Quartiere stehen im Fokus der Entwicklung

So wappnet sich die Stadt Luzern für 100’000 Einwohner

Das Quartierzentrum Ruopigen hat noch Potenzial, findet die Stadt.

(Bild: zvg/Stefano Schröter)

16’000 neue Einwohner und Arbeitsplätze in den nächsten 15 Jahren: Trotz dieses Wachstums will die Stadt Luzern keinen zusätzlichen Boden verbrauchen. Wie das funktioniert und warum der Fokus auf den Quartierzentren liegt, zeigt das neue Raumentwicklungskonzept.

Lebendige Quartierzentren, Wachstum auf fast 100’000 Einwohner, Bauboom in Littau, kurze Wege zwischen Wohnen und Arbeiten: Das sind einige der zentralen Punkte für die Entwicklung der Stadt Luzern in den nächsten 15 Jahren (zentralplus berichtete). Eines ist klar: Die Stadt will bei Bevölkerung und Arbeitsplätzen zwar wachsen, aber nicht auf Kosten von zusätzlicher Fläche – Verdichtung heisst das Zauberwort. Die bestehenden Grünräume müssen erhalten bleiben und um die Lebensqualität zu erhalten, will die Stadt die leisen und platzsparenden Fortbewegungsmittel fördern.

Bereits im Januar hat der Stadtrat die Eckpfeiler definiert, wie er das Wachstum der Stadt bis 2035 managen will. Zudem werden die Bau- und Zonenordnungen von Luzern und Littau – acht Jahre nach der Fusion – in einem langwierigen Prozess in den nächsten Jahren vereint.

In der Zwischenzeit konnten Quartierbewohner von Ruopigen bis Würzenbach und Fachverbände an Veranstaltungen mitreden und Vorschläge einbringen. Diese wurden geprüft und darauf gestützt hat der Stadtrat nun das definitive Raumentwicklungskonzept präsentiert.

Bernstrasse kam neu dazu

250 Personen nahmen an den Gesprächen teil, 47 schriftliche Stellungnahmen sind eingegangen. Baudirektorin Manuela Jost freut sich über das Interesse. «Die Rückmeldungen waren mehrheitlich positiv.» Der Grundgedanke, dass man die künftige Stadtentwicklung von den Quartierzentren aus denkt, sei angekommen.

Der Fokus der Raumentwicklung liegt also auf den «Herzen der Quartiere», so Jost. Dieser Ansatz sei schweizweit neu. Künftig soll jeder Stadtteil ein funktionierendes Quartierzentrum haben, wie das heute schon im Bruchquartier, in der Neustadt oder im Geissenstein mustergültig der Fall ist.

 

Karte der Stadt Luzern mit Freiräumen, Velorouten (rot) und Quartierzentren.

Karte der Stadt Luzern mit Freiräumen, Velorouten (rot) und Quartierzentren.

(Bild: zvg)

Nachholbedarf haben etwa die Quartiere um den Bahnhof Littau, beim Steghof, ums Kantonsspital oder das Ruopigen in Reussbühl. Dort braucht es neue Treffpunkte oder die bestehenden müssen neu gestaltet werden. Die Vision: Niemand soll weiter als 500 Meter zu einem Lebensmittelladen, einer Apotheke oder Drogerie und einem Kindergarten gehen müssen.

Aufgrund der Mitwirkung hat die Stadt zwei weitere Schwerpunkte aufgenommen: ein Quartierzentrum an der Bernstrasse, wo ab 2019 neue Überbauungen geplant sind. Zudem die Altstadt, die ebenfalls als Lebensort gestärkt werden soll.

Keine Neueinzonungen

Laut Berechnungen des Bundes wird die Stadt Luzern bis 2035 um 16’000 Personen auf 97’800 Einwohner wachsen – heute sind es 82’000 Einwohner. Das heutige Verhältnis – gleich viele Einwohner wie Arbeitsplätze – erachtet der Stadtrat als gut und will es beibehalten. Darum braucht es nicht nur neuen Wohnraum, sondern es müssen auch reine Arbeitszonen gesichert und besser ausgeschöpft werden.

Denn trotz Wachstum bei Wohn- und Arbeitsraum: Der Stadtrat will die bestehenden Freiräume sichern und keine Neueinzonungen machen. «Das ist unsere Pflicht, die Stadt Luzern will ihren Beitrag gegen die Zersiedelung leisten», so Manuela Jost. Bereits mit der heute gültigen Bau- und Zonenordnung ist Luzern für 93’000 Einwohner gewappnet, mit zusätzlicher Verdichtung muss also noch Platz für 5’000 Einwohner geschaffen werden.

Abgestimmt mit Mobilität

Kein Wachstum ohne Verkehrsstrategie: Grundlage für die räumliche Entwicklung ist die neue Mobilitätsstrategie, die der Stadtrat parallel entwickelt und am Montag vorgestellt hat (zentralplus berichtete). Das Ziel hier: Das Wachstum in der Stadt soll vor allem durch Velo und öV aufgefangen werden, der Autoverkehr soll weiter zurückgehen.

Die Abstimmung von Siedlung und Mobilität sei für den Stadtrat zentral, nur mit der Förderung der flächeneffizienten Verkehrsmittel sei es möglich, die Zunahme der Mobilität zu bewältigen, heisst es.

Als Nächstes wird das Parlament voraussichtlich am 20. September das Raumentwicklungskonzept diskutieren – gleichzeitig mit der Mobilitätsstrategie.

Sechs Ziele aus dem Raumentwicklungskonzept

1. Lebendige Quartiere: Die Stadt will in Zusammenarbeit mit Grundeigentümern die Qualität und Charakteristiken der Quartiere stärken. Hier soll sich das Alltagsleben abspielen, das Konzept zeigt, welche Quartiere bereits heute gut funktionieren und wo es Verbesserungen braucht.

2. Vielfältiges Wohnraumangebot: Alt und Neu sollen sinnvoll kombiniert werden, es soll ressourcenschonend und nach 2’000-Watt-Vorgaben gebaut werden.

3. Kurze Wege: Wohnen und Arbeiten soll wenn möglich beides in der Stadt möglich sein, die Geh- und Fahrzeiten sollen möglichst klein sein.

4. Attraktive Arbeitsplätze: Es sollen Arbeitsplätze für unterschiedliche Qualifikationen entstehen.

5. Qualitätsvolle Siedlungsentwicklung: Hohe städtebauliche, architektonische und energetische Ansprüche.

6. Vielseitige Freiräume: Wenn nach innen verdichtet wird, müssen gleichzeitig die Freiräume attraktiver werden. Stichwort Kleinstadt, Inseli oder Reusszopf. Ziel ist nicht nur, innerstädtische Plätze aufzuwerten, sondern den Baumbestand zu sichern und die Biodiversität zu fördern.

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