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Gäste aus nah und fern – das braucht Luzern

Auch Car-Touristen gehören zu Luzern

Wie soll die «Vision Tourismus 2030» der Stadt Luzern aussehen? (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Seit der Corona-Pandemie leidet der Tourismus in Luzern, die Branche wird sich wohl erst 2023 wieder erholt haben. Im Rahmen der «Vision Tourismus 2030» will sich die Stadt intensiv mit der Zukunft des Luzerner Tourismus auseinandersetzen. Politbloggerin Karin Stadelmann schreibt in ihrem Blogpost über ihre Visionen, Probleme und die Rolle der Stadt Luzern.

Seit Sommer 2020 spüren wir, was es heisst, wenn unsere schöne Stadt nur noch von ein paar wenigen Touristinnen besucht wird. Die Kappelbrücke kann zu jeder beliebigen Uhrzeit passiert werden, am Sonntag aufs Schiff – kein Problem sowie am Samstag an den Markt, ohne jemandem auf Englisch zu erklären, wo denn das «Lion Monument» zu finden ist. Der Schwanenplatz wirkt fast wie ein ehemaliges Filmset, von dem man sich erzählt, dass da mal was los war. Das Wort «Overtourismus» rückt deutlich in die Ferne.

Die Branche wird sich wohl frühestens 2023 erholt haben – wenn nicht gar später. Für die lokale Wirtschaft und die Hotellerie und Gastronomie ist das existenzbedrohend, Arbeitsplätze gehen verloren oder können wegen der unsicheren Lage nicht mehr besetzt werden. Persönlich finde ich es beklemmend, wenn die Innenstadt, Hotels, Restaurants und auch der Schwanenplatz so leer sind. Der internationale Glanz mit Gästen aus aller Welt gehört für mich genauso zu Luzern wie das städtisch-ländliche Flair mit lokalen Besucherinnen.  

Wie würde eine Tourismus-Vision nach unseren Wünschen aussehen?

Umso wichtiger ist es, dass die Stadt sich intensiv mit der Zukunft unseres Tourismus auseinandersetzt. Das macht sie im Rahmen der «Vision Tourismus 2030». Der Prozess ist partizipativ ausgestaltet, man holt viele Akteure mehrmals an einen Tisch. Eine gute Idee, die aber auch Risiken birgt. Viele Meinungen, Bedürfnisse und Vorstellungen müssen unter einen Hut bzw. in eine Vision gebracht werden. Keine einfache Aufgabe für den Stadtrat. In Tourismus-, Wirtschafts- und politischen Kreisen wird deshalb mit Spannung erwartet, was dieser Prozess nun im Winter zutage führen wird.

Einig sind wir uns womöglich darin, dass wir gerne wieder in grösserer Zahl – als jetzt! – internationale Gäste begrüssen wollen. Dass wir von allen Generationen besucht werden, aber auch für alle Portemonnaies etwas bieten. Dass wir unsere Angebotsvielfalt von Kultur, Kulinarik und grösseren und kleineren Aktivitäten beibehalten. Der Konsum von Luxus gehört genauso zu Luzern wie das Kaufen von Souvenirs und die Fahrt auf dem Vierwaldstättersee. Wir wollen weiterhin als weltoffene Stadt gelten. Jeder soll willkommen sein, aber auch etwas von unserer Kultur kennenlernen.

In welchen Bereichen des Tourismus gibt’s Probleme?

Ein Thema, das immer wieder zur Sprache kommt, ist die zu hohe Verkehrskonzentration auf dem Schwanenplatz. Dieses Problem ist erkannt, die Stadt und das Parlament bemühen sich um eine Car-Lösung. Hier gilt es aus meiner Sicht noch sicherzustellen, dass man auch in kurzen Distanzen und bei weniger Zeit einiges von Luzern sehen kann. Touristen, die mit dem Car nur ein paar Stunden da sind, gehören auch zu uns, genauso wie jene Gäste, die länger bleiben. Zudem, und das wird wohl für uns in Zukunft wichtig, wollen wir, dass die Gäste von nah und fern auch wiederkommen. Hierzu müssten wir uns womöglich verstärkter mit weiteren Orten in und um die Stadt Luzern präsentieren. So können alle von den Touristen profitieren.

Ein Besuch im Städtli Sursee oder Willisau, einen Ausflug auf den Pilatus an einem Tag und eine Wanderung in Sörenberg am nächsten. Abends ins Konzert, in ein feines Restaurant oder eine Bar. Viele von uns wünschen sich wohl auch mehr Nachhaltigkeit im Tourismus. Hierfür gibt es kleinere und grössere Elemente, die beachtet werden müssen.

Welche Rolle hat die Stadt Luzern?

Der ÖV ist wichtig. Mit dem Car anzureisen, darf aber nicht nur als schlecht bewertet werden. Vielleicht wäre zukünftig eine freiwillige CO₂-Abgabe denkbar, nebst Kurtaxe. Aber die Ausarbeitung dieser Vision braucht Zeit. Zuerst ist es essenziell, dass wir wieder rege besucht werden! Ich bin mir sicher, Anbieter und Tourismusexpertinnen hatten und haben viele weitere innovative Ideen. Daher ist es gut, wenn die Stadt sich diese anhört und darauf basierend eine Vision erstellt. Die Frage stellt sich, welche Rolle die Stadt für sich in dieser Vision vorsieht?

Die Stadt kann dazu beitragen, dass neue Ideen gefördert oder bisherige Angebote weiterhin ermöglicht werden. Sie kann und muss – und das ist wohl auch eine ihrer Kernaufträge – dafür sorgen, dass die Meinungen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung bezüglich Tourismus sichtbar werden. Sie sollte die Entwicklungen in Stadt, Kanton und in den angrenzenden Regionen beobachten und, wenn nötig, den Dialog suchen oder Veränderungen anstossen. Die Stadt sollte sich ausserdem für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen.

Aber die konkrete Umsetzung verschiedener Massnahmen sollte sie grossmehrheitlich den Anbieterinnen überlassen. Denn auch hier ist ein ausgewogener Mix nötig. Wenn diese Ziele erreicht werden, dürfen wir hoffen, dass die Vision in Zukunft Realität wird und die Leuchtenstadt einen starken Tourismus aufweist.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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7 Kommentare
  • Profilfoto von hegard
    hegard, 20.09.2021, 08:45 Uhr

    Ich vermisse die Touristen nicht.
    Schon gar nicht die Giftshop Bustouristen, die uns irgendein Virus hinterlassen.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 16.09.2021, 14:48 Uhr

    Wir? Frau Stadelmann soll doch bitte nur für sich selbst sprechen. «Wir» ist ein Plural, und die Gruppe von Hardcore-Massentourismus- und Car-Fans besteht vor allem aus den bekannten Uhren- und Souvenirverkäufern. Deren Lieblingswort ist natürlich «weltoffen». Wie beim Kommittee «Weltoffenes Zürich», einer harten Flughafen-Lobbyorganisation («Wer Nachanflüge und Fluglärm doof findet, ist nicht weltoffen, im Fall»). Item. Den Tourismus den Anbietern zu überlassen, weil diese angeblich am besten wissen, was für «uns» alle gut ist … nein danke, das hat offensichtlich nicht funktioniert. Vielfalt, Nachhaltigkeit und neue Angebote: sehr gerne. Aber zuerst muss der alte und stinkende Zopf namens Car-Massentourismus abgeschnitten werden.

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  • Profilfoto von Silvia Wirz
    Silvia Wirz, 16.09.2021, 14:35 Uhr

    Ein unbedarftes, naives Textlein, das an jedem Gymnasium mit einer ungenügenden Noten bewertet werden würde. Argumentativ schwach. Frau Stadelmann scheint verkehrstechnisch zudem immer noch im Entlebuch verhaftet zu sein.

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    • Profilfoto von Thomas Aeberhart
      Thomas Aeberhart, 16.09.2021, 14:54 Uhr

      Ihr Kommentar ist nicht besser. Keinerlei Argumentation, stattdessen beissende Kritik. Und auch stilistisch kein Reisser. Das gäbe wohl eine Note 2. Warum machen Sie es nicht besser?

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      • Profilfoto von B Suter
        B Suter, 16.09.2021, 16:55 Uhr

        @Thomas Aeberhart: Sehr schön den Spiegel vorgehalten. Das gibt einen Sticker ins Büchlein!

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 16.09.2021, 14:32 Uhr

    Man merkt schon, dass gewisse Politiker am Bestehenden unbedingt festhalten wollen. Man macht ein paar proforma Vorschläge, welche jedoch nichts, aber auch gar nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Schade, dass die Pandemie nicht wirklich dazu führt, dass sich Casagrande-Gläubiger nicht endlich von diesem Billigtourismus abwenden. In zehn Tagen durch Europa ist nicht mehr zeitgemäss und ein ökologischer Blödsinn par exellance. Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Stadtluzerner Bevölkerung dies nicht mehr will. Es ist an der Zeit, dass darüber in der Stadt abgestimmt wird.

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  • Profilfoto von Libero
    Libero, 16.09.2021, 12:44 Uhr

    Frau Stadelmann wirkt erfrischend, politisiert immer noch für die CVP als Präsidentin in der Stadt und Vizepräsidentin bim Kanton.
    Ihre Webseite hat noch nicht zur Mitte gewechselt.
    Ob und welche Touristen wirklich zu uns gehören müsste sie ihre Wähler*innen fragen.
    Gut finde ich die Idee die ganzen Touristenströme mit dem Carverkehr auf die Region inklusive Sursi und Willisau zu verteilen.
    Es stellt sich klar die Frage was die Stadt dazu beitragen kann, neue Ideen zu fördern und welche bisherigen Angebote möglich sind.
    Wer ist die Stadt?
    Das sind doch wir gewöhnliche Mitbewohner, fleissige Steuerzahler und kritische Stimmbürger.

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