Er kann der Dosenöffner gegen Vaduz sein

Frydek liess sich am TV vom FCL restlos überzeugen

Weil sich der FC Luzern dem technischen Fussball verschrieben hat, will sich Martin Frydek in Luzern weiterentwickeln. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Erste Karrierestation im Ausland und bereits in einer Resultatkrise: Der 28-jährige Tscheche Martin Frydek steht mit dem FC Luzern im Duell der Tabellenletzten gegen Vaduz unter enormem Siegesdruck. Dem Aussenverteidiger kommt dabei eine vielleicht entscheidende Rolle zu.

Als sei es die natürlichste Sache der Welt, gibt Martin Frydek in der Landessprache seines neuen Arbeitgebers Auskunft. Die Fähigkeit, mit Deutsch eine der komplizierten Sprachen zu sprechen und zu verstehen, hat er sich vor rund 20 Jahren angeeignet und seither nicht mehr nehmen lassen.

Vater Martin Frydek (51) war schon Fussballprofi und verdiente sein Geld Ende der 1990er-Jahre für je eine Saison in Leverkusen und Duisburg. «Zu dieser Zeit kam ich in den Kindergarten und später in die 1. Klasse», erzählt Martin Frydek junior. Später habe er fünf Jahre an einem deutschen Gymnasium in Tschechien studiert.

Warum gerade der FCL?

Der deutschen Sprache mächtig zu sein, erleichtert ihm nun die Integration beim FC Luzern und das Zurechtfinden in einem neuen Lebensumfeld. Mit seiner Frau und den zwei und vier Jahre alten Söhnen wohnt er in Kerns.

«Die Sprachkenntnis war mir wichtig bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers. Deshalb kamen für mich im Ausland nur Vereine in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Frage», hält er fest.

«Mir war wichtig, zu einem Team zu wechseln, das Fussball spielen will.»

FCL-Verteidiger Martin Frydek

Aber warum gab der tschechische Internationale, der im Sommer ablösefrei von Sparta Prag wechseln durfte, ausgerechnet dem FC Luzern den Zuschlag?

Martin Frydek redet vom guten Eindruck, den er in den Gesprächen mit Sportchef Remo Meyer und Trainer Fabio Celestini gewonnen habe. «Mir war wichtig, zu einem Team zu wechseln, das Fussball spielen will. Deshalb hat mir die Vorstellung vom Fussball des Trainers gefallen.»

Obwohl der erste Saisonsieg nach sechs Spielen und lediglich zwei Punkten noch immer fehlt, hat sich Frydek von den Worten und Taten der Luzerner am TV ein Bild machen können. «Ich habe drei FCL-Spiele gesehen. Die Mannschaft hat viel Qualität. Darum bin ich jetzt hier.»

Aussenverteidiger ist grösste Herausforderung

Der linke Aussenverteidiger stiess als Letzter von insgesamt sieben Neuzugängen zum FC Luzern. Beim 1:2 gegen YB und über die volle Distanz beim 0:2 in Zürich ist er schon im Einsatz gestanden.

Dabei hat der Linksfuss mit seiner Ruhe am Ball – selbst unter Bedrängnis – und seinem Offensivdrang auf sich aufmerksam machen können. Diese Qualitäten hat Celestini auf der FCL-Aussenbahn gesucht.

«Das war keine einfache Zeit. Weder für meinen Vater noch für mich.»

Im modernen Fussball gibt es wohl keine grössere Herausforderung als die Rolle eines kompletten Aussenverteidigers. Weil man gut verteidigen, einen Angriff auslösen, dribbeln, flanken und am besten auch gleich noch Tore schiessen muss. «Das ist wohl richtig», sagt Martin Frydek, ergänzt aber, dass eine gute Mannschaft gemeinsam angreife und verteidige.

Aber nicht jeder Teamkollege hat in der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung jene Stärken, die von einem Aussenverteidiger erwartet werden.

Seit anderthalb Jahren auf dieser Position

Aber wie hat Frydek seine Fähigkeiten erlangt? Zwei Umstände haben ihn geprägt: sein Vater und seine Polyvalenz.

Martin Frydek junior erzählt schmunzelnd davon, wie sein jüngerer Bruder und er immer mit dem Vater Fussball spielen wollten. «Wir hatten die Motivation und den Ehrgeiz, noch besser zu werden als er. Auch wenn das schwierig zu toppen war, weil der Vater 1996 mit Tschechien EM-Zweiter wurde.»

Später, mit 14, sei der Vater dann sein Nachwuchstrainer geworden. «Das war keine einfache Zeit, weder für ihn noch für mich. Die Leute wollten uns immer vergleichen. Dabei bin ich ein anderer Spielertyp.»

Sein Vater war Mittelfeldspieler. Martin junior viele Jahre auch. Aber er hat schon als Junior auf der linken und rechten Aussenbahn verteidigt. «Seit anderthalb Jahren spiele ich auf der linken Aussenbahn.» Weil ein Mittelfeldspieler meist einem gegnerischen Pressing ausgesetzt sei und ihm deshalb weniger Zeit im Umgang mit dem Ball bleibe, strahle er nun als Verteidiger vielleicht eine gewisse Ruhe aus, vermutet er.

Neuer Anlauf ins Nationalteam

Weil der FC Luzern davon ausgehen muss, dass sich der FC Vaduz am Samstagabend vorab auf eine sattelfeste Defensive konzentriert und darum die Spielgestaltung dem Gastgeber überlässt, könnte dem Flügelspiel und damit auch den Aussenverteidigern eine übergeordnete Bedeutung zukommen.

«Vielleicht überlege ich mir weniger, wenn ich mit rechts abdrücke.»

Ein Sachverhalt, den Frydek nicht aus der Ruhe bringt: «Das Spiel gegen Vaduz ist ein guter Challenge für meine Teamkollegen und mich. Wir sind ein neu formiertes Team, das seine Automatismen finden muss. Aber wir wissen um unsere Qualitäten und die Wichtigkeit des ersten Saisonsieges.»

Für Frydek, der beim FC Luzern einen Vertrag bis im Juni 2022 besitzt, geht es bei seiner ersten Karrierestation im Ausland nicht zuletzt darum, sich wieder für die tschechische Nationalmannschaft aufzudrängen. Im März 2019 hat er beim 1:3 gegen Brasilien sein siebtes und bis anhin letztes Spiel im Dress seines Heimatlandes gemacht.

Sein Prachtstreffer gegen Lazio

Einen ersten prägenden Eindruck auf internationaler Fussballbühne hat Martin Frydek am 10. März 2016 hinterlassen. Im Achtelfinal-Hinspiel gegen Lazio Rom in der Europa League schoss er vor eigenem Publikum einen wunderbaren Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 für Sparta Prag.

Hier Martin Frydeks Tor gegen Lazio im Video:

«Das war der bislang schönste Treffer in meiner Karriere. Bemerkenswert ist, dass ich ihn mit rechts geschossen habe», sagt er in Anspielung darauf, dass sein linker Fuss eigentlich der stärkere ist. «Vielleicht überlege ich mir weniger, wenn ich mit rechts abdrücke. Darum habe ich einige Tore mit dem rechten Fuss gemacht.» 18 waren es bislang in 281 Pflichtspielen.

Mit einem schelmischen Grinsen kündigt der 28-Jährige an: «Aber mein schönstes Tor werde ich erst noch im FCL-Dress schiessen.»

Die nächste Chance bietet sich am Samstag gegen Vaduz.

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