Der Zuger Gemeinderat berät zur Sprühflutanlage

«Es geht um die politische Glaubwürdigkeit»

Kommt sie oder kommt sie nicht? Der Grosse Gemeinderat will bezüglich Sprühflutanlage nichts überstürzen. (Bild: zentral+)

Eine Sprühflutanlage für die Bossard Arena. Über deren Kredit sollte der Grosse Gemeinderat Zug am Dienstag abstimmen. Die 660’000 Franken, die dafür gesprochen werden sollten, sind aber offenbar kein Routinebetrag. Sie bargen viel Diskussionspotenzial. So viel, dass die Debatte am Schluss vertagt wurde.

Eine Bossard Arena, in der auch in der eisfreien Zeit Grossanlässe möglich sind. Das wünscht sich der Zuger Stadtrat. Bloss, so einfach ist das nicht. Mit der heutigen Infrastruktur können grössere Anlässe wie beispielsweise ein Musikantenstadl nicht durchgeführt werden, da die Brandlast zu gross wäre (zentral+ berichtete). Deshalb bräuchte es eine Sprühflutanlage. Mit dieser würde die Bossard Arena den Brandschutzvorschriften genügen.

Nur, die Stadt hat diese Anlage beim Bau der Eishalle nicht eingebaut. Sie will dies nun nachholen. Vor dem Grossen Gemeinderat, der über den Kredit von 660’000 Franken abstimmen hätte sollen, wurde das Geschäft am Dienstagabend jedoch heftig diskutiert. Denn auch wenn es sich faktisch um den reinen Einbau der Anlage handelte, steckt Zündstoff im Thema.

Es geht um «politische Glaubwürdigkeit»

Für Monika Mathers von der CSP ging es «um die politische Glaubwürdigkeit», welche nun leide. Bei der Abstimmung über die Bossard Arena sei klar mitgeteilt worden, dass ein Eisstadion gebaut werde «und keine Ramba-Zamba-Anlage». Sie forderte, dass die Betroffenen aus dem Hertiquartier bei diesem Entscheid mehr Mitspracherecht hätten.

SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner betitelte dieses Vorgehen als «ganz neue Form der Demokratie». Der Gemeinderat sei ja als Vertreter des Volkes da, und würde man jeweils alle betroffenen Personen befragen, würde das Parlament gar keinen Sinn mehr machen.

Gut für die Stadtkasse

Für den SP-Gemeinderat und Präsidenten der Bau- und Planungskommission Urs Bertschi war der Fall jedoch klar: «Die Stadtkasse würde sich freuen darüber, wenn Sie das Geschäft annehmen.» Dies, da die Kunsteisbahn Zug AG, also die Betreiberin der Halle, der Stadt im Rahmen eines Nachtrags zum Leistungsauftrag eine jährliche Entschädigung von mindestens 37’500 Franken für die Nutzung zahlen müsste. Dazu kämen Zinsaufwände von 2,5 Prozent. Bertschi findet, heute müsse man die Ausgangslage neu beurteilen, und fragt in die Runde, ob es denn vertretbar sei, eine solche Anlage nicht auch während der eisfreien Zeit sinnvoll zu nutzen. Dagegen ärgert sich Bertschi über den Vertrag, den die Stadt mit der Betreibergesellschaft ausgehandelt habe: Er sei vor allem zum Vorteil der Kunsteisbahn Zug AG. Bertschi verlangt deshalb neue Verhandlungen.

Anders sieht es die Geschäftsprüfungskommission, welche die Vorlage im November letzten Jahres mit knappen vier zu drei Stimmen abgelehnt hatte.

Ein Trostpflaster für Quartierbewohner

Astrid Estermann (Alternative – die Grünen) gibt zu Bedenken, dass das Herti-Quartier sich schon jetzt mit einigen Lärm- und anderen Faktoren abgeben müsse. «Das Quartier ist gleich neben einem Fussballfeld, auf dem abends Flutlichter blenden und am Sonntagmorgen schon trainiert und allenfalls mit Speakern gelärmt wird. Man müsste den Anwohnern daher etwas zurückgeben, wenn nun noch mehr Lärm und Verkehr kommt.»

Estermann bringt zu diesem Zweck gar einen neuen Antrag vor den GGR. «Die Alternative-CSP Fraktion stimmt der Vorlage über den Kredit zu, unter der Bedingung, dass ein Teil der Anlage, sei es der Platz, die Bossard Arena, den Bewohnern des Herti-Quartiers einmal jährlich gratis für ein Fest oder etwas ähnliches zur Verfügung gestellt wird. Dadurch kann den Meistbetroffenen etwas zurückgegeben werden.»

Eine Geduldsfrage für Musikantenstadl-Fans

Diesem Vorschlag begegnen viele der Gemeinderäte mit offenen Ohren. CVP-Rätin Isabel Reinhart gibt indes zu Bedenken: «Auch wenn dieser Antrag sympathisch klingt, dürfen wir uns nicht verleiten lassen, kurzfristig darüber zu entscheiden. Der Antrag soll viel eher in Form eines Postulats gemacht werden, so kann der Stadtrat die Konsequenzen abwägen.» Diesen Ordnungsantrag Reinharts unterstützt eine Mehrheit von 19 zu 15 Stimmen im Rat.

Urs Bertschi fordert allerdings kurz nach dieser Abstimmung, das gesamte Geschäft sei noch einmal an den Stadtrat zu überweisen, da einiges noch ungeklärt sei. Der Stadtrat solle neue Vorschläge machen, wie er den Bedenken begegnen wolle. Der Rat gibt ihm Recht und beschliesst, die Entscheidung über die Sprühflutanlage zu vertagen.

Mit der Verschiebung des Entscheids zur Sprühflutanlage dürften also sowohl der Stadtrat als auch Musikantenstadl-Freunde noch etwas länger auf die Folter gespannt werden.

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