Was es für zehn neue Arbeitsplätze alles braucht

Der chinesische Warren Buffett kommt nach Luzern

Regierungsrat Robert Küng (dritter von links) und Walter Stalder (dritter von rechts) bei Fosun Pharma.

(Bild: LinkedIn/ Robert Küng)

Ein chinesischer Milliardenkonzern steuert in Zukunft sein Europageschäft von Luzern aus. Ein gutes Argument für die erfolgreiche Ansiedlung waren die tiefen Unternehmenssteuern. Nun soll das Beispiel Schule machen – deshalb reiste die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit Robert Küng nach China. 

Der Milliardenkonzern Fosun International aus Schanghai gründet eine Pharma-Niederlassung in Luzern, dies meldete die «Handelszeitung» im Oktober. In Zukunft sollen alle europäischen Verkaufs- und Marketingaktivitäten von hier aus durchgeführt werden. Zum Start werden zehn neue Stellen geschaffen.

Grossen Anteil an der erfolgreichen Ansiedlung des bekannten Fosun-Konzerns hatte die Wirtschaftsförderung Luzern. Entsprechend stolz ist Rouven Willimann, der für den Bereich Promotion und Ansiedlung verantwortlich ist: «Wir haben uns einen grossen Fisch geangelt.» Die Firma habe ein europäisches Headquarter gesucht. «Das ‹Tri-Lakes Valley› (Region Vierwaldstätter-, Zuger- und Zürichsee) ist mittlerweile der grösste Schweizer Lifescience Cluster, zudem ist die Lage innerhalb Europas sehr zentral und somit ideal.» Für den Erfolg war jedoch noch ein weiteres Element ausschlaggebend. Ohne um den heissen Brei herumzureden, sagt Willimann: «Die Ansiedlung nach Luzern innerhalb des Tri-Lakes Valley gelang auch dank den tiefen Unternehmenssteuern.»

Mit Guo Guanchang steht eine schillernde Figur an der Spitze des Grosskonzerns. Er wird auch «der chinesische Warren Buffett» genannt (siehe Box am Ende). «Persönlichen Kontakt hatten wir keinen», erklärt Willimann, «Fosun Pharma ist ein Teilbereich im Konglomerat der grossen Fosun-Gruppe.»

Normalerweise zögern chinesische Firmen

Wie muss man sich diese Gespräche der Wirtschaftsförderung Luzern mit einem Riesen aus der chinesischen Wirtschaftswelt vorstellen? Willimann sagt: «Bei Fosun ging das relativ zügig. Das ist eigentlich untypisch, normalerweise ziehen sich Gespräche mit chinesischen Firmen hin.» Die bereits globale Tätigkeit und internationale Erfahrung von Fosun habe die Angelegenheit sicherlich erleichtert und beschleunigt.

«Wirtschaftsförderung und Politik müssen sich in China ergänzen und gemeinsam an einem Strang ziehen.»

Robert Küng, Regierungsrat

Die wirtschaftliche Ebene ist das eine. Die Politik spielt jedoch genauso eine Rolle. Und damit auch der Luzerner Volkswirtschaftsdirektor Robert Küng. Auf dem beruflichen Online-Netzwerk «LinkedIn» hat er ein Foto gepostet, das ihn gemeinsam mit dem Direktor der Luzerner Wirtschaftsförderung, Walter Stalder, und der Fosun-Spitze zeigt. Das Treffen fand diesen Herbst in China statt. Fosun war jedoch nicht der Hauptgrund für die fünftägige Reise der beiden Luzerner Wirtschafts-Oberhäupter, der Standortentscheid Pro Luzern stand schon vor dem Besuch fest.

Robert Küng sieht sich bestätigt

Regierungsrat Robert Küng erklärt, dass der Kanton Luzern seit 2010 freundschaftliche Beziehungen zur chinesischen Provinz Jiangsu pflegt. «In diesem Zusammenhang finden gegenseitige Besuche statt, um den wirtschaftlichen Austausch anzukurbeln», so Küng. «Wirtschaftsförderung und Politik müssen sich in China ergänzen und gemeinsam an einem Strang ziehen.»

Küng freut sich, dass das Unternehmen nach Luzern kommt. «Es zeigt sich, dass Luzern gute Rahmenbedingungen für Unternehmen schafft und mit seinem weltweit bekannten Namen ein attraktiver Standort ist.» Die Luzerner Steuerpolitik gibt nach wie vor zu reden. Folglich sieht sich Küng in der Strategie bekräftigt. «Die Ansiedlung hat eine Signalwirkung für weitere chinesische Firmen und ist eine Bestätigung der Steuerpolitik», sagt Küng. Nebst sicheren Arbeitsplätzen würden auch die Investitionen und das Steuersubstrat im Fokus stehen.

Haben sich weitere Türen geöffnet?

Dass Küngs Besuch in China bestimmt nicht geschadet hat, bestätigt auch Rouven Willimann. «China ist von der Politik geprägt und gesteuert, es ist wichtig, Vertrauen zu schaffen.» Die Chinesen seien oft schon in Luzern zu Gast gewesen. «Jetzt war Robert Küng in China. Solche Auslandsreisen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung finden jedoch höchstens alle zwei, drei Jahre statt.»

Nebst der konkreten Ansiedlung von Fosun ging es vor allem um Beziehungspflege auf politischer Ebene. «Es wäre wünschenswert, wenn sich durch den Besuch weitere Türen öffnen», erklärt Willimann.

«Google startete in Zürich anfänglich mit drei Mitarbeitern.»

Rouven Willimann, Wirtschaftsförderung Luzern

Ist ein Besuch des Volkswirtschaftsdirektors und das grosse Engagement der Wirtschaftsförderung nicht etwas gar viel Aufwand, um im Kanton Luzern zehn Arbeitsplätze schaffen zu können? Willimann sagt: «Wir haben ein klares Auftragsmandat vom Kanton Luzern. Für solche Erfolge wie die Ansiedlung von Fosun arbeiten wir. Und wir erhoffen uns natürlich eine gewisse Sogwirkung auf weitere Firmen durch die Ansiedlung eines so renommierten Unternehmens.» Ausserdem sei die Anzahl Arbeitsplätze ja nicht in Stein gemeisselt. «Google startete in Zürich anfänglich mit drei Mitarbeitern», erklärt Willimann. 

Die Luzerner Bevölkerung soll von der Wertschöpfung von Fosun profitieren. Prognosen, wie viele Steuern dereinst in die Luzerner Staatskassen fliessen, liessen sich heute noch keine machen. Die Hoffnung, dass Fosun dereinst ein guter Steuerzahler wird, ist jedoch vorhanden.

Und schafft die Firma tatsächlich auch Arbeitsplätze für Luzerner oder nimmt die Firma einfach zehn Chinesen mit? Willimann sagt: «Als General Manager wurde ein Pole verpflichtet, der bereits für Fosun tätig war. Wir gehen davon aus, dass die anderen Stellen vorwiegend durch Schweizer oder Europäer besetzt werden.»

Fosun: Buntes Imperium an Beteiligungen

Guo Guangchang, Chef der Fosun-Gruppe, ist ein grosser Fisch der chinesischen Wirtschaftsszene. Der Multimilliardär wird von Forbes auf Platz 22 der reichsten Männer der Volksrepublik geführt. Sein Vermögen wird auf rund 6 Milliarden Dollar geschätzt. Guangchang gilt in seinen Auftritten als eher bescheiden. Im Gegensatz zu den mit grossen Starallüren und 28 Milliarden Dollar ausgestatteten Jack Ma, dem Gründer der Internet-Plattform Alibaba.

Reich geworden ist der aus armen Verhältnissen stammende Guo durch seine Beteiligungsfirma Fosun. 1992 gründete er diese mit drei Kommilitonen und einem Startkapital von 4’000 Dollar.

Fosun-Mitbegründer Guo Guangchang.

Fosun-Mitbegründer Guo Guangchang.

(Bild: Facebook/ Guo Guangchang)

Fosun setzte auf den chinesischen Arzneimarkt und stieg bei jungen Pharmafirmen ein. Später stieg man ins Immobilienbusiness ein und zuletzt in den Rohstoffhandel. Die Gesellschaft wuchs in kürzester Zeit zu einem riesigen Konglomerat von Firmen und Beteiligungen der unterschiedlichsten Branchen.

Es ist ein ähnlich buntes Imperium wie Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft des amerikanischen Originals Warren Buffett, mit der Guo seine Gesellschaft gern vergleicht. Nur ist das chinesische Investment-Konglomerat nicht ganz so durchsichtig.

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