So war's am ersten FCL-Heimspiel mit mehr als 1'000 Fans

«Die Fans konnten der Mannschaft ganz klar wieder helfen»

Sie gehörten zu den rund 3'500 Fans, die am Sonntag auf die Allmend pilgerten: Julia Arnold, Patrick Müller und Salome Arnold. (Bild: bic)

Am Sonntag durften das erste Mal seit dem Lockdown wieder mehr als 1'000 Fans in die Luzerner Swissporarena. Die Eindrücke vor Ort offenbarten, dass sich die Leute zuerst an die spezielle Situation gewöhnen mussten. Es dauerte, bis auf der Allmend die gewohnte Fussballstimmung aufkam.

Am Sonntagnachmittag um 16 Uhr hatte für viele FCL-Fans das lange Warten endlich ein Ende. Das erste Mal seit dem Lockdown waren in der Swissporarena wieder mehrere Tausend Zuschauer zugelassen. 7'300 waren es, um genau zu sein. Wer aber denkt, dass die Fans gleich in gewohnt grosser Zahl auf der Allmend erschienen sind, der irrt sich. Lediglich etwas mehr als 3'500 Personen fanden den Weg ins Stadion, um den Match gegen Leader St. Gallen zu sehen.

Dass dieses Spiel anders sein würde, wurde schon in der letzten halben Stunde vor dem Anpfiff klar. Euphorie war wenig zu spüren und weil insbesondere die Fan-Organisation «United Supporters» nicht geschlossen und organisiert ins Stadion pilgerte, hörte man an diesem Sonntagnachmittag vor dem Spiel kaum Fangesänge. Auch Fahnen und anderes Choreomaterial waren nicht auszumachen. Die Bratwürste und Bierbecher waren fast das Einzige, was an frühere Zeiten in der Swissporarena erinnerten.

Keine Zwischenfälle registriert

Erfreulich war allerdings, dass Ausnahmslos alle Zuschauer fast die ganze Zeit die Maske über Mund und Nase gezogen hatten. Entsprechend gelassen konnte es Roger Burri nehmen, der als einer der Aufsichtspersonen auf der Tribüne im Einsatz stand, wo in normalen Zeiten die Stehplätze zu finden sind.

«Bis jetzt musste ich noch überhaupt niemanden darauf hinweisen, die Maske korrekt zu tragen», sagte Burri kurz vor dem Anpfiff. Die Kontrolle ausserhalb des Stadions scheine gut zu funktionieren. Tatsächlich wiesen so genannte Covid-Stewards die Leute schon auf dem Platz vor der Lumag-Halle an, die Maske aufzusetzen.

Erlebte einen ruhigen Nachmittag: Aufseher Roger Burri.

Zufrieden zeigte sich nach dem Spiel folglich auch FCL-Mediensprecher Markus Krienbühl. «Es gab während des ganzen Matches keinen einzigen Zwischenfall. Einzig beim Einlass kam es um zirka 15:30 Uhr zu einem kleinen Rückstau, den wir aber rasch auflösen konnten. Das müssen wir für die nächsten Spiele noch verbessern.»

Grundsätzlich habe man aber gesehen, dass das Konzept gut funktioniere. «Was wir, Stand jetzt, sagen können, haben sich die Zuschauer sehr gut verhalten», so Krienbühl. Dass weniger Leute auf die Allmend kamen als erhofft, habe wohl mit der Maskenpflicht zu tun. Ausserdem hätten einige Leute wohl Angst und würden deshalb auf einen Match-Besuch verzichten.

Zurück ins Stadion: Richtige Fussballstimmung wollte auch nach dem Anpfiff lange nicht so recht aufkommen. Beim einen oder der anderen dürfte wohl das Gefühl gereift sein, eher einem Amateurmatch als der Affiche zweier Profiteams beizuwohnen. Zwischenzeitlich war ausser den gegenseitigen Zurufen der Spieler und Trainer nur wenig zu hören. Grundsätzlich war im ganzen Stadion eine gewisse Zurückhaltung zu spüren. Dies hatte aber vielleicht auch damit zu tun, dass St. Gallen nach nur rund neun Minuten das erste Mal in Führung ging.

Diese Zurückhaltung nahmen die Fans auch in die Pause mit, in der die meisten seelenruhig an den Essens- und Getränkeausgaben anstanden. Das übliche Gewusel im weiten Rund hinter der Tribüne gab es am späten Sonntagnachmittag nicht. In den Gängen herrschte kaum einmal ein Gedränge und auch das Anstehen bei den Toiletten fiel weitgehend aus.

Musiker und FCL-Fan Henrik Belden sagt, wieso bis zur Pause nur wenig Stimmung aufkam.

Die eher getrübte Stimmung klarte während der zweiten Halbzeit jedoch immer mehr auf. Denn auf dem Platz ging es bei dem sehr unterhaltsamen Spiel je länger je mehr zur Sache. Gegen Ende des Matches lag ein Sieg des FCL sogar in Reichweite. Spätestens nach einer grossen Chance mit drei Schüssen aus kurzer Distanz auf das St. Galler Tor war es mit der Zurückhaltung vorbei (zentralplus berichtete).

Im Video siehst du, wie während des Spiels immer mehr Stimmung aufkam.

Wenn das Publikum die Mannschaft unterstützt

«Ich hätte nicht gedacht, dass bei so wenigen Zuschauern doch noch eine solche Stimmung aufkommt», sagte FCL-Fan Patrick Müller nach dem Spiel. «Man hat aber sofort gesehen, was den Fussball ausmacht. Es war ein Unterschied von 180 Grad gegenüber den Matches, zu welchen 1'000 Menschen zugelassen waren.» Für Müller ist klar, dass die mit der Zeit aufkommende Stimmung auf das Spielfeld abgefärbt hat. «Die Fans konnten der Mannschaft heute ganz klar wieder helfen.»

Patrick Müllers Kollegin Julia Arnold empfand den Match als «speziell». Trotzdem sei es cool, dass man wieder an die Spiele gehen und vor Ort sein könne. «Ich glaube aber, dass bei den Leuten bezüglich des Coronavirus eindeutig eine Unsicherheit auszumachen ist.»

Sofern es die Coronasituation zulässt, werden sie auch bei den nächsten Spielen wieder dabei sein, wenn dies möglich ist, sagen sie unisono. Wie viele der nächsten FCL-Heimspiele vor mehreren Tausend Fans stattfinden, wird sich weisen müssen. Denn beispielsweise in Bern wurden noch am Sonntag Anlässe wieder auf 1'000 Personen begrenzt.

Auch vor den Food-Ständen war nicht viel los.
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Graham Attic
    Graham Attic, 21.10.2020, 20:17 Uhr

    Es waren zwar wieder mehr als Tausend Leute im Stadion, dennoch war kaum einer davon ein Fan. Das Wort Fan bedeutet das fanatische Unterstützen einer Sache oder in diesem Fall einer Mannschaft. Wer das Spiel also sitzend und stillschweigend konsumiert ohne Gesänge, Fahnen, Choreos etc. mit sich oder von sich zu geben ist demnach ’nur› ein Zuschauer. Das Wort wird aus mir unerklärlichen Gründen heute leider vermehrt falsch verwendet. Aus diesem Grund kann bezüglich des besagten Spiels nur mit sehr viel Vorstellungsvermögen von Stimmung im Stadion gesprochen werden. Fans gehen aufgrund ihrere fanatischen Liebe an die Spiele, Zuschauer wegen dem Erlebnis und der Stimmung welche grundsätzlich von den eben genannten Fans hervorgebracht wird. Am letzten Spiel hingegen waren keine Fans auszumachen. Denn ein gelegentliches Klatschen oder ein Raunen nach einer guten Chance ist nunmal nicht wirklich fanatisch.

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    CScherrer, 19.10.2020, 06:14 Uhr

    Nicht nur Fussballspieler dreschen nichts sagende Phrasen, auch die Pressesprecher sind Weltmeister in diesem Fach. Schutzkonzept? Welches? 3‘500 Zuschauer sitzen aufeinander und noblen VIP‘s, welche zum grössten Teil zur Risikogruppe gehören, ziehen nach dem Match beim Betreten der Lounge die Maske ab. Das werden sie alle dem Klischee gerecht. Der Kanton Bern geht voraus, weil er weiss, dass der Mensch zu blöd ist. Die Herde rast dem Abgrund entgegen.

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    • Profilfoto von Schaf Hirt
      Schaf Hirt, 19.10.2020, 17:46 Uhr

      Man kann es, wie Sie schreiben, als „zu blöd“ nennen, ich nenne es einfach eine natürliche Selektion! Passt schon, sind eh zu viele Menschen auf diesem Planeten, nur getraut sich das kaum einer auszusprechen.

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    • Profilfoto von CScherrer
      CScherrer, 20.10.2020, 08:31 Uhr

      @Schaf Hirt: Das kann durchaus sein. Es wird sich jedoch in spätestens zwei Wochen erübrigt haben. Da wird der Bund wieder das Zepter in die Hand nehmen. Man weiss bereits heute, dass die Kantone nicht in der Lage sind. In zwei Wochen wird die Schweiz einen Teil-Lockdown erfahren.

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