Beschwerde gegen Projekt Eichhof West

Anwohner torpedieren Riesenprojekt

Sicht von der Amstutzstrasse aus über die geplante Grossüberbauung Richtung Luzern. (Bild: zvg)

200 Millionen Franken für ein Hochhaus, eine Hotelfachschule, ein Bürogebäude und 270 Wohnungen an der Stadtgrenze zu Luzern. Das ist das Krienser Projekt Eichhof West. Doch vom Fleck kommt es nicht – wegen hartnäckigen Anwohnern.

Und da waren es nur noch drei. Aber die geben nicht auf.

Ursprünglich hatte der Krienser Verein gegen bauliche Willkür Dutzende Mitglieder. Jetzt scheint der harte Kern auf drei Sonnenberganwohner zusammen geschmolzen zu sein. Denn es sind nur noch drei Personen, die sich auf dem Behördenweg gegen das Grossprojekt Eichhof West wehren. Diese fürchten wegen des geplanten Hochhauses an der Stadtgrenze zu Luzern um ihre Aussicht und Wertminderung ihrer Liegenschaften. Der Krienser Gemeindeammann bestätigt auf Nachfrage von zentral+: «Gegen das Projekt Eichhof West, das derzeit beim Regierungsrat aufliegt, ist eine Beschwerde im Auftrag von drei Anwohnern eingegangen.»

Verzögerung von bis zu einem Jahr

Angekündigt haben die Anwohner die Beschwerde letzten September. Damals hat das Krienser Parlament die überarbeitete 200-Millionen-Franken-Überbauung im zweiten Anlauf mit 31 zu 0 Stimmen angenommen. Doch ob die Anwohner den Schritt auch tatsächlich ausführen, war bislang nicht bekannt. Und viele in Kriens hofften, dass sie darauf verzichten würden, denn die Gemeinde ist dringend auf ein rasches Wachstum angewiesen. Jetzt, wo die Beschwerde eingereicht ist, ist mit weiteren Verzögerungen zu rechnen. Matthias Senn schätzt: «Falls ein positiver Entscheid des Regierungsrates mit Verwaltungsgerichtsbeschwerde an das Kantonsgericht weitergezogen wird, verlieren wir ein weiteres halbes bis ganzes Jahr.» Immerhin: Bis vors Bundesgericht könne das Projekt kaum angefochten werden, so Senn. Denn das sei nur bei Verfahrensfehlern oder Grundsatzentscheiden möglich.«Wir könnten zeitlich bis zu einem Jahr verlieren.»

«Wir könnten zeitlich bis zu einem Jahr verlieren.»

Matthias Senn, Gemeindeammann Kriens

Ein kleines statt zwei grosse Hochhäuser

Das Projekt Eichhof West ist aussergewöhnlich. Zum einen wegen seiner harzigen Vorgeschichte (das Krienser Parlament versenkte 2013 das Vorgängerprojekt überraschend), zum anderen wegen seiner Dimension. Die Personalvorsorge des Kantons Zürich (BVK) als Besitzerin des Grundstücks möchte dort, zwischen der Brauerei Eichhof und dem Eingang zum Sonnenberg, für 200 Millionen Franken folgendes realsieren:

  • Ein 53 Meter hohes und 22 Meter breites Hochhaus. Im ersten Entwurf waren zwei bis 68 Meter hohe Hochhäuser geplant. Um den Anwohnern entgegenzukommen, wurde auf eines verzichtet und das andere 70 Meter weiter weg Richtung Hauptstrasse verschoben.
  • Weitere, neun bis 37 Meter hohe Wohnhäuser mit möglichen Nutzungen durch ein Restaurant, ein Lebensmittelladen, eine Kindertagesstätte oder ein Fitnesscenter. Insgesamt könnten rund 270 Mietwohnungen entstehen.
  • Ein Hotelcampus (wohnen plus studieren) des derzeit in Kastanienbaum beheimateten International Hotel Management Institute (IMI) mit insgesamt 500 Studenten.
  • Ein Hotel und Büros auf dem Landstreifen direkt vor der Brauerei Eichhof.

Das ganze Areal erhält eine unterirdische Parkgarage und wird deswegen oberirdisch verkehrsfrei. Das Projekt wird nach den Zielen der 2’000-Watt-Gesellschaft errichtet. Die stark von Velofahrern frequentierte Langsägestrasse, an der die Überbauung zu stehen kommt, soll für den Langsamverkehr aufgewertet werden.

«Projekt hat zu viele Mängel»

Katharina Bernet ist Präsidentin des Vereins gegen bauliche Willkür. Sie gibt sich unbeeindruckt: «Lehnt der Regierungsrat unsere Beschwerde ab, werden wir einen Weiterzug ans Kantonsgericht prüfen. Denn wir sind nach wie vor überzeugt, dass auch das überarbeitete Projekt zu viele Mängel hat.» So sei etwa nur von einem Hochhaus die Rede. In Wahrheit seien es aber deren acht, die höher als normal seien. Der breite Wohnbau etwa am Hang werde mit Dachaufbau 41 Meter hoch. Zum Vergleich: Das Hochhaus am Pilatusplatz in der Stadt Luzern soll 35 Meter hoch werden. Dass «nur» noch drei Personen die Beschwerde eingereicht haben, hat laut Bernet juristische Gründe. «Dieser Schritt ist nur direkt betroffenen Anwohnern erlaubt. Unser Verein hat aber total 120 Mitglieder. Ich gehe davon aus, dass die meisten hinter mir stehen, auch wenn in letzter Zeit keine GV stattgefunden hat.» Zudem seien viele vom Kampf gegen das Projekt erschöpft.

Investorin ist enttäuscht

Und was sagt nun Patrick Wetter, Projektleiter der BVK, zu den aufsässigen Anwohnern? «Wir waren über die Einsprache nicht sonderlich überrascht. Zusammen mit der Gemeinde und den Anwohnern suchten wir am runden Tisch intensiv nach einer gemeinsamen Lösung und sind den Anwohnern in diesem partizipativen Prozess mehrmals und weit entgegengekommen.» Dies sei im Krienser Einwohnerrat, der sich einstimmig zum Bebauungsplan Eichhof West ausgesprochen habe, auch gewürdigt worden. «Dennoch gab es von einigen wenigen Anwohnern bis zum Schluss Widerstand gegen das Projekt. Dass es dadurch zu einem Verzug kommt, ist sehr schade.»

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