Erste Fälle in der Schweiz

So bereiten sich Zug und Luzern auf die Affenpocken vor

David Dürr (oben) und Rudolf Hauri versichern, dass die Kantone Luzern und Zug bereit sind für die Affenpocken. (Bild: Adobe Stock/zvg)

In der Schweiz treten die ersten Affenpocken-Fälle auf – bisher blieb die Zentralschweiz verschont. Die Kantone Luzern und Zug haben dennoch Massnahmen ergriffen, um mit möglichen Fällen umzugehen.

Seit der Corona-Pandemie ist die Hemmschwelle, über Vireninfektionen zu berichten, deutlich gesunken. Das zeigt sich derzeit an den vielen Schlagzeilen auf erste Infektionen mit Affenpocken in Nordamerika und Europa (zentralplus berichtete). Das Aussergewöhnliche an diesen Infektionen ist, dass das Virus bisher nur in Regionen West- und Zentralafrikas vorgekommen ist.

Luzern und Zug beobachten die Lage genau

Der Kanton Luzern verfolgt die Situation aufmerksam. Der Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport (Dige), David Dürr, sagt gegenüber zentralplus: «Die Dienststelle Gesundheit und Sport, hat vom Bund letzte Woche diverse Informationsunterlagen erhalten und zwischenzeitlich studiert.»

Anfang der Woche fanden interne Besprechungen zu Vorbereitungszwecken statt. Zudem wurde entschieden, die Ärztinnen im Kanton Luzern mit einem themenspezifischen Newsletter auf dem Laufenden zu halten. Auch die Verantwortlichen im Kanton Zug stehen in engem Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit, den anderen Kantonen und dem Militärdienst der Armee.

Das Virus ist nicht zu unterschätzen

Für die breite Öffentlichkeit bestehe derzeit zwar keine besondere Gefahr, sagt der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri auf Anfrage. Das Virus sei bekannt und Sofortmassnahmen seien aktuell nicht nötig. Die Affenpocken seien aber dennoch nicht zu unterschätzen, warnt er. Ob es beim aktuellen Ausbruch Änderungen an der Virusstruktur gegeben habe, werde derzeit untersucht.

Auch wenn Sofortmassnahmen derzeit noch ausbleiben, kehren die Isolationspflicht und das Contact Tracing zurück. Rudolf Hauri erklärt: «Betroffene Personen müssen sich isolieren und Kontakte dieser Personen sollen sich genau beobachten und bei Auftreten von grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder Muskelschmerzen ärztlich beraten lassen. Eine generelle Quarantäne für Kontaktpersonen gibt es aktuell in der Schweiz nicht, sie wird in internationalen Gremien allerdings diskutiert.»

Eine mögliche Isolationspflicht könnte dabei zur waschechten Geduldsprobe werden. Die Gesundheitsministerien in Deutschland oder in den Niederlanden beispielsweise empfehlen eine Isolation von drei Wochen. Das Bundesamt für Gesundheit hat bislang keine Empfehlung zur Isolationsdauer abgegeben.

Kapazitäten sind vorhanden

Das Contact Tracing des Kantons Luzern ist in der Lage, die allenfalls betroffenen Personen telefonisch zu kontaktieren und alles Nötige zu unternehmen. Aktuell ist im Kanton Luzern kein Fall von Affenpocken bekannt, doch die Dige sei gut auf mögliche Fälle vorbereitet.

Auch der Kanton Zug könnte die bestehenden Strukturen für ein Contact Tracing schnell aktivieren. Allerdings erwartet Rudolf Hauri nicht, dass ein Contact Tracing im Unfang von Covid-19 notwendig sein werde. Er erklärt: «Die Übertragung der Affenpocken erfolgt im Wesentlichen durch nahen Körperkontakt und eingeschränkt auch Oberflächen. Viel weniger von Bedeutung sind die Atemwege.»

Was sind Affenpocken überhaupt?

Das «Orthopoxvirus», im Volksmund «Affenpocken» genannt, ist eine Viruserkrankung, für die ein pockenartiger Ausschlag typisch ist. Dieser beginnt meist im Gesicht und breitet sich von da aus auf weitere Körperteile bis zu den Genitalien aus. Zu den Symptomen gehören plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten und häufig auch Lymphknotenschwellungen. Dauerschäden wie Erblindung oder entstellende Narben treten nur selten auf. Von der Ansteckung bis zum Beginn der Krankheit dauert es in der Regel sechs bis sechzehn Tage.

Normalerweise kommt das Affenpockenvirus vor allem in West- und Zentralafrika vor. Seit Mitte Mai breitet sich das Virus auch in Europa aus. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schätzt dessen Gefahr derzeit als «gering» ein, wie Céline Gardiol gegenüber «SRF» erzählt.

Die Krankheit verlaufe in der Regel mild. Bei immungeschwächten Personen, Kindern und jungen Erwachsenen besteht ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Zudem sei das Virus bei Menschen mässig übertragbar. Die Übertragung erfolgt mittels grosser Tröpfchen oder engem Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren. Auch der Kontakt mit infiziertem Sekret oder Blut kann zu einer Infektion führen.

Gardiol stellt klar: «Es gibt keinen Grund für Angst und Panik.» Es sei jedoch wichtig, dass Personen mit Symptomen rasch zur Ärztin gehen würden.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Rudolf Hauri
  • Schriftlicher Austausch mit David Dürr
  • Informationen des BAG zu Affenpocken
  • Artikel von «SRF»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alain
    Alain, 26.05.2022, 06:52 Uhr

    “ Luzern und Zug beobachten die Lage genau”. Oje, das hat schon das letzte mal auch nicht funktioniert.

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