Am Mittwoch kamen einige neue Details ans Licht, was die Spionage-Affäre um die Crypto AG Zug betrifft. Nun will ein Kenner des Falls auch herausgefunden haben, wer aus der Region Bescheid wusste.
Der Journalist Res Strehle gehört zu den besten Kennern der Crypto-Affäre. Schon 1994 berichtete er im Buch «Verschlüsselt» (1994) über Hans Bühler, der bei Crypto entlassen wurde – wohl weil er zuviel wusste (zentralplus berichtete).
Im «Tages Anzeiger» veröffentlichte Strehle am Mittwoch nun neun Namen von Schweizern, die von den Tätigkeiten der Crypto AG als Vehikel der Geheimdienste gewusst haben sollen. Drei davon stammen aus Zug und Luzern.
Die beiden Zuger sind die Politiker Walther A. Hegglin (CVP) und Georg Stucky (FDP), beide waren auch als Verwaltungsräte der Crypto AG tätig. Hegglin war bis zu seinem Tod 2013 im Alter von 86 Jahren in Zug vor allem bekannt als Stadtpräsident; er hatte das Amt von 1978 bis 1982 inne. Er war auch Hotelier im «Ochsen». Stucky ist heute 89 Jahre alt und war politisch als Regierungsrat und Nationalrat aktiv.
Als sie Verwaltungsräte wurden, waren sie ahnungslos
Die beiden Zuger hätten zwar laut dem «Minerva»-Geheimpapier der CIA keine Kenntnis bezüglich Eigentümer der Crypto AG gehabt, als sie in den Verwaltungsrat der Firma gewählt wurden.
Nach der Rückkehr des im Iran verhafteten Verkaufsingenieurs Hans Bühler hätten sie 1994 aber nach Aufklärung verlangt. Als der damalige Geschäftsführer sie ins Bild setzte, seien die beiden kaum überrascht gewesen, dass die Firma «den Amerikanern» gehörte und dem politischen Nachrichtendienst diente.
Kaspar Villiger hätte es nicht wissen wollen
In der Folge wurde der damalige Luzerner FDP-Bundesrat Kaspar Villiger (79), Vorsteher des damaligen EMD (heute VBS), wohl eher gegen seinen Willen darüber informiert, was in seiner heutigen Wahlheimat Zug so vor sich ging. Strehle bezeichnet den Umstand, dass Stucky mit dieser Neuigkeit danach zu seinem Parteikollegen ging, als «Betriebsunfall».
Verteidigungsminister würden solche Programme in der Regel zu decken pflegen, ohne genaueres wissen zu wollen, so Strehle: «Don’t ask, don’t tell». So konnten sie bei einem Skandal die Verantwortlichen opfern, ohne selber mit in den Strudel zu geraten.
Strehle geht davon aus, dass nie der ganze Bundesrat über die Affäre Bescheid gewusst habe.
Hegglin blieb noch bis 2002 Crypto-Verwaltungsratspräsident. Stucky war von 1992 bis 2016 im Verwaltungsrat.