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So ändert sich das Führungsverhalten als Mutter

Wie mich meine Kinder als Führungsperson weiterbringen

Ihre Führungskompetenzen kann Olivia auch in der Erziehung anwenden – und dabei ausbauen. (Bild: Symbolbild: Pexels)

Vor knapp 20 Jahren durfte ich meine ersten Führungserfahrungen sammeln. Aus den Tritten in die Fettnäpfchen der Mitarbeiterführung habe ich gelernt und bin überzeugt, dass mich die Erziehung meiner Kinder weiterbringt als jeder Leadershipkurs, was denkst du darüber?

Meine ersten beruflichen Führungserfahrungen sammelte ich vor knapp 20 Jahren. Ohne Leadershipkurs war ich plötzlich mit Mitarbeiterführung konfrontiert. Ich schäme mich heute noch, wie ich auf inhaltlichen Details, wie korrekten Buchungssätzen rumgeritten bin und noch kein Gefühl für Führung hatte. Der Zufall wollte es, dass ich auch bei meinem nächsten Job, in einer Stabsstelle, am vierten Arbeitstag plötzlich interimistisch die Stelle als Finanzchefin antreten durfte.

Die langjährigen Mitarbeitenden waren alles andere als begeistert, als plötzlich eine 24-jährige, welche neu in der Firma war, mit ihnen ihre Abteilung führen sollte. Die Überbrückungszeit wurde harzig, Support der Geschäftsleitung war spärlich vorhanden und so endete diese, dennoch spannende, Zeit eher in einem Fiasko, mit vielen Erkenntnissen für meinen Führungsrucksack.

Die Geburt als Neustart

Mit der Geburt unseres Sohnes vor 13 Jahren kam jedoch eine gänzlich neue Sicht auf die Führung von Mitarbeitenden hinzu. In meinem Gehirn waren die Themen «Führungskompetenz in der Arbeitswelt» und «Erziehung» in zwei verschiedenen Schubladen einsortiert. Je anspruchsvoller die Erziehung, die Auseinandersetzung auch mit meiner eigenen Vergangenheit wurde, desto klarer wurde mir jedoch, dass diese zwei Themen doch sehr wohl einen Zusammenhang haben.

Bei einem geschäftlichen Weihnachtsanlass lernte ich vor einigen Jahren, die Kinder des CEO kennen. Dabei fiel mir auf, dass der Erziehungsstil seiner Kinder seinem Führungsstil im Geschäft entsprach. Nach dieser Begegnung verinnerlichte ich mir folgenden Satz: «Zeig mir deine Kinder und ich kann beurteilen, wie dein Führungsverhalten im beruflichen Kontext ist.» Diesen Input nahm ich als Anlass, auch mein Führungsverhalten genauer zu beobachten.

Übung macht den Meister

Im Verlaufe der Jahre hatte ich noch einige Jobs mit Mitarbeiterführung inne, aber als ich vor bald vier Jahren den Job wechselte, war für mich der Inhalt des Jobs wichtiger als die personelle Führung. Immer wieder wurde ich von Verwandten und Freunden gefragt, wieso ich auf meiner Karriereleiter wieder eine «Stufe zurückging». Irgendwie konnte ich ihre Fragen nicht nachvollziehen. Mit drei Kindern zu Hause war doch mein Spielplatz für Führung sehr gross und ich konnte täglich meine Leadershipkompetenz einsetzen. Unsere Kinder lieferten uns als «Spiegel» unserer Führungsfähigkeiten täglich Feedback.

Elternschaft als Kompetenz

«Es ist ja bereits einige Jahre her, seit du das letzte Mal direkt Mitarbeitende geführt hast», entgegnete mir eine Arbeitskollegin kürzlich. Wahrscheinlich schaute ich sie mit offenem Mund an, da ich überhaupt nicht verstehen wollte, wie sie solch eine Aussage machen konnte.

Täglich, nach einem strengen Arbeitstag, die letzten Pendenzen noch in meinem Hirn rumschwirrend, zu Hause drei Kinder am Abend begleiten, zu Bett bringen, ihre Bedürfnisse wahrnehmen, die kommenden Tage planen… Sind denn das keine Kompetenzen, welche mich als Arbeitnehmerin auf dem Arbeitsmarkt attraktiv machen?

So kam es, dass ich einige Tage danach online auf einen Artikel zum Thema «Elternschaft als Kompetenz» stiess. Hier wurde erläutert, dass viele Unternehmen mittlerweile die Fähigkeiten und Erfahrungen, welche Eltern mitbringen, gezielt suchen. Glücklich erzählte ich meinem Mann von diesem Bericht, welcher meine Meinung untermauerte. Übrigens nennt man diesen elterlichen Erfahrungsschatz auf Neudeutsch: «Parental Leadership»

Mut der Generation Z

Bei einer Diskussion mit meinem Teenagersohn entgegnete er mir: «Mami, ich weiss nicht, was bei dir im Büro los ist, aber wir können nichts dafür.» Pafff, das hat gesessen! Etwas benommen verliess ich sein Zimmer. Wie um Himmels willen kommt er dazu, mir so was zu sagen, schwirrte mir im Kopf herum. So brauchte ich einige Minuten für mich alleine, um seine Aussage zu reflektieren, ich wollte sein Kommentar nicht einfach so im Raum stehen lassen. Langsam dämmerte es mir. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber er hatte absolut recht, er hatte ins Schwarze getroffen. Es lag mir etwas auf dem Herzen, was ich nun endlich anpacken musste und er gab mir den Anstoss.

Ruhig und sachlich konnten wir gemeinsam über unseren Streit diskutieren. «Gäll ech be muetig, dass ech so öpis troue z’säge!» meinte er voller Stolz.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Julia Weber Zulauf
    Julia Weber Zulauf, 28.05.2023, 22:56 Uhr

    Wie wahr, oft vergleiche auch ich eine gute Personalführung mit einfühlsamen Eltern. Eine eigene Linie zu haben ist in beiden Fällen essenziell& es gibt erstaunlich viele Paralellen. Danke für deinen Input.

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