Die absurdesten Zuger Google-Bewertungen

Der Zugerberg: Der höchste Gipfel Deutschlands

Bushaltestelle top, Pizzakurier-Fahrstil Flop: Nicht immer sind Google-Bewertungen in Zug besonders aufschlussreich. (Bild: Adobe Stock/ Montage wia)

Dank Tripadvisor, Google-Bewertungen und Co. ist heute jeder Kultur-, Shopping- und Restaurantkritiker. Das ist teils problematisch – und teils ungewollt komisch. Das zeigen Beispiele aus Zug. Dem Ort, wo selbst das Entsorgen zum «grossartigen Erlebnis» wird.

Bewertungsplattformen sind im Prinzip eine tolle Sache: Auf der Suche nach einem Hotel oder Restaurant orientiert man sich an den Voten vorheriger Besucher, lernt, wo es labbrige Pizzen, warmes Bier, aber auch vorzügliches Konfekt zu geniessen gibt. Nicht selten ist den Nutzerbewertungen mehr zu trauen als den eigenen Angaben von Läden und Restaurants.

Bloss: Die ganze Bewerterei scheint für einige Menschen als ihre todernste Bürgerpflicht angesehen zu werden und hat dadurch teilweise absurde Ausmasse angenommen. Nicht nur kann man mittlerweile Berge und Tiefgaragen beurteilen und mit Sternen versehen ­– das kann ja ganz nützlich sein –, sondern beispielsweise auch Bushaltestellen. Ausserdem lässt sich darüber streiten, wie hilfreich die Kommentare tatsächlich sind. Denn sie nehmen nicht selten absurde Ausmasse an, wie ein Streifzug durch Google-Bewertungen im Kanton Zug zeigt.

Wenn wir schon gleich bei Bushaltestellen sind: Der Busstop St.Martin in Baar muss eine tolle Adresse sein. Glänzende fünf Sterne von fünf erhält sie. Was sie wohl bietet? Geheizte Sitzbänke? Tolle Aussicht? Ein TV-Monitor, der das Warten verkündet? Nicht doch. Denn eine grosszügige Bewerterin verrät, um was es sich dabei handelt: «Eine normale Bushaltestelle.»

Wir hätten es nicht für möglich gehalten.

Brauchbare Kritik? Naja

Die Bewerterin ist eine alte Häsin auf Google. 177 Bewertungen hat sie schon geschrieben. Nur sind diese nicht immer hilfreich, sondern viel eher komisch. Die mutmassliche Zugerin nämlich verwechselt häufig die zu bewertenden Orte. Bei einem Chamer Modegeschäft etwa schreibt die eifrige Kritikerin: «Ist immer wieder schön auf dem Rigi. Und das Essen ist auch nicht zu teuer.»

Die «Neue Zuger Zeitung» hingegen erhält drei Sterne, das Verdikt: «Normales Sportgeschäft.» Das Café Glücklich in Zug wird ebenfalls mit drei Sternen bewertet und der Aussage: «War noch nie im Restaurant gewesen nur vorbei gelaufen, weil neben an eine Bushaltestelle ist.» Diese wurde leider nicht bewertet, weshalb wir nicht wissen, ob es sich um eine normale Bushaltestelle oder eine spezielle handelt.

Wappnet euch, ihr sensiblen Zuger!

Auch die Gemeinde Zug als Ganzes kann auf Google bewertet werden. Und sie muss so einiges hinnehmen. Etwa von jenem Kritiker, der findet: «Kühlschränke werden hier zum Auftauen der Leute gebraucht. Das Sortiment der Selecta-Automaten ist vorzüglich.» Dazu gibt's – immerhin – drei Sternchen.

Grosses Lob erhält ausserdem der Zugerberg von unseren Freunden aus dem fernen Osten. Ein asiatischer Tourist äusserte sich zum Zugerberg vor zwei Jahren mit den Worten: «Der höchste Gipfel in Deutschland, die Landschaft umgeben von Bergen ist ziemlich schön.» Finden wir auch. Dass der Tourist eigentlich die Zugspitze gemeint hat, wollen wir geflissentlich ignorieren. Nach dem fiesen Kühlschrankkommentar wärmen wir uns auch gerne mit fremden Federn auf.

Moralische Ansprüche an die Zuger Pizza

Bei Pizza hört der Spass auf. Das beweisen Hunderte von Bewertungen zu Zuger Pizzaservices. Denn zu loben und kritisieren gibt es viel. Vom pampigen Teig über das lieblos hingeknallte Schweinefleischerzeugnis bis hin zur verspäteten Lieferung gibt es viel zu bemängeln. Auch wenn man gar nichts bestellt hat, wie ein erzürnter Internetnutzer kundtut. In seiner bisher einzigen Google-Bewertung straft er einen hiesigen Pizzakurier mit einem traurigen Stern ab. Der Grund: Der Fahrer habe nicht ein Mal, nicht zwei Mal, nein, ganze drei Mal die Verkehrsregeln missachtet:

Widersprüchliche Signale sendet dagegen dieser Pizza-Kunde. Wir sind gespannt, wie viele Sterne bei einer schlechten Pizza vergeben worden wären.

Ein weiteres Kuriosum schlummert in der Gemeinde Cham: Eine Wiese in Hagendorn, nahe am Waldrand, wird mit 4,9 von fünf Sternen bewertet. Nanu? Tatsächlich wurde sie als Lagerplatz des Jubla-Sommerlagers 2020 markiert und von 13 Lagerteilnehmern bewertet. So erfährt man, dass die Jubla Eschenbach ein prima Lager hatte, abgesehen von «ein bisschen viel Mücken», welche denn auch die 0,1 Minus-Sterne erklären dürften.

Ein grossartiges Erlebnis zwischen Flaschen und Aludosen

Entsorgen ist in Zug eine Tugend, der Ökihof ist zum samstäglichen Pilgerort vieler Zuger geworden. Wenn man folgende Rezension liest, dann ist das auch kein Wunder.

Kein To-Do, keine ärgerliche Pflicht, nein, ein Erlebnis, noch dazu ein grossartiges. Die bunten Gläser und schimmernden CD's, die klirrend in den ihnen zugewiesenen Kisten landen, vermitteln der Entsorgerin ein Gefühl von Kontrolle in dieser wilden Welt und die Überzeugung, etwas Gutes für kommende Generationen getan zu haben. Bevor man sich wieder in den Porsche Cayenne setzt, um kurz nach Konstanz zum Aldi zu fahren.

Zu guter Letzt sei noch dieser Dame für ihren wertvollen Beitrag zum Golfplatz Holzhäusern zu danken. In wenigen Worten fasst sie die Problematik von Google-Bewertungen prima zusammen.

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