Bossard-Arena wird zur Eventhalle

«Wir haben gar nichts verschlafen»

Für Grossanlässe ungeeignet wegen mangelnder feuerpolizeilicher Massnahmen. Das soll sich nun ändern. (Bild: zentral+)

«Der Musikantenstadl, heute live aus der Bossard Arena in Zug.» Auf diese Ansage freuen sich bereits viele Zuger. Nur, mit den jetzigen Bedingungen wird nichts aus diesem Wunsch. Grund dafür sind die fehlenden feuerpolizeilichen Vorrichtungen. Eine riesige Eishalle, die sich nicht eignet für Grossanlässe? Diese fehlende Weitsicht will Zug jetzt wieder gut machen.

Vor vier Jahren ist in Zug die Bossard-Arena eröffnet worden. Die Halle kostete rund 60 Millionen Franken und wurde bisher zwar rege für den Eissport, doch noch kaum für andere grössere Events genutzt. Der Grund dafür: Die Halle genügt den Brandschutzvorschriften solcher Anlässe nicht. Im Sommer stellte der Zuger Stadtrat deshalb auf Wunsch der Kunsteisbahn Zug AG einen Antrag für den Einbau einer sogenannten Sprühflutanlage. Kostenpunkt: 600’000 Franken.

Wäre eine solche Anlage bereits vorhanden, könnten Events wie beispielsweise der Musikantenstadl, kleinere Konzerte, Messen oder Generalversammlungen durchgeführt werden. Dies in der eisfreien Zeit, also während sechs Wochen im Mai und Juni. Ein Potential, welches die Stadt bei der Planung der Bossard-Arena verpasst hat?

Gegner wehrten sich gegen «Eventhalle»

Ein vehementer Gegner der Sprühflutanlage ist Werner Zeberli. Der Präsident des Quartiervereins Zug West kritisiert, dass die Stadt ihr Versprechen, das sie vor dem Bau gemacht habe, nun breche. Nämlich, dass das Eisstadion keine Eventhalle würde. «Ausserdem sind es nur etwa zwei Anlässe, die man aus feuerpolizeilichen Gründen ohne Flutanlage nicht durchführen könne. Dafür extra 600’000 Franken auszugeben ist übertrieben.» Insbesondere die chaotische Verkehrssituation, wie sie während Grossanlässen vorkommen könnte, macht Zeberli Sorgen.

Bei einer Sitzung im August äusserte sich der Quartiervertreter darum vor Stadtrat, Bau- und Planungskommission mit diesen Bedenken. Damals wurde der Antrag für eine solche Sprühflutanlage mit neun zu null Stimmen abgelehnt. Es sei noch nicht genügend definiert, wie hoch die Nutzungsintensität sein würde und wie quartierverträglich die zusätzliche Nutzung der Halle sei, so der Grund. Auch die Verzinsung, mit der die Betreiber der Eishalle der Stadt das vorgeschossene Geld zurückzuzahlen hat, müsse neu ausgehandelt werden.

An einer zweiten Sitzung am 4. November empfahl die Bau- und Planungskommission mit sechs zu fünf Stimmen, die Vorlage anzunehmen. Dieses Resultat entmutigt Zeberli: «Ich habe der Anlage schlussendlich widerwillig zugestimmt, denn ich will nicht als Einzelkämpfer dastehen. Mittlerweile habe ich die Unterstützung nicht mehr, die es bräuchte, und für ein Referendum fehlt mir das Geld.»

Hat die Stadt geschlafen?

Nun also, vier Jahre nach der Eröffnung der Eishalle wird also die Diskussion um wichtige Grossanlässe entfacht. Hat es die Stadt nicht schlichtweg verschlafen, an solche Möglichkeiten zu denken?

«Verschlafen haben wir gar nichts», so der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller. «Wir mussten damals herausfinden, was die optimale Grösse der Veranstaltungen sein würde, auch in unserer Pflicht gegenüber dem Quartier.» Zwischenzeitlich konnte die Bossard-Arena bereits eingehend auf Lärm geprüft werden, «daher ist jetzt klar, dass wir drei bis vier grosse Veranstaltungen durchführen möchten.» Bei den feuerpolizeilichen Abklärungen während der Bauplanung sei man nicht von Grossanlässen ausgegangen.

Dennoch. Bereits im Antrag des Stadtrats zur Annahme einer Sprühflutanlage wird erwähnt, dass schon in der Abstimmungsbroschüre für den Baukredit des Eisstadions die Rede gewesen sei von Sommervorstellungen während der eisfreien Zeit.

«Es macht Sinn, dass wir weiter investieren»

Also doch eine verpasste Gelegenheit? Karl Kobelt, der Vorsteher des Stadtzuger Finanzdepartements dazu: «Ich selber war damals noch nicht im Amt. Dennoch will ich nicht urteilen und kann nur sagen, wie die Situation heute ist. Zug lebt nicht nur vom attraktiven Wirtschaftsstandort und vom attraktiven Leistungsangebot, sondern auch von Events. Und für Events in der Grösse zwischen Theater Casino und Hallenstadion wäre die Bossard-Arena ideal. Wenn wir also für 60 Millionen Franken eine Eishalle bauen, dann macht es meines Erachtens auch Sinn, dass man weiter investiert.»

Und wie steht es um die Bedenken von Zeberli? Kobelt sagt dazu: «Wir sind überzeugt, dass die Anlässe, die durchgeführt würden, durchaus quartiervertäglich wären. Wenn heute im Stadion Eishockeyspiele stattfinden, hört man das von aussen nicht. Auch sollte das Verkehrskonzept bei Grossanlässen ähnlich sein wie heute bei den Hockeyspielen.»

Nun liegt die Zukunft des Antrages in den Händen des Grossen Gemeinderates von Zug. Zeberli macht sich jedoch keine grossen Hoffnungen, dass das Geschäft abgelehnt wird. «Soweit ich informiert bin, ist eine Mehrheit im Grossen Gemeinderat für diese Anlage.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Valeria Wieser
    Valeria Wieser, 24.11.2014, 14:39 Uhr

    Sehr geehrter Herr Brunschwiler

    Tatsächlich gibt es verschiedene Kategorien von Veranstaltungen in der Bossard Arena, die je nach Brandlast unterschieden werden. Eine Generalversammlung der ZKB gehört entsprechend zum Typ A, dort wären maximal 4684 Personen zugelassen. Die maximale Brandlast ist dort bei 3.5 Megawatt festgesetzt. Bei grösseren Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerten und Ausstellungen, bei denen höhere Brandlasten in der Halle zum Einsatz kommen, wäre eine Sprühflutanlage deshalb zwingend notwendig.

    Freundliche Grüsse

    Die Redaktion zentral+

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  • Profilfoto von PeterBrunschwiler
    PeterBrunschwiler, 22.11.2014, 16:38 Uhr

    Ich war schon mehrmals an der Generalversammlung der Zuger Kantonalbank. Sie wird meines Wissens von über 3000 Aktionären besucht, die Arena ist jeweils beinahe gefüllt, am Schluss gibt es einen Apero für alle. Gilt das nicht als Grossveranstaltung? Oder gibt es für bestimmte Veranstaltungen Privilegien?

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