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Ein Jahr lang: «Ich bleibe zu Hause.»

Was tun? Mein Kind will nicht in den Kindergarten

Nicht alle Kinder freuen sich auf den Kindergarten. (Bild: pexels)

Ein Jahr lang teilte unsere Tochter uns mit, dass sie nicht in den Kindergarten gehen möchte. Doch das Pflicht-«Chindsgi»-Jahr rückte näher und so mussten wir uns wohl oder übel alle damit auseinandersetzen. Die Reise ging für mich als Mutter weiter als erwartet und endete leichter als gedacht.

«Ich will nicht in den Kindergarten!» – Zitat meiner Tochter, ein Jahr lang. Ich bat die Nachbarsmädchen immer wieder, meiner Tochter zu erzählen, wie sehr es ihnen im Kindergarten gefällt. Und das taten sie auch bereitwillig, da sie wirklich gerne hingehen. Ich zeigte ihr, wie schön der Kindergarten gelegen ist, direkt am Waldrand. Doch all das interessierte mein Töchterchen nicht, sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie zu Hause bleiben will.

Ich wusste, dass Druck machen und ihr sagen, sie müsse aber in den Kindergarten gehen, nichts bringen würde, so gut kannte ich meine Grosse mittlerweile. Also antwortete ich immer: «Das hat ja auch noch Zeit.» Natürlich wurde sie ständig von anderen Erwachsenen gefragt: «Du freust dich bestimmt, endlich in den Kindergarten gehen zu dürfen!» Lieb gemeint, aber leider bestärkte dies meine Tochter nur jedes Mal mit noch mehr zu antworten: «Nein! Ich gehe da nicht hin. Ich will zu Hause bleiben.»

Kann das Kind zu Hause bleiben?

Jein. Wenn man das Glück hat, die kantonalen Bestimmungen (die von Kanton zu Kanton wirklich sehr grosse Unterschiede aufweisen) zu erfüllen und nebenbei auch noch «vörig» Zeit und Geld hat, ja. An letzteren beiden mangelt es bei berufstätigen Eltern, von denen eine Person auch noch fast Vollzeit studiert, einfach fast immer.

Die Ressourcen, die wir haben, möchten wir gerne für eine unbeschwerte Zeit mit unseren Kindern nutzen. Ein solch grosses Projekt wie Homeschooling überschreitet unsere momentane Kapazität. Also Nein, unser Kind kann nicht zu Hause bleiben.  

Liegt’s an mir?

Ich nahm mir einen Moment Zeit und reflektierte mich selbst und meine Einstellung zum Schulsystem. Da erkannte ich meine eigenen Widerstände und unverheilten Wunden aus der Primarschulzeit. Ich arbeitete diese verletzten Gefühle auf, bis ich mit mir ins Reine kam und meiner Tochter mit gutem Gefühl sagen konnte:

«Weisst du, ich freue mich für dich, dass du nun bald in den Kindergarten gehen kannst. Ich freue mich für dich, weil du da ganz viel Neues entdecken kannst, von dem du mir dann erzählen kannst. Ich freue mich für dich, weil du neue Freundschaften schliessen kannst. Und ich freue mich für dich, dass du die Möglichkeit hast, dich selbst in einer ganz anderen Umgebung neu kennenzulernen.» Meine Tochter reagierte nicht sonderlich darauf und wir beliessen es bei diesem Gespräch; doch ich hatte das Gefühl zu bemerken, wie ihr innerer Widerstand kleiner wurde.

Spiel-Ecke brachte die Wende

Dann endlich kam der Tag, an dem wir dem Kindergarten einen Besuch abstatten konnten. Innerhalb kürzester Zeit entdeckte sie die Playmobil-Ecke und von da an war alles super. Nun erzählt sie stolz allen, dass sie sich auf den Kindergarten freut, weil man da nämlich Playmobil spielen kann. So einfach geht es manchmal. Ich hoffe sehr fest, dass die Euphorie für die Playmobil-Ecke auch die Eingewöhnungszeit im Chindsgi zu überbrücken vermag und bin schon sehr gespannt auf Ende August.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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