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Baugebietsgrenzen in der Stadt Luzern

Am Siedlungsrand zählt die Biodiversität noch mehr

Einst Stadtrand, heute mitten in der Stadt – die Museggmauer. (Bild: cim)

Mit dem Wachstum der Siedlungen hat sich das Gesicht des Stadtrandes stark verändert. Wie war das früher und wie ist es heute rund um die Stadt Luzern?

Früher war das ganz einfach und übersichtlich. Eine Stadt war meist von einer Stadtmauer umschlossen als Schutz vor feindlichen Angriffen und unliebsamen Gästen. Ausserhalb der Mauer befanden sich oft Gärten für die Selbstversorgung von Stadtbewohnern. Im weiteren Umkreis lagen zerstreut Bauernhöfe, zumindest im Raum Luzern. Die äussere Wehranlage von Luzern – die Museggmauer – begrenzte die Nordseite der Stadt. Es gab auch einen inneren Ring einer Stadtbefestigung, die die ganze Stadt einfasste.

Zunahme der Bevölkerung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung in der Stadt Luzern beträchtlich. Der zunehmende Fremdenverkehr zog viele Arbeitsuchende an. Der Wohnraum wurde knapp. Eine rege Bautätigkeit setzte ein – die Siedlungen ergossen sich in die Landschaft; meist strukturlos und zufällig, ohne grosse Rücksicht auf die Landschaft. Es dauerte eine Weile, bis die Raum- und Stadtplanung ordnend einzugreifen versuchte.

Noch heute zeugen – nicht nur in Luzern – viele Quartiere von dieser Überbauungsweise. Trotz allem aber überlebte die Museggmauer den Bauboom grossenteils unbeschadet. Lediglich der äussere Weggisturm und rund 40 Meter der Mauer sind verschwunden. Heute steht die mittelalterliche Befestigung inmitten der Stadt.

Im Siedlungsbrei verwischen die Grenzen

Ihr Überleben verdankt sie auch dem Umstand, dass man mit dem Bau Macht demonstrieren wollte. Durch ihre Bauweise wurde sie zur Zierde der Stadt und ist seit 1964 denkmalgeschützt. Der innere Ring der Stadtbefestigung dagegen ist mit Ausnahme von zwei Türmen komplett verschwunden.

Der Stadtrand ist vielerorts nicht mehr erkennbar. Die Gemeinden sind zusammengewachsen zu einem Siedlungsbrei, Grenzen führen mitten durch Quartiere. Wie sieht es mit den städtischen Siedlungsrändern aus, die an Kulturland oder an den Wald grenzen? Die ausgedehntesten Grünflächen befinden sich am Dietschiberg und am Littauerberg. Quartiere an Waldrändern gibt es etliche wie beim Bireggwald und dem Gütschwald.

Der Siedlungsrand verdient mehr Beachtung

Dem Bereich zwischen Siedlungsrand und Kulturland wird oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ein fliessender Übergang in die unbebaute Landschaft ist nicht nur aus ästhetischen Gründen von Bedeutung. Dieser Raum hat grosses Potenzial für die Förderung der Biodiversität. Zudem trägt er zur Vernetzung von Grünräumen bei, wie sie im Vernetzungsprojekt angestrebt wird (zentralplus berichtete).

Eine naturnahe Gestaltung bringt auch den Quartieren einen Mehrwert. Besonders dann, wenn innerhalb der Quartiere ebenfalls Nischen für Tiere und Pflanzen erhalten, aufgewertet oder neu geschaffen werden und mit dem Siedlungsrand verbunden sind. 

Winterliche Idylle am Stadtrand. (Bild: cim)

Waldränder werden unterschätzt

Wichtige Lebensräume für eine Vielzahl von Tieren bieten Waldränder, die strukturreich und stufig sind; das heisst, Büsche und ein Krautsaum sind den Bäumen vorgelagert.

Im Zonenplan ist eine statistische Waldgrenze festgelegt. Doch der Wald wächst immer wieder über diese Grenze. Um den Waldabstand zu sichern, muss gerodet werden. Oft wird wenig darauf geachtet, dass der Waldrand naturnah bleibt. Hohe Bäume mit spärlichem Unterholz stehen dann am Rand. Dadurch fehlen ideale Unterschlupfmöglichkeiten für Tiere.

Viel beitragen können Privatpersonen, deren Liegenschaften an Wald grenzt. Ein naturnaher Garten mit einer artenreichen, standortgerechten Bepflanzung am Waldrand ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch ein willkommenes Refugium beispielsweise für Igel, Schmetterlinge und Vögel.

Kein optimaler Waldrand – es fehlen niedere Büsche. (Bild: cim)
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