10-jährige Geschichte nimmt nächste Hürde

«Café Fédéral» beim Bundesplatz kommt vors Volk

Stossen auf das Projekt an: Markus Schulthess, Adrian Schmid, Julia Schwöbel, Iwan Bühler, Toni Bucher, Birgit Aufterbeck und Rosie Bitterli (von links nach rechts). (Bild: bic)

Ein Café am Bundesplatz in Luzern? Die Idee geistert schon seit Jahren herum. Nun wird sie langsam konkret. Ein Strassenprojekt des Kantons könnte dem Kaffeegenuss aber noch im Weg stehen.

Wie ein Fels in der Brandung steht das halbrunde Gebäude auf dem Bundesplatz in der Stadt Luzern. Das von Linden umgebene Flachdach-Haus ist heute eine öffentliche Toilette, ein Depot für das Strasseninspektorat und Trafostation der EWL in einem. Zugegeben, wahnsinnig reizvoll sieht das heruntergekommene und vom Verkehr umschlossene Kabäuschen heute nicht aus. Könnte es aber bald.

Im Jahr 2011 reichten Private ein Gesuch für die Um- und Neunutzung des Dienstgebäudes auf dem Bundesplatz ein. Ihnen schwebte ein kleines Bistro vor –  das Café Fédéral. Die Idee stiess beim Stadtrat damals schon auf offene Ohren. Zum Fliegen kam das Projekt allerdings noch nicht. Dies in erster Linie, weil die Strassen rund um das Häuschen dem Kanton gehören und die Stadt Luzern folglich nicht in Eigenregie handeln kann.

Das Volk entscheidet über die Zukunft des Café Fédéral

Im vergangenen Jahr haben die Initianten des Projekts um den Architekten Iwan Bühler eine Volksinitiative lanciert, um der Politik Beine zu machen (zentralplus berichtete). 1'200 Unterschriften erreichte die Initiative «Für den Erhalt des Servicegebäudes und der Lindenbäume am Bundesplatz» innert kurzer Zeit – 400 mehr als nötig. Nun soll das Volk entscheiden. «Die Initiative ist eine Chance, den verkehrsgeplagten Platz neu zu beleben, mehr Lebensqualität zu schaffen und zu einem Treffpunkt zu realisieren», sagt Mit-Initiant Adrian Schmid gegenüber zentralplus.

Die Zustimmung für das Projekt freut auch den Stadtrat: «Der Stadtrat ist gegenüber dem mit der Initiative angestrebten Anliegen positiv eingestellt», schreibt er in seinem Bericht und Antrag. «Denkmalpflegerische und städtebauliche Überlegungen, aber auch ökologische Gründe sprechen für den Erhalt und die angestrebte Aufwertung des Servicegebäudes samt der kleinen Grünanlage», heisst es weiter.

So könnte das Café Fédéral am Luzerner Bundesplatz aussehen (Visualisierung: zvg)

Ein Problem aber bleibt: Der Stadt Luzern gehören zwar das Gebäude und der Umschwung, die Strassen sind jedoch Sache des Kantons. Und dieser plant, in den kommenden Jahren ein gross angelegtes Verkehrsprojekt in der Stadt zu realisieren.

Inwiefern der Bundesplatz von diesem Projekt konkret betroffen ist, könne frühestens Ende Jahr abgeschätzt werden, schreibt der Stadtrat. Bis dahin sollen nämlich die Ergebnisse der Testplanung für den Durchgangsbahnhof voraussichtlich abgeschlossen sein.

Und was bedeutet das jetzt für das Café Fédéral beim Bundesplatz? Es gibt zwei Möglichkeiten.

Variante 1: Das Häuschen bleibt

Wäre die Fläche beim Bundesplatz von den Strassenplanungen nicht betroffen, stünde einer Realisation nichts im Weg. In diesem Fall würde die Sanierung des Gebäudes wie auch die nötige Verlegung der EWL-Trafostation in den Untergrund rund 1,25 Millionen Franken kosten. Eine Summe, die im Verlauf der kommenden vierzig Jahre amortisiert werden sollte und durch Private finanziert würde.

Variante 2: Das Häuschen muss weichen

Sollte das Gebäude hingegen wegen des kantonalen Strassenprojekts abgebrochen werden, kann das Anliegen der Initiative nur erfüllt werden, wenn die Stadt bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen und einen Investitionsschutz für die Umnutzungskosten zu übernehmen. Im schlimmsten Fall wären das Kosten von rund einer Million Franken. Ein Risiko, das die Stadt tragen würde, wie es im Bericht heisst. Auch weil sie eine gewisse Absicherung hat. Denn der Kanton müsste die Stadt Luzern im Fall einer Enteignung finanziell entschädigen, und zwar zum damaligen Verkehrswert.

Eine andere Möglichkeit, dem Abbruch des Gebäudes entgegenzuwirken, wäre, dieses unter Denkmalschutz zu stellen. Davon sieht der Stadtrat allerdings ab: «Er will eine mögliche Denkmalunterschutzstellung nicht als Mittel zur Umsetzung der Initiative einsetzen», heisst es dazu im Bericht.

Initianten sind optimistisch

Letztlich sind das alles noch «Was wäre wenn»-Szenarien. Denn erst muss das Volk ein Ja zugunsten des Café Fédéral am Bundesplatz in die Urne legen. Adrian Schmid vom Initiativ-Komitee ist diesbezüglich optimistisch: «Ich schätze die Chancen für ein Ja an der Urne als hoch ein», sagt er gegenüber zentralplus.

Stimmt das Volk dem Projekt zu, entsteht in den kommenden Jahren ein Café, das je nach Jahreszeit rund 60 Gästen Platz bieten soll. «Besonders stark frequentiert wird es mittags und nach Feierabend, wenn die Gäste eine kurze Auszeit von oder nach der Arbeit suchen», sind sich die Verantwortlichen sicher.

Das Servicegebäude wurde 1932 gebaut. (Bild: zvg / Stadtarchiv)

Die Initianten sind sich bewusst, dass allfällige Lärmimmissionen durch die nahen Strassen ein Thema sind. «Aber es gibt entlang der Bundesstrasse neue funktionierende Gastronomie-Betriebe mit Aussenflächen», so Schmid. Und mit einer klugen Umgebungsgestaltung könne noch vieles optimiert werden.

Für das Initiativ-Komitee gehe die Arbeit jetzt richtig los, sagt Adrian Schmid: «In den nächsten Tagen und Wochen werden wir mit allen im Grossen Stadtrat vertretenen Parteien das Gespräch suchen.» Im Spätherbst könnte das Projekt dann im Grossen Stadtrat behandelt werden.

Zum Servicegebäude auf dem Bundesplatz

Das Gebäude auf dem Bundesplatz ist vom Kanton als «schützenswert» eingestuft. Das mag angesichts des heutigen Erscheinungsbildes zwar erstaunen, allerdings stammt das Trafohäuschen der bedeutenden architektonischen Stilrichtung «Neues Bauen». Geplant und gebaut wurde es vom Luzerner Architekturbüro Carl Griot & Sohn im Jahr 1932. Gemäss Adrian Schmid ist das Trafohaus «ein letzter Zeitzeuge für Kleinbauten der Moderne in der Stadt Luzern.»

Verwendete Quellen
  • Bericht und Antrag 18/2022
  • Initiative «Für den Erhalt des Servicegebäudes und der Lindenbäume am Bundesplatz»
  • Website der Initiative
  • Telefonischer Austausch mit Adrian Schmid
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Vali
    Vali, 12.07.2022, 16:05 Uhr

    Gute Idee

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  • Profilfoto von Rene
    Rene, 12.07.2022, 13:03 Uhr

    Auch wenn das kommt, bleibt der Bundesplatz ja trotzdem «verkehrsgeplagt». Ich stelle mir das nicht so gemütlich vor.

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