Bushaltestelle Grenzweg soll gestrichen werden

Rentner bläst zum Machtkampf gegen Verkehrsverbund Luzern

Dieter Lang weiss, dass er gegenüber den Behörden auf schwachen Füssen steht – doch er wehrt sich im Machtkampf um den Strassenraum.

(Bild: ida)

Der Verkehrsverbund Luzern will die Haltestelle Grenzweg streichen, die sich an der Grenze von Reussbühl zu Luzern befindet. Klammheimlich und aus fadenscheinigen Gründen, wie der 72-jährige Quartierbewohner Dieter Lang meint. Nun nimmt der langjährige Buspassagier den Kampf für den Verbleib «seiner» Haltestelle auf.

Die Bushaltestelle Grenzweg der Linien 2 und 5 – die sich stadtauswärts nach der Haltestelle Kreuzstutz befindet – soll mit dem neuen Fahrplan 2019 aufgehoben werden. Klammheimlich, wie Dieter Lang (72) findet. Lang ist an der Stollbergstrasse aufgewachsen – an der Grenze von Luzern zu Reussbühl – wo er auch heute noch wohnt.

Über die angekündigte Veränderung, die er versteckt auf der Webseite des Verkehrsverbunds Luzern (VVL) gefunden hat, ist er alles andere als glücklich. «Die Haltestelle abzuschaffen, ist der einfachste Weg für die Busse, Zeit einsparen zu können. Doch in meinen Augen ist das klar der falsche Weg.»

Lang ist langjähriger ÖV-Kunde. In einem Schreiben an den VVL widerlegt er die Argumente für die Streichung der Haltestelle.

Zeitverlust vor dem Kreisel

«Zwischen Grenzweg und Kreuzstutz hat der ÖV ein grosses Problem, aber das ist nicht die Haltestelle Grenzweg», sagt Dieter Lang. Bis Dezember 2016 war die Haltestelle Kreuzstutz in Richtung Stadt nach dem Kreisel, heute ist sie provisorisch vor dem Kreisel stationiert – und dort soll sie definitiv eingerichtet werden. 

Nach zirka 70 Meter hört die Busspur halbwegs auf und die Autos der Nachbarspur werden dem öV vor die Nase geleitet.

Nach circa 70 Metern hört die Busspur halbwegs auf und die Autos der Nachbarspur werden dem ÖV vor die Nase geleitet.

(Bild: Dieter Lang)

Gemäss dem Behindertengleichstellungsgesetz soll sie erneuert werden. Die Erneuerung der Haltestelle Kreuzstutz ist mit ein Grund, weshalb die Bushaltestelle Grenzweg abgeschafft werden soll. Doch vom Neubau ist bis anhin noch nichts zu sehen. «Wenn die Busspur durchgehend bis an den Kreisel durchgezogen wäre, könnten wir eher mit dem Gedanken leben, dass die Haltestelle Grenzweg gestrichen wird», so Dieter Lang.

Zirca 70 Meter nach dem Grenzweg hört die Busspur in Richtung Kreisel halbwegs auf und die Autos der Nachbarspur werden dem ÖV vor die Nase geleitet. Der Bus muss warten. Gemäss Lang sei es unsinnig, die Bushaltestelle aufzuheben, wenn weiter vorne beim Kreisel die eigentliche Herausforderung liege.

Christian Ferres, Projektleiter Mobilität beim Stadtluzerner Tiefbauamt, ist mit vorgelegter Schilderung vertraut. Die Zufahrt zum Kreisel und zur Haltestelle sei auch das Hauptproblem: «Bei der Zufahrt zum Kreisel und zur Haltestelle Kreuzstutz steht der Bus in den Hauptverkehrszeiten des Öfteren im Stau», so Ferres. Bei der Haltestelle Grenzweg können die Autos den Bus überholen und verstopfen so die Zufahrt zur darauffolgenden Haltestelle.

«Die Haltestellen Grenzweg und Kreuzstutz sind nun dicht beieinander und nach unserer Messung nur noch 170 Meter voneinander entfernt», so Ferres. Aus diesem Grund sei auch die Aufhebung der Haltestelle Grenzweg gerechtfertigt.

Geringe Frequenz und Verkehrssicherheit als Argumente

«Dass Quartierbewohner mit der Aufhebung nicht einverstanden sind, kann ich nachvollziehen», sagt Christian Ferres. Einige Passagiere müssen künftig einen längeren Weg in Kauf nehmen – doch die Anbindung an den ÖV sei nach wie vor gut, wie der Projektleiter Mobilität beim Stadtluzerner Tiefbauamt sagt. «Wir müssen immer eine Gesamtabwägung aller Interessen vornehmen. Von einer besseren Fahrplanstabilität und pünktlicheren Bussen profitieren letztlich alle ÖV-Passagiere.»

Dieter Lang verglich diverse Haltestellen-Distanzen im VBL-Netz und erkannte, dass im Wesemlin-Quartier auf der Linie 7 Distanzen von unter 200 Metern bestehen, während sie auf der ganzen Linie 2 durchschnittlich 341 Meter betragen. «Und bei uns wollen sie noch weiter ausdünnen? Da stimmt doch etwas nicht!»

Christian Ferres meint, dass man einzelne Buslinien untereinander nicht vergleichen könne. Haltestellen werden dem Bedarf der ÖV-Kunden angepasst. «Die Wesemlin-Gegend ist dicht bebaut und führt über weite Strecken entlang einer kommunalen Erschliessungsstrasse, deshalb liegen die Haltestellen dichter beieinander. Hingegen ist die Strasse beim Grenzweg nur einseitig bebaut und liegt auf einer kantonalen Hauptachse – weshalb andere verkehrliche Anforderungen bestehen, die mit einer dichten Erschliessung von Haltestellen abgewogen werden müssen.»

«Bei der Haltestelle Kreuzstutz steigen fast vier Mal mehr Personen in den Bus als beim Grenzweg.»

Christian Ferres, Projektleiter Mobilität beim Stadtluzerner Tiefbauamt

Zudem wolle man durch die Aufhebung der Haltestelle Grenzweg eine Verbesserung der Verkehrssicherheit erzielen. Rund um den Grenzweg sei es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Unfällen gekommen, da die Gegend durch den nahe liegenden Fussgängerstreifen und durch den Verkehrsknoten, der schräg auf die Baselstrasse verläuft, unübersichtlich sei. «Wenn die Bushaltestelle Grenzweg wegfällt, wird die Situation entschärft.»

Die Aufhebung der Haltestelle Grenzweg sei nicht willkürlich gesetzt worden. Ein Vergleich der Passagierfrequenz der beiden Haltestellen habe Klarheit gegeben: «Bei der Haltestelle Kreuzstutz steigen fast vier Mal mehr Personen in den Bus als beim Grenzweg.»

«Grenzweg muss bleiben»

«Ich finde die Argumente fadenscheinig», stellt Dieter Lang klar. Wenn man die Schnelligkeit der Busse verbessern wolle, solle man die Busspur vom Grenzweg zum Kreuzstutz erweitern, so dass der Bus besser durchfahren könne. Streicht man eine Haltestelle, verärgere man nur die Kunden, so Lang. «Es ist ein reiner Machtkampf um den Strassenraum.»

«Es ist ein reiner Machtkampf um den Strassenraum.»

Dieter Lang, Luzerner ÖV-Benutzer

Lang sieht den Interessenkonflikt und weiss, dass er auf schwachen Füssen stehe, wenn die Behörde etwas plane. Doch: «Als Quartierbewohner wehre ich mich und setze mich für meine Haltestelle ein. Der ‹Grenzweg› muss bleiben.»

Dieter Lang – bekennender öV-Fan – vor seiner Haltestelle Grenzweg.

Dieter Lang – bekennender ÖV-Fan – vor seiner Haltestelle Grenzweg.

(Bild: ida)

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon