahmen man ein weiteres Debakel vermeiden will und welche Lehren der Kanton gezogen hat.

Zu Erinnerung: Der Zuger Regierungsrat stoppte im Januar 2013 abrupt das Projekt, mit der Firma IBM eine neue Version der Software für Einwohnerkontrolle zu entwickeln. Der Abbruch des siebenjährigen Projekts kostete Zug mindestens 2,8 Millionen Franken.

Eine vom Parlament eingesetzte Kommission untersuchte daraufhin die Gründe für das Debakel. 2016 legte der Regierungsrat seinen Bericht und Antrag vor, das Parlament wies dies aber als zuwenig konkret zur Überarbeitung an den Absender zurück.

Das Fazit des regierungsrätlichen Berichts, der am 16. Oktober auf der Homepage des Kantons aufgeschaltet wurde: Zwischenzeitlich hätten wesentliche organisatorische Änderungen im Informatikbereich des Kantons stattgefunden. Strategie, Organisation, Struktur wurden angepasst. Auch in personeller Hinsicht wurde an der Spitze Remedur geschaffen.

Leiterwechsel

So trennten sich der Kanton Zug und der ab 2005 angestellte Leiter des Amtes fü Informatik und Organisation (AIO) per Ende Mai 2016. Sein Name wird nicht genannt. Ernst Portmann übernahm interimistisch die Leitung des AIO fürs zweite Halbjahr 2016. Die Finanzdirektion schrieb die Stelle neu aus: Mit Stephan Arnold habe sie per 1. Januar 2017 «optimal besetzt werden können», heisst es weiter. Das AIO wurde ausserdem reorganisiert. Dadurch seien keine zusätzlichen Stellen geschaffen worden. Das AIO halte die Vorgaben des Regierungsrats betreffend Aufwandsenkung ein.

Zehn Empfehlungen der Ad-hoc-Kommission

Der Regierungsrat nimmt ausserdem Stellung zu 10 Empfehlungen der vom Parlament eingesetzten Ad-Hoc-Kommission. Insbesondere sollten Direktionen und Ämter nicht mehr selber IT-Projekte eigenständig durchführen können, weil ihnen dafür die Kenntnisse fehlten. Deshalb ist die Informatik der kantonalen Verwaltung, der kantonalen Schulen und der Justiz weitgehend zentralisiert worden. Der Leitgedanken laute dabei: «zentral so viel wie möglich, dezentral wo notwendig».

In Zukunft wird in allen Projekten, welche im Informatikprojektportfolio enthalten sind, mindestens für das IT-Teilprojekt eine Projektleitung aus dem AIO gestellt.

«Gemäss der Informatikstrategie 2018–2022 haben anerkannte Standards Vorrang gegenüber individuellen Lösungen. Daher ist auf Eigenentwicklungen grundsätzlich zu verzichten», schreibt die Regierung.

Neue Stelle für Juristen

Ausserdem empfahl die Kommission zur Vermeidung weiterer Debakel die Einhaltung der Submissionsvorschriften bei Ausschreibungen und Verträgen zu IT-Projekten sicherzustellen. Dafür wird  momentan ein Kompetenzzentrum im AOI aufgebaut. Die Stelle sei bereits ausgeschrieben. Eine Juristin oder ein Jurist mit einem 50 Prozent-Pensum wird die Aufgabe übernehmen.

Bei Projekten, die eine IT-Lösung als Individualentwicklung einführen wollen, empfahl die Kommission, dass künftig das AIO künftig eine Risikobeurteilung erarbeiten soll. Diese solle mit dem Projektantrag dem Regierungsrat zum Entscheid vorgelegt werden.

Im August hat der Regierungsrat eine neue Informatikstrategie 2018–2022 verabschiedet. «Hauptstossrichtung ist dabei eine möglichst weitgehende Zentralisierung, welche die dezentralen Lösungen lediglich dort beibehält, wo sie notwendig sind», schreibt die Regierung.

Finanzielle Einsparung von 15 Prozent

Mit dem Programm «Neuausrichtung IT Zug» sollen laut der Zuger Regierung, ausgehend vom Budget 2018, überdies Aufwandreduktionen von rund 15 Prozent bis zum Budget 2022 erzielt werden. Um diese Reduktion der Informatikkosten zu erreichen, seien diese eingehend analysiert und auf Sparpotenzial untersucht worden. Grosse Ausgabenblöcke fänden sich im Bereich des Informatikpersonals, sowie in den Bereichen Abschreibungen, Wartung, Support sowie Fachsupport.

Zur Sache, die am Anfang des IT-Debakels gestanden war, fiel der Entscheid bereits im März 2015: Der Kanton Zug und die elf Einwohnergemeinden erhielten eine neue Standard-Software für die Einwohnerkontrolle ab Stange (statt der gescheiterten Eigenentwicklung mit IBM). Den Auftrag fürs Projekt «Neues Einwohnerregister Zug» (NERZ) erteilte der Regierungsrat der Zürcher IT-Firma OBT AG.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon