Fragen und Antworten zum Corona-Virus in Luzern

Guido Graf: «Es geht darum, Menschenleben zu retten»

Gesundheitsdirektor Guido Graf an der Pressekonferenz vom Freitagabend. (Bild: uus)

Der Bund verschärft die Massnahmen gegen das Corona-Virus. Der Kanton Luzern zeigt am Freitagabend auf, wie er diese umsetzen will. Ob sie auch tatsächlich wirken, wissen wir erst in rund zwei Wochen.

Während die Sitzung des Bundesrates noch läuft, informiert auch der Kanton Luzern am Freitagabend, wie er die Corona-Epidemie eindämmen will. Es geht darum, die Fieberkurve herunterzukriegen (zentralplus berichtete).

Was bezwecken die getroffenen Massnahmen?

Zurzeit verläuft die Corona-Welle in der Schweiz ähnlich dramatisch wie in Italien, wie der stellvertretende Kantonsarzt Christos Pouskoulas ausführte. Mit den nun getroffenen Massnahmen will der Bund und mit ihm auch der Kanton Luzern diese Kurve abflachen. 18 bestätigte Fälle von Infizierten gibt es im Kantonsgebiet. Die Massnahmen stehen unter dem Motto des «Social Distancing»: Verhaltensregeln, Schulschliessungen, Besuchsverbote in Spital- und Pflegeeinrichtungen und das verschärfte Veranstaltungsverbot zielen darauf ab, dass es zu weniger Kontakten zwischen den Menschen kommt und die Übertragungsrate so sinkt.

Welche Prioritäten setzt die Luzerner Regierung?

Gesundheitsdirektor Guido Graf: «Mit den getroffenen Massnahmen schaffen wir es vielleicht noch, die Kurve soweit abzuflachen, dass unsere Spitäler Corona-Patienten mit schweren und schwersten Verläufen retten können.» Graf machte deutlich, dass der Schutz von besonders gefährdeten Personen zuoberst auf der Prioritätenliste steht.

Zur Risikogruppe gehören Personen über 65 Jahre und Personen mit Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen, Krebs sowie Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen.

Es wird dringend davon abgeraten, Besuche in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen sowie in sozialen Einrichtungen zu machen. Es soll um jeden Preis vermieden werden, dass die Spitäler überlaufen. Kurz: «Es geht darum, Menschenleben zu retten», so Graf. Erst danach gehe es darum, wirtschaftliche Schäden einzudämmen. Zehn bis vierzehn Tage soll es dauern, bis klar ist, was die aktuell getroffenen Massnahmen nützen.

Auch bei der Pressekonferenz am Freitagabend hiess es: Abstand halten. (Bild: uus)

Wer koordiniert die Massnahmen im Kanton Luzern?

Der Bevölkerungsschutz wird durch den kantonalen Führungsstab sichergestellt. Er wird von Stabschef Vinzenz Graf geführt. Hinzu kommen Vertreter der Regierung, Blaulicht- und Zivilschutzorganisationen und je nach Bedarf weitere Fachleute bis hin zum Militär. Das Ziel ist die Information, Kommunikation oder Hotlines bereitzustellen, aber auch die Abgabe von Schutz- und Hygienematerial zu koordinieren. Graf: «Wir können auf ein professionelles, gut eingespieltes Team zählen.»

«Die Polizei soll möglichst ihren Aufgaben nachgehen können.»

Sicherheitsdirektor Paul Winiker

Wie lange fällt der Schulunterricht aus?

Die einschneidendste neue Einzelmassnahme ist wohl die Schliessung der Schulen. Diese werden im Kanton Luzern bis zum 10. April geschlossen bleiben. Das ist eine Woche länger als vom Bundesrat gefordert. «Es macht keinen Sinn, die Schulen eine Woche vor den Osterferien zu öffnen», begründet Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann diesen Schritt. Er betont aber: «Wir schliessen die Schulhäuser für die Kinder – aber nicht die Schule.»

Wer betreut die Kinder, wenn die Schulen geschlossen sind?

Das Credo der Stunde lautet: Fernunterricht. Dafür sollen vor allem digitale Mittel eingesetzt werden. Nun seien die Eltern angehalten, die Betreuung wahrzunehmen, so Schwerzmann. Die Eltern selbst sind – wie alle Arbeitnehmer – aufgefordert, sich nach Möglichkeit Homeoffice einzurichten.

Für Härtefälle sollen Kitas und Tagesschulen für Kinder bis zum Primarschulalter geöffnet bleiben. Die Gruppengrössen sollen dabei möglichst klein gehalten werden. Die Organisation obliegt den Gemeinden. Wichtig: Auch Schwerzmann betonte noch einmal, nicht die Grosseltern, wenn sie zur Risikogruppe gehören, für die Betreuung der Kinder einzusetzen.

Die steile Kurve gilt es zu vermeiden, um die Spitäler nicht zu überlasten. (Bild: uus)

Wird die Lehrabschlussprüfung abgesagt?

«Zu den Prüfungen, die durchgeführt werden können, gehören die Matura, Lehrabschluss- und Eintrittsprüfungen», so Schwerzmann. Der Kanton bereite sich nun darauf vor, bei diesen Prüfungen die vom Bundesamt für Gesundheit vorgeschriebenen Massnahmen umzusetzen.

Macht die Polizei nun Eingangskontrollen vor Clubs und Restaurants?

Sicherheitsdirektor Paul Winiker appelliert an die Eigenverantwortung der Veranstalter und Restaurantbetreiber: «Die Polizei soll möglichst ihren Aufgaben nachgehen können». Wer gegen das Veranstaltungsverbot verstösst und zum Beispiel mehr als 100 Personen in einen Klub oder 50 Personen in sein Restaurant lässt, kann allerdings saftig gebüsst werden. Das gilt auch für Fitnesszentren, Sportzentren, Schwimmbäder oder Wellnessanlagen.

Ist auch der Luzerner Wochenmarkt betroffen?

Paul Winiker konnte nicht eindeutig beantworten, ob der Luzerner Wochenmarkt, der bisher vom Veranstaltungsverbot ausgenommen war, weitergeführt werden kann. Es sei nun Aufgabe der Gewerbepolizei, die Ausgangslage zu analysieren und zu beurteilen.

Was ist mit dem öffentlichen Verkehr in der Stadt und der Agglo?

Dieser Punkt bleibt am Freitag unklar. Gemäss den Aussagen des Regierungsrates hat die VBL den Auftrag erhalten, den Betrieb sicherzustellen. In einer ersten Mitteilung der Staatskanzlei von Freitag um 17 Uhr heisst es dazu: «Öffentliche Verkehrsunternehmen müssen einen angemessenen Dienst garantieren unter Einhaltung der Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit betreffend Hygiene.»

Rund eine Stunde später erschien eine überarbeitete Version derselben Mitteilung. Darin ist die Passage zum öV jedoch gestrichen. Sämi Deubelbeiss, Leiter Kommunikation bei der VBL, war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Klar ist aber, dass die VBL bereits auf eine solche Situation vorbereitet sind. So könnte etwa der Fahrplan angepasst werden, falls sich das Virus weiter ausbreiten würde, sagte Deubelbeiss Ende Februar gegenüber zentralplus.

Wie geht es beim Kanton weiter?

Der Regierungsrat konnte am Freitagabend noch nicht bis ins letzte Detail sagen, wie er die Bundesvorgaben umsetzen will. Er hat auf Anfang nächster Woche weitere Informationen angekündigt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Müller
    Müller, 14.03.2020, 07:20 Uhr

    es wäre schön wen der zivi einem Einkaufen ginge,, bei uns sind die Strassen leer, die Nachbaren öffnen nicht, sieht man sich im Treppenhaus, oder Briefkasten verschwinden alle schnell, ein junges Paar Sagte ja dan machen wir Party zu Hause, wie soll der Kleine verstehen das er mit dem Gspändli nicht mer Spielen darf, oder ein anderer lässt sein 12 j, Sohn bis 15 Uhr alleine da beide Arbeiten.

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    • Profilfoto von allyourbasearebelongtous
      allyourbasearebelongtous, 14.03.2020, 23:15 Uhr

      Ich hab ehrlich gesagt den Eindruck, dass die Kids fast weniger Probleme haben sich mit der Lage zu arrangieren als gewisse Erwachsene. Ich wollte meinen älteren Nachbarn anbieten für sie einkaufen zu gehen, habe aber in den letzten Tagen keinen von ihnen gesehen. Ausserdem müsste ich wohl sehr vorsichtig sein, dass ich mir sicher sein kann, dass die Ware die ich ihnen übergebe garantiert nicht von mir kontaminiert wurde.

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