Betreibungen in Baar

Windradpionier hat Schulden in Millionenhöhe

Der Windrad-Entwickler wird in Baar betrieben. (Bild: Symbolbild: ewi)

Ein Unternehmer und Erfinder von neuartigen Windrädern wird im Kanton Zug betrieben. Er soll einer Zürcher Firma zwei Millionen Franken schulden. Der Mann scheint abgetaucht zu sein. Und auch sonst hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Der Fall ist kurios.

Sichtlich stolz steht der Unternehmer vor seinem Windrad. Aufgestellt ist es in einem Garten eines Einfamilienhauses. Es werde die Windkrafttechnologie revolutionieren, ist der Erfinder überzeugt. So präsentierte er sich und sein Produkt in einem Fernsehbeitrag von SRF im Februar 2023.

In Erscheinung trat der Mann in der Vergangenheit als visionärer Unternehmer und Erfinder. Als Sohn einer Velohändlerdynastie in der Stadt Bern, ursprünglich aber aus dem Kanton Uri, machte er sich einen Namen mit neuen Vermarktungsmodellen für Veloausrüstung. Die «Handelszeitung» porträtierte ihn 2002 als bodenständigen Velomech mit revolutionären Ideen.

Zwei Millionen Franken Schulden

Später trat er mit seinen neuen Windrädern in Erscheinung. Mit seiner Entwicklung – einem Windrad, das sich auf mehreren Achsen drehen kann und so einen höheren Wirkungsgrad aufweist und dazu noch kleiner ist als die herkömmlichen Radgiganten – wollte er den Markt aufmischen. Darüber berichteten mehrere Medien.

Nun scheint der Unternehmer in finanzielle Miseren geraten zu sein. Diesen Eindruck erwecken zumindest gleich mehrere Einträge im Amtsblatt des Kantons Zug. Nach denen hat er eine saftige Betreibung am Hals. Betrieben wird er im Kanton Zug, da die beiden Firmen, die der Erfinder und Unternehmer gegründet hat, in Baar angesiedelt sind.

Konkret geht es um Forderungen eines Unternehmens aus Zürich. Über zwei Millionen Franken fordert es vom Unternehmer. Worum es bei der Forderung geht, ist unbekannt. Die Zürcher Firma hat auf Anfragen von zentralplus bisher nicht reagiert.

Lohn, Aktien und Vermögen vor Beschlagnahmung

Wie den amtlichen Mitteilungen zu entnehmen ist, sprach das Betreibungsamt Baar Arreste aus: für die Namensaktien, den Lohn, Verwaltungshonorare und sämtliche Vermögenswerte, die er an den Unternehmen besitzt. Diese Arreste sind Mittel, um die Forderungen der Gläubiger zu sichern. Der Schuldner hat keinen Zugriff mehr auf das Geld.

Hier wird es kryptisch. Der Mann habe keine Aktien, erhalte keinen Lohn und auch keine Boni und Honorare. So die Rückmeldungen der Firmen, wie sie in den amtlich publizierten Verfügungen aufgeführt sind. Die Postfinance, bei der er ein Konto hatte, antwortete dem Betreibungsamt: «Das Guthaben deckt den von Ihnen genannten Forderungsbetrag von 2‘200‘000.00 Franken nicht. Der aktuelle Kontosaldo beträgt 350.16 Franken». Dies war vergangenen Februar. Im März erliess das Betreibungsamt zudem eine Pfändungsanzeige. Das bedeutet, dass der Unternehmer die Schulden bisher nicht zurückgezahlt hat und die Gläubigerin die Pfändung beantragte.

Interessant: Im Handelsregister ist der Windradpionier noch als Verwaltungsrat beider Firmen aufgeführt.

Bei den beiden betroffenen Unternehmen handelt es sich einerseits um eine Windräderentwicklungsfirma und andererseits um ein Unternehmen, das sich als Innovationsschmiede versteht. Betrieben wird er selbst und nicht die Firmen. Die Firmen selbst sind laut Handelsregister noch aktiv und von keinen Verfahren betroffen.

Letzte Spur führt nach Amerika

Unklar ist, wo der Unternehmer derzeit ist. Zuletzt gemeldet war er an einer Adresse in St. Petersburg im Bundesstaat Florida in den USA, wo er in einer Wohnung in einem Hochhaus an bester Lage in Meeresnähe gewohnt haben soll. In der letzten amtlichen Meldung heisst es: «Unbekannten Aufenthaltes». So steht es auch im Handelsregister.

Der Unternehmer ist nur schwer fassbar. Ein direkter Kontakt ist im Netz nicht zu finden. Seine Websites sind teilweise entweder uralt oder noch im Aufbau und führen ins Nichts. Bei den beiden Firmen, die der Windradentwickler gegründet hat, blieben Anfragen und die Bitte um einen Kontakt während mehrere Tage unbeantwortet.

Klar ist, viel Zeit bleibt dem Windrad-Pionier nicht. Mitte April soll die Pfändung erfolgen.

Verwendete Quellen
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