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Künftig sollen auch Jugendliche mitbestimmen

Stimmrechtsalter 16 bewegt in Luzern Jung und Alt

Im Kanton Luzern sollen künftig bereits 16-Jährige ein Abstimmungs-Couvert erhalten. (Bild: ber)

Die Frage nach Mitbestimmung in der Politik ist nicht neu. Schon in der Antike war es nur einem kleinen Teil der Bevölkerung erlaubt, am politischen Geschehen teilzunehmen. Tausende Jahre später sind wir zwar einen Schritt weiter, aber noch nicht am Ziel. Zwar dürfen jetzt auch Frauen Teil der Politik sein, andere Bevölkerungsgruppen sind aber weiterhin ausgeschlossen.

Mit 14 Jahren hatte ich einen grossen Wunsch. Ich wollte endlich auch ein Abstimmungs-Couvert erhalten und ausfüllen, wie meine Eltern. Leider musste ich zu diesem Zeitpunkt noch vier lange Jahre warten, bis es endlich so weit war. Als das lang ersehnte Couvert auch für mich in den Briefkasten geflattert ist, habe ich mich riesig gefreut.

Seit diesem Tag ist das Abstimmungs-Couvert ersehnte Post und ich freue mich, dass ich so am politischen Geschehen mitarbeiten darf. Ich bin bestimmt kein Einzelfall. Und deswegen finde ich es umso wichtiger, dass es im Kanton Luzern nun eine Bewegung gibt, welche das Stimmrechtsalter 16 ermöglichen will. Denn mit der Annahme des Stimmrechtsalter 16 können wir weitaus mehr gewinnen als verlieren.

Politik durch «learning by doing»

Ich gebe zu, Politik ist nicht einfach. Politik ist vor allem «learning by doing». Je länger wir das politische Geschehen mitverfolgen, mitdenken und mitbestimmen, desto geläufiger wird uns die Politik. Ich will damit nicht sagen, dass Politik mit der Zeit einfacher wird, sondern dass man sich an gewisse Abläufe gewöhnt und bestimmte Vorlagen verständlicher werden. Aber dies braucht Zeit.

Das Stimmrechtsalter 16 gibt jenen Personen, die Interesse an Politik haben oder aufbauen möchten, früher die Möglichkeit einzusteigen. Die Teilnahme ist eng mit dem Interesse an der Politik verknüpft. Stellen Sie sich vor, sie lesen gerne leckere Kuchenrezepte, dürfen aber den Kuchen danach nicht backen. Unvorstellbar. So ist es auch mit der Politik: Zwar sind Jugendliche Teil der Bevölkerung, zu sagen haben sie aber nur wenig.

Demokratie aktiv leben

Auch wenn der historische Begriff «demos» mit «Volk» übersetzt werden kann, war in der Vergangenheit noch selten die ganze Bevölkerung einer Demokratie in die politischen Prozesse miteinbezogen. So auch 2022 (noch) nicht. Jugendliche haben keine Möglichkeit, sich am politischen Geschehen zu beteiligen.

Klar, es gibt Jungparteien, Jugendparlamente, Sport- und Musikvereine usw. Aber die demokratische Mitbestimmung über ihre Zukunft fehlt weiterhin. Mit der Einführung des Stimmrechtsalter 16 haben wir die Möglichkeit, der Jugend ein bisschen Demokratie zuzusprechen. Ihnen die Chance zu geben, über ihre Zukunft mitzuentscheiden.

«16-Jährige haben bloss Blödsinn im Kopf»

Nicht alle finden das Stimmrechtsalter 16 eine gute Sache. Meist geht es um Argumente wie «gleiche Rechte – gleiche Pflichten» oder die Trennung des aktiven und passiven Stimmrechts. Hauptsächlich höre ich aber ein Argument: «16-Jährige möchten doch noch gar nicht abstimmen, die haben anderen Blödsinn im Kopf.» Da muss ich doch ein wenig den Kopf schütteln. Seit wann ist denn die Einführung eines Rechts mit dessen zwingender Wahrnehmung verknüpft?

Natürlich gibt es Jugendliche, die sich mit 16 Jahren nicht für Politik interessieren. Aber es gibt auch 40-Jährige oder 70-Jährige, die kein Interesse an Politik haben. Das Wahrnehmen von Rechten ist meiner Meinung nach irrelevant für deren Einführen. Es geht um die Möglichkeit, das politische Geschehen mitbestimmen zu können. Um das Schaffen einer Chance für Menschen, die (noch) nicht mitreden dürfen.

Fazit: Keine Nachteile beim Stimmrechtsalter 16

Wie bei fast jedem politischen Thema gibt es befürwortende und ablehnende Stimmen. Das eine Lager kann einen Sieg verzeichnen, das andere Lager verliert. Im Unterschied zu anderen politischen Themen gibt es bei der Einführung des Stimmrechtsalters 16 jedoch keine Nachteile. Es werden weder Rechte eingeschränkt noch Sparmassnahmen beschlossen oder Steuern erhöht.

Ein Ja zum Stimmrechtsalter 16 tut niemandem weh. Es werden Möglichkeiten geschaffen. Personen ab 16 Jahren sollen mit dieser Initiative die Chancen erhalten, am politischen Leben teilzuhaben und mitzubestimmen. Mein jüngeres Ich hätte auf jeden Fall Freude gehabt.

Verwendete Quellen
  • Artikel zum Stimmrechtsalter 16 des Dachverbandes Schweizer Jugendparlament
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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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